Sowohl der Selbstwert als auch soziale Vergleichsprozesse sind für jeden Menschen auf dieser Welt ein relevantes Thema. Für die meisten von uns jedoch ausschließlich unbewusst. In dieser Folge soll deshalb etwas Licht in's Dunkle geworfen werden.
Aufwärts- und Abwärtsvergleiche
Nach Festingers Theorie des Sozialen Vergleichs (1954) gelingt es Menschen anhand des Vergleichs mit anderen, Informationen über das eigene Selbst und die Umwelt zu erhalten. Guyer und Vaughan-Johnston (2018, S. 2) fassten die Forschung der letzten Jahrzehnte zu Festingers Theorie der sozialen Vergleichsprozesse zusammen. Sie kamen zu dem Schluss, dass soziale Vergleiche für Personen eine selbstwertdienliche Funktion haben können. Menschen können sich somit selbst vor Verletzungen schützen, indem sie gewisse Vergleiche als weniger bedeutsam einstufen. Da das Ergebnis der selbstwertdienlichen Selbsteinschätzung naturgemäß subjektiv verzerrt ist, spielt eine möglichst große Akkuratesse hierbei eine untergeordnete Rolle.
Aufwärtsvergleiche beziehen sich auf solche Vergleichsprozesse, bei denen sich Personen mit anderen vergleichen, die sie in Bezug auf eine bestimmte Dimension als überlegen wahrnehmen (z. B. „Sie hat eine bessere Ausdauer als ich.“). Diese Art des Vergleichs wird oft zur Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten genutzt.
Bei Abwärtsvergleichen vergleichen sich Menschen mit anderen Personen, die ihnen in einer bestimmten Dimension unterlegen sind (z. B. im kochen). Das Bewusstsein, im Vergleich zu anderen gut kochen zu können, kann dazu dienen, das subjektive Wohlbefinden zu fördern. Personen bevorzugen Abwärtsvergleiche, da diese sich nicht negativ auf das Selbstwertgefühl auswirken können.
Auf- und Abwertungsprozesse
Das Selbstwertgefühl kann ebenfalls durch Auf- und Abwertungsprozesse gestärkt werden, z. B. durch eine negative Einstellung gegenüber Einstellungsobjekten und eine Abwertung dieser, wenn sie unser Selbstwertgefühl bedrohen (Gollwitzer & Schmitt, 2019, S. 199).
Selbstverifizierung
Menschen sind danach bestrebt, ihre Selbstkonzepte aufrechtzuerhalten. Demnach bevorzugen Personen mit einer positiven Selbstsicht den Umgang mit anderen, die ihr Selbstkonzept positiv verstärken. Genauso suchen Personen mit einer negativen Selbstsicht die Interaktion mit anderen, die sie negativ bewerten. Negative Bewertungen werden von Personen, die ein negatives Selbstkonzept haben, als beruhigend und glaubwürdig wahrgenommen. Gemäß ihres persönlichen Selbstkonzepts fühlen sich Personen nicht nur verstärkt zu Interaktionspartner:Innen hingezogen, welche dieses bestätigen, sie rufen auch bei ihrem Gegenüber entsprechendes Verhalten hervor. Dies kann als selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnet werden. (Selbsterfüllende Prophezeiung: Menschen glauben an ihre subjektiven Vorhersagen und ihr dadurch verursachtes Handeln bewirkt deren Erfüllung.)
Impliziter Selbstwert: Eigenbewertung, verläuft automatisch und unbewusst, wird mit steigender Lebenserfahrung zunehmend stabiler.
Expliziter Selbstwert: Situationsabhängig, unterteilt sich in drei Subdimensionen: leistungsbezogener Selbswert, sozialer Selbswert und Selbstwert, der das Aussehen, bzw. die äußere Erscheinung betrifft.
Ausschnitt aus Nicks Bachelorarbeit:
„Eine Schülerin ist insgesamt zufrieden mit ihrem Aussehen. Weil die meisten Leute aus ihrem sozialen Umfeld Instagram nutzen, beschließt sie sich ebenfalls anzumelden. Innerhalb von zwei Wochen postet das Mädchen drei Fotos, die ihre äußere Erscheinung zeigen. Sie stellt fest, dass sie im Vergleich zu anderen Personen deutlich weniger „Likes" erhält. Infolgedessen könnte sie anfangen darüber nachzudenken, ob sie weniger gut aussieht als die anderen. Würde die Schülerin es bei diesen drei Posts belassen, wäre es wahrscheinlich, dass sich ihre Erfahrung mit der Plattform, die in diesem Fall die Subdimension Appearance self-esteem betrifft, nicht ausschlaggebend auf den impliziten Selbstwert auswirkt. Bei gegenteiliger Reaktion, also dem gesteigerten Nutzerverhalten durch intensivere Selbstdarstellung, und gleichbleibender Resonanz, wäre die Wahrscheinlichkeit für eine Auswirkung größer (vgl. Aspekt der Häufigkeit). Angenommen die Resonanz zu ihrem Aussehen zeichne sich insbesondere in schriftlichen Kommentaren zu ihren Fotos ab und sie würde öffentlich als unattraktiv deklariert werden. Dann könnte sie der situativen Reaktion ihres sozialen Umfeldes einen höheren Stellenwert zuschreiben, wodurch ebenfalls wahrscheinlicher wäre, dass sich ihre Erfahrungen auf den impliziten Selbstwert auswirken.“
Vollständige Bachelorarbeit von Nick Feldmann z. B hier: Soziale Vergleiche auf Instagram und das Selbstwertgefühl der Nutzer. Wie die sozialen Medien unsere Selbstwahrnehmung beeinflussen.
Festinger, L. (1954): A theory of social comparison processes. In: Human relations, 7. Jg., Heft 2, S. 117-140.
Gollwitzer, M.; Schmitt, M. (2019). Sozialpsychologie kompakt. 2. Auflage, Beltz: Weinheim.
Guyer, J.; Vaughan-Johnston, T. (2018): Upward and downward social comparisons: A brief historical overview. (URL: https://www.researchgate.net/publication/323243976_Upward_and_downward_social_comparisons_A_brief_historical_overview [letzter Zugriff: 30.04.2021]).
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