#diepodcastin im Wahljahr: Isabel Rohner & Regula Stämpfli über Mediendemokratie, die keine Geschlechterdemokratie ist, über Luschet als Laschet, über Annalena Baerbock & sexistischer DIEZEIT Politpodcast, Dickpics, Sklavenarbeit als sexuelle Gewalt, Schwangere, die ihren Kinderbauch zum Verkauf anbieten sollen, Politikstudien, kontextlose Neufeministinnen, Polyamorie en passent & Gretchens Rache als WDR-Bestsellerempfehlung
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet war letzte Woche beim Brigitte-Live-Talk – und formulierte in Sachen Gleichberechtigung Erstaunliches: “Mei Ziel wäre es, in der Gesellschaft dazu beizutragen, dass – auch ohne so eine gesetzliche Vorgabe – mehr an diese Geschlechtergerechtigkeit gedacht wird.” Die Rohnerin kommentiert: “Ich habe gestern an Schnittlauch gedacht – ist davon aber nicht gewachsen.” laStaempfli: DAS. WAEREN ENTSCHEIDENDE WAHLKAMPFTHEMEN!!! Aber nein, die Journis freuen sich an ihrer Rolle, die Kanzlerkandidatin stellvertretend für alle Frauen medial abzuschlachten.
laStaempfli darüber, wie an Annalena Baerbock ALLE FRAUEN entwertet, diskriminiert, zerstückelt und ständig als “kleinere, falsche Lösung” durch die Medien geistert während Andi Scheuer mit Milliardenverlusten für die öffentliche Hand, während die korrupten Maskendeals, Wirecard überhaupt kein Thema darstellen. Schockierender Podcast der DIE ZEIT dazu: Frauenabwertender Medienzynismus pur.
Doch argumentieren laStaempfli und die Rohnerin nur so, weil sie vielleicht selber die Grünen wählen? “Nein!”, weist laStaempfli dieses “Argument” von sich. Insbesondere aufgrund ihrer naiv-demokratiegefährdenden Haltung zu Islamismus und ihrer frauenfeindlich-naiven Haltung zur Prostitution kommen die Grünen für sie nicht in Frage. Und die Rohner ergänzt: “Bei unseren Medienanalysen spielen uns eigenen politischen Präferenzen keine Rolle. Wir würden hier den Medien genauso kritisch auf die Finger schauen, wenn sie so mit einer Kandidatin der Union, der SPD oder der FDP umgehen würden. Nur gibt es dort keine Frauen.
ZEIT CAMPUS hat in einem Artikel 21 junge Politikerinnen zwischen 18 und 33 Jahren und aller politischer Couleur nach ihren Seximus-Erfahrungen gemacht – mit schockierendem Ergebnis: Hate-Mails, DickPics, Übergriffe bei Veranstaltungen, ja bis zu Morddrohungen gehören für diese jungen Frauen zum Alltag. Die Rohnerin verweist auf Studien zu sexueller Gewalt: Jede 3. Frau in Deutschland erfährt im Lauf ihres Lebens sexuelle oder physische Gewalt, jede 4. in ihrer Partnerschaft. Doch niemand – außer natürlich laStaempfli! – scheint sich zu fragen, wo denn diese ganzen gewalttätigen Männer sind. Die Rohnerin stellt die Generalfrage: Wie wollen wir als Gesellschaft eigentlich mit einander umgehen? Da Sexismus für Frauen in der Politik so normal ist, kann man es wirklich keiner Frau verdenken, wenn sie stattdessen lieber auf dem Sofa sitzen bleibt, anstatt sich für die Demokratie zu engagieren. So werden Frauen zum Schweigen gebracht.
laStaempfli entsetzt sich über die Wortwahl anlässlich des 50jährigen Frauenstimmrechtsjubiläums der Schweiz sowie neuer politologische Studien: Kontext- und differenzierungslose ahistorische Bücher & Filme werden produziert. So fragt eine junge Politologin, weshalb denn die Frauen 1971 es verpasst hätten, die binäre Geschlechterordnung zu verändern. Hallo? Geschlechtergleichheit ist nicht so leicht wie einen veganen Joghurt kaufen. Die Meisten löschen die Erinnerung an die Gigantinnen, auf deren Schultern wir stehen; ohne diese wären wir nämlich als Frauen begraben. #diepodcastin empfiehlt HELDINNEN siehe Link: http://diepodcastin.de/2020/11/28/diepodcastin-ueber-heldinnen-isabel-rohner-regula-staempfli-ueber-den-brutalen-kampf-ums-frauenstimmrecht-unsichtbarkeiten-und-die-groessten-heldinnen-europas-bspw-theresia-rohner/
Die Rohnerin endet mit einer guten Nachricht: Ihr Roman “Gretchens Rache” wurde in der großen Bücher-Sendung von WDR5 besprochen – und hoch gelobt: “Hier trifft die spitze feministische Feder mitten in den patriarchalen Speck”, jubelt die Kritikerin Marija Bakker und wünscht dem Buch viel Erfolg im Feuilleton. Denn genau darum geht es in der Handlung: Wie funktioniert der Feuilleton – und wie schwer ist es für Autorinnen, sichtbar zu werden. Mit mörderischem Ausgang.
Bild von Isabel Rohner
Links:
– Wahlanalyse aus dem Jahr 2011, die immer noch und leider zutrifft: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-41056.html
– Der entsetzlich sexistische Podcast der DIE Zeit: https://www.zeit.de/politik/2021-07/bundestagwahl-annalena-baerbock-kanzlerkandidatin-wahlkampf-kritik-politikpodcast
– Die ebenso entsetzliche Kolumne von Teresa Bücker siehe https://sz-magazin.sueddeutsche.de/freie-radikale-die-ideenkolumne/berufsverbot-prostituierte-schwangerschaft-90406 : Die privilegierte Bücker propagiert Menschenfleischverkauf in der Schwangerschaft (laStaempfli)
– ZEIT CAMPUS “Jung, weiblich, unerwünscht”: https://www.zeit.de/campus/2021-07/sexismus-politik-politikerinnen-instagram-parteitage-frauen-demokratie
– Rezension zu “Gretchens Rache” von WDR5: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/lesefruechte/gretchens-rache-100.html
-Die wunderbare WDR Empfehlung für Isabel Rohners Gretchens Rache zum nachhören https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/lesefruechte/gretchens-rache-100.html