Am 15. Juni 2017 um 10:24 Uhr sah ich von weitem die Stadt. Von einer Anhöhe kurz hinter dem Kloster Farfa konnte ich von weitem Rom sehen und die Kuppel von St. Peter am dunstigen Horizont. Am 25. April war ich zu Fuß in Innsbruck aufgebrochen. Nach 53 Tagen sollte ich am 17. Juni in Rom ankommen. Ich hatte noch zwei Tage zu gehen.
Von weitem die Stadt, nach langem Weg das angestrebte und verheißene Ziel sehen – davon handelt das Fest Allerheiligen. Es ist ein Willkommensfest der Heiligen, das schon vor der Ankunft in jener Stadt beginnt, zu der wir noch unterwegs und in der sie bereits angekommen sind.
In der Heiligen Messe von Allerheiligen betet die Kirche: „Heute schauen wir deine heilige Stadt, unsere Heimat, das himmlische Jerusalem. Dort loben dich auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind. Dorthin pilgern auch wir im Glauben, ermutigt durch ihre Fürsprache und ihr Beispiel und gehen freudig dem Ziel der Verheißung entgegen.“
Auf den Höhen von Farfa blieben mir noch zwei Tage bis zur Ankunft in Rom. Und ich dachte an die unbekannte Reihe von Tagen (vielleicht noch zwei oder hundert oder ein paar tausend) die mir noch bleiben würden bis zur Ankunft an jenem Ziel, an dem wir alle einmal ankommen und vollendet werden sollen.
Allerheiligen ist ein Willkommensfest. Wir stehen in der kommunizierenden Gemeinschaft mit denen, die vor uns geglaubt, gehofft und geliebt und mit ihrem Leib und Leben die Liebe Gottes erfahrbar und erkennbar gemacht haben.
Zwei Tage nach Farfa stand ich mittags auf dem Petersplatz. Der Platz war erwartungsgemäß fast leer. Aber die weiten Arme der Kollonaden von St. Peter hatten mich aufgenommen. Und auf ihnen sah ich die Statuen der Apostel und 140 Heiligen, deren Freude auf uns wartet und uns in ihrem Zeugnis schon heute entgegenkommt.
Fra' Georg Lengerke
Create your
podcast in
minutes
It is Free