Letzte Woche hat mich ein alter Freund angerufen, um mir mitzuteilen, dass ein gemeinsamer Bekannter verstorben war. Er war ganz plötzlich — ohne jede Vorwarnung — von uns gegangen. Kaum älter als wir beide.
Ich habe keine Angst vor dem Tod. Aber ich mag dieses Lebens sehr. Deshalb hab ich darüber nachgedacht, wie unverhofft schnell diese menschliche Erfahrung auch vorüber sein kann, wie kostbar diese Zeit ist, die wir hier haben.
Es gibt keine Garantie, dass wir den morgigen Tag auch erleben werden. Die einzige Garantie, die wir haben ist, dass wir diesen Körper irgendwann wieder abstreifen werden. Klingt dramatisch, ist aber so.
Wir verleugnen diese Tatsache oft und leben so, als wenn unser menschliches Dasein kein Ende hat. Wir planen unser Leben für eine Zukunft, von der wir nicht wissen, ob wir sie je erleben werden, schließen verschiedenen Versicherungen ab und träumen von einem freieren Leben — nach der Berufstätigkeit.
Als mein Vater vor über zehn Jahren verstorben ist, habe ich es am deutlichsten erlebt, wie der Tod immer noch etwas ist, womit wir große Berührungsängste haben. Wir haben insgesamt nicht gelernt, einen natürlichen und guten Umgang mit dem Thema zu pflegen. Ich denke, dass wir meist Angst vor dem Tod haben, wir aber vor dieser Angst oft weglaufen, sie ignorieren oder vermeiden, sie uns bewusst zu machen.
Wir setzen uns bewusst selten mit dem Tod auseinander. Indirekt bestimmt diese Tatsache, dass unser Dasein endlich ist, unser Leben aber umso mehr. Ich plädiere dafür, dass wir uns viel bewusster und weniger unbewusst mit der Vergänglichkeit der menschlichen Existenz auseinander setzen sollten. Vielleicht hätten wir dann auch sicher keine so große Angst vor dem Tod. Viel mehr noch: Unsere Entscheidungen würden anders ausfallen, unser Mut wäre stärker, die Ehrlichkeit lauter, unsere Furcht geringer und unser unbedingter Wille, ein sinnvolles Leben im Hier und Jetzt zu leben viel, viel vehementer.
Wir können von all dem, was wir an Material in dieser Welt anhäufen nichts mitnehmen wenn wir sterben. Jeder liebevolle Gedanke jedoch ist ewig. Eine Sache, die Menschen mit Nahtoderfahrungen immer wieder betonen ist, dass wenn sie auf dieser anderen Bewusstseinsebene sind, es nur eine Frage gibt, die wirklich zählt: „Hast du dein Leben in Liebe gelebt?“
Was wäre deine jetzige Antwort?
Ich hab keine Angst vor dem Tod. Aber nur, weil ich an den Tod, wie wir ihn aus dem dominanten Diskurs kennen, nicht glaube. Da ist viel Dankbarkeit für dieses Leben, für jeden Tag, jede Minute und jede Sekunde. Meine Angst ist eher, nicht vollkommen lebendig zu sein, zu vergessen, welch ein Geschenk das Leben ist oder zu versäumen, das Leben richtig zu spüren. Ich möchte nie verlernen, auch Risiken einzugehen, um das Leben und alle Chancen zu leben und nutzen. Wir alle verlassen diesen Körper irgendwann wieder, aber vor allem wie wir in der Zwischenzeit sind (liebevoll am besten) und ob wir ein Leben leben, was sich sinnvoll anfühlt, das ist es worauf es ankommt. Letztendlich ist Sterben für mich nur ein Übergang in eine andere Form des Lebens wobei das Leben eine Art Schule darstellt.
Eines, was wir alle als Menschen lernen müssen ist, so Kübler-Ross, bedingungslose Liebe. Auch Ein Kurs in Wundern sagt, dass unsere einzige Aufgabe als Menschen darin besteht, zu vergeben, um zurückzukehren zur Liebe. Ich sage es immer und immer wieder: Die Wahrheit ist eins und kommt zu uns über verschiedene Kanäle. Die Frage ist immer wieder: Bist du bereit zuzuhören und dein Leben dementsprechend zu verändern?
Ich weiß, dass unser Bekannter jetzt wieder dort ist, wohin wir alle zurückkehren werden. Ich weiß, dass er jetzt von einem unsagbar hellem Licht umgeben, bedingungslose Liebe um sich herum spürt. Meine Hoffnung ist, dass er auf sein letztes menschliches Dasein mit Liebe, Freude, Stolz und Dankbarkeit zurückblicken kann und vielleicht sogar jetzt denkt: „Ich hatte eine gutes Leben und bereue nichts.“
Mögest du in Frieden und Freude sein. Wir sehen uns wieder. Davon bin ich überzeugt.
-Für Stefan-
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