Hand aufs Herz: Wer hat schon mal auf der Toilette bei der Arbeit geweint? Aus Wut über die Führungskraft, aus Trauer über ein privates Ereignis, vor Erschöpfung, vielleicht aber auch vor Freude oder Dankbarkeit - einfach weil einen die Gefühle des Tages überrannt haben? All diese Emotionen gehören zum Leben dazu, das würde niemand abstreiten. Trotzdem haben die meisten Menschen das Bedürfnis, sie vor ihren Kolleg*innen zu verstecken: Tränen zu unterdrücken, große Gefühle runterzuschlucken und möglichst „cool“ zu bleiben. Auch im Privaten fällt es vielen schwer, das ganze Spektrum von Empfindungen auszudrücken.
Häufig steckt dahinter eine Form der Scham: Uns wurde systematisch und über viele Jahre hinweg anerzogen, dass große Gefühle im öffentlichen Raum keinen Platz haben. Und das gilt für die gesamte Gefühlspalette: Während Angst, Wut und Trauer schnell mit Schwäche und mangelnder Belastbarkeit verbunden werden, gelten Menschen, die ihre Freude und Liebe für andere kundtun, häufig als kitschig, naiv oder überemotional.
Dabei sind es unsere Emotionen, die uns menschlich machen. Sie schaffen Nähe und bieten den Nährboden für Vertrauen und Innigkeit – und damit für ein Miteinander auf Augenhöhe. Wer Gefühle ständig verdrängt und runterschluckt, kann ernsthaft krank werden – mental wie körperlich.
Deshalb spreche ich in der Podcastfolge #182 darüber, wie wir lernen können, Gefühle zu zeigen, privat und vor allem im Arbeitsleben, auch wenn es uns unangenehm ist. Dabei nehmen wir auch die Perspektive der Außenstehenden ein: Wie kann ich zum Beispiel als Führungskraft damit umgehen, wenn jemand aus meinem Team weint? Wie können wir gemeinsam ein sicheres Umfeld für alle erschaffen, in denen Gefühle offen gezeigt werden dürfen? Und warum kann es mit Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft ein wichtiger Erfolgsfaktor sein, die ganze Bandbreite von Emotionen mit an den Tisch zu bringen?
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