Advent auf der Tenne: Spreu und Weizen Lk 3,10-18
Wenn einer feststellt, jetzt würde sich „die Spreu vom Weizen trennen“, dann ist es meistens schon brenzlig geworden. Je nach Kontext heißt das: Die einen sind gescheitert und die anderen haben sich bewährt. Die einen haben aufgegeben und die anderen haben durchgehalten. Die einen sind gegangen und die anderen geblieben.
Die Spreu wurde zur Zeit Jesu vom Weizen durch das sogenannte „Worfeln“ getrennt. Dabei wird das ausgedroschene Getreide in den Wind geworfen, so dass die Spreu wegfliegt und der Weizen wieder an Ort und Stelle landet. Spreu ist wie Staub – leicht und leer, frucht-, substanz- und wertlos. Wenn die Bibel von der Spreu spricht, sagt sie fast immer: Sie wird vom Wind verweht.
Johannes nennt Jesus den Mann „mit der Worfschaufel in der Hand“, der Spreu und Weizen unterscheidet und trennt, um das Vergängliche dem Vergehen zu überlassen und das bleibende der Fruchtbarkeit zuzuführen.
Wohlgemerkt: Kein Mensch ist Spreu. Aber Spreu und Weizen sind ein Gleichnis, das uns zeigen will, wem wir gleichen oder woran wir hängen.
Um das zu erkennen, hilft mir die Erinnerung an jene Spreu-Zeiten, in denen ich mich eher von Hülle als Fülle, eher von Schale als Kern, eher vom Äußeren als Inneren habe faszinieren lassen. Das war z.B. in der Pubertät so. Das war so, wenn ich vor allem gefallen wollte oder mich gedrückt habe vor allem, was irgendwie schmerzlich, herausfordernd oder anders gefährlich war.
Und mir hilft die Erinnerung an die wachsende Unzufriedenheit mit der Hülle, an das Aufkommen von Wille, Geduld und Kraft, mich durch die Schale zum Kern zu graben und fruchtbar werden zu wollen, auch wenn das alles kosten kann.
Johannes der Täufer sagt: An Weihnachten beginnt die Begegnung mit dem, der die Spreu vom Weizen scheidet, der den Weizen in die Welt sät – und der selbst zum Weizen wird, der in die Erde gesät und zum Brot für die Welt wird
– zusammen mit denen, die dieses Kind in ihr Leben lassen. Zu denen will ich gehören.
Fra' Georg Lengerke
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