#diepodcastin auf dem FRAUENRÜTLI: Isabel Rohner & Regula Stämpfli im feministischen Wochenrückblick zu Medaillen Olympia, Macht-&Missbrauch in der reformierten Kirche Schweiz, Mai Thi Nguyen-Kim Journalistin des Jahres, Unsichtbarkeit von Frauen in den M
So positiv der Tag war und so anregend die Gespräche: laStämpfli und Rohnerin hätten sich ein politischeres Event gewünscht: 50 Jahre Frauenstimmrecht – das bedeutet auch 50 Jahre Ende der männlichen Vormundschaft, 50 Jahre Basis einer Gleichberechtigung, die wir hoffentlich irgendwann einmal erleben. 1971 – das war das Ende eines schrecklichen Unrechts, das den Frauen angetan wurde, indem ihnen Menschenrechte vorenthalten wurden. Ein Unrecht, das nachwirkt – und das endlich offiziell vom Bund anerkannt gehört. Doch diese politische Dimension spielte auf dem Frauenrütli leider kaum eine Rolle: AllianceF*, hatte sich für ein Konzept entschieden, das nicht die Machtfrage ins Zentrum rückte und starke Bilder von politischen Frauen mit klaren Aussagen und Forderungen produzierte, sondern die “fröhliche Vielfalt”. Wir hätten uns mehr politisches BÄMM! gewünscht. Mit Viola Amherd und Simonetta Sommaruga haben gleich zwei Bundesrätinnen den Tag begleitet, mehrere Nationalrätinnen waren anwesend, dazu die Spitzen der Frauenverbände. Macht und Hierarchien müssen Thema sein: Bei Frauenveranstaltungen gibt es indessen meist wenige Kampfansagen, wenige Streitgespräche, klare Keynotes. Auf dem Frauenrütli gab es nur kleine Talks kleine Talks in familiärem Rahmen für ca. 20 Personen.laStaempfli: “Frauen werden immer als Kollektiv behandelt während Männer einzeln hervorgehoben werden. Auch deshalb gibt es so wenig sichtbare Frauengeschichte, weil ALLE ERRUNGENSCHAFTEN von Frauen kollektiviert werden.”
Die Rohnerin, die grosse Isabel Rohner brachte in einem der kleinen Talks mit Bundesrätin Sommaruga (Regierungsmitglied Schweiz) die Frage nach der offiziellen Anerkennung und Entschuldigung durch den Bund auf den Tisch. „Ja, den Frauen ist hier Unrecht geschehen“, antwortete Simonetta Sommaruga. Doch wichtiger als eine Entschuldigung für vergangenes Leid sei die Beseitigung heutiger Missstände. “Doch”, so die Rohnerin, “das Eine geht nicht ohne das Andere.”
Zu wenig sichtbar wurden die grossen Namen, die die FEIER und das FRAUENRÜTLI überhaupt möglich gemacht haben: ISABEL ROHNER, die schon für Deutschland fast im Alleingang 100 Jahre Frauenwahlrecht gestemmt hat, die mit dem Hedwig Dohm Trio Deutschlands Theschon bald internationalen Status erreichen wird und die als Initiantin und Co-Herausgeberin mit Irène Schäppi des 50 Jahre Frauenstimmrechts, dem besten Beitrag für Geschichte, Gegenwart und Zukunft geleistet hat. Dann ZITA KÜNG, die Präsidentin von CH2021, deren Weitsicht, Klugheit und Besonnenheit seit Jahrzehnten die Frauen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland weiter bringt. Und natürlich auch REGULA STÄMPFLI, die als Politologin den Boden für Demokratie, Freiheit und Gleichstellung intellektuell, medial und mit vielfältiger Stimme in der EU wie in der Schweiz beackert und als Politphilosophin im deutschsprachigen Raum in die Fusstapfen von Hannah Arendt tritt. Diese drei Frauen u.a. namentlich herauszuheben, um GESCHICHTE zu schreiben: das wäre Sichtbarkeit und enorm wichtig gewesen. Stattdessen wurden vier Frauen aus den vier Landesregionen ausgezeichnet – und dies „per Los“. Man/frau wollte keine Abstufung des Engagements – nicht untypisch für Frauen, deren unendlich viele Arbeitsstunden einfach unsichtbar bleiben.
Wohl kein Wunder, dass die Tagesschau ihren Bericht zum Frauenrütli überschrieb mit “Vegi-Lunch statt Cervelat”.
* dazu gehören: die Evangelischen Frauen Schweiz EFS, der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV, der Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen SGF, der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF, CH2021 und die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF. Zudem musste das FRAUENRÜTLI mit der SGG koordiniert werden, die Verwalterin des historischen Ortes ist. Also viele Köchinnen, die hier mit tun durften.
Links:
Einen GUTEN Bericht übers Frauenrütli hat Hüseyin Aydermir für nau.ch geschrieben: https://www.nau.ch/news/schweiz/mehrere-hundert-menschen-pilgern-zum-frauenrutli-65974734
Zum Medienrating https://www.mediummagazin.de/jdj2020-die-preistraeger-innen/
Zum Untersuchungsbericht Reformierte Kirche Schweiz: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/reformierte-kirche-untersuchungsbericht-bestaetigt-uebergriffe-von-gottfried-locher
Zur Medienpräsenz Frauen in der Schweiz: Silke Fürst siehe https://www.srf.ch/audio/medientalk/medientalk-frauen-in-medien-deutlich-unterrepraesentiert?id=12020955
Zu Zita Küng der Grossen siehe: https://www.equality-consulting.ch/portrait/
Zu Luise F. Pusch, die grosse Vorderfrau & Intellektuelle siehe immer wieder fembio https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographieforschung/zur-person-luise-f-pusch/
Unkraut ins Parlament siehe https://www.deutschlandfunkkultur.de/stark-und-maechtig-oder-nur-gleich.976.de.html?dram:article_id=150974 und
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-41056.html
BILD KREDIT FÜR ISABEL ROHNER UND REGULA STÄMPFLI IN DER FOTOMONTAGE.Hüseyin Aydermir. Foto von Isabel Rohner und Zita Küng von Regula Stämpfli.
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