#DiePodcastin im Bild: Isabel Rohner& Regula Stämpfli über Fotografinnen wie Abbot, Atkins, Käsebier, Taro, Cameron, Baker, Freund, Lange, Wearing, Lorna Simpson, Bourke-White, Cunnigham uva
#DiePodcastin im Bild: Isabel Rohner& Regula Stämpfli über Fotografinnen wie Abbot, Atkins, Käsebier, Taro, Cameron, Baker, Lange, Freund, Wearing, Simpson, Bourke-White, Cunnigham uva
Willkommen im Pantheon der Unkonventionalität. Die Welt der Fotografie wäre nichts ohne die Frauen. Als das Medium 1839 erfunden wurde, hatte es noch nichts vom akademischen und pornografischen Glamour, der die Kamera zum Männerobjekt gemacht hat. Es war die Technik der Demokratisierung und der Frauen. Je progressiver ein Medium, umso mehr Frauen: Dies war bei der Kamera, beim Auto und beim Computer so. Sobald sich die Männer die Technik aneigneten, wurden die Frauen verdrängt. Ruhm, Macht, Geld und Einfluss machte die Fotografie zu einem Männerberuf.
Die grosse Rohnerin steigt ein mit einer der ikonografischsten Bildbeschreibungen der Frauenbewegung: Das berühmte Gruppenbild von fünf Akteurinnen der Frauenbewegung (Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gyzycki/Lily Braun, Minna Cauer, Sophia Goudstikker) vom Atelier Elvira.
Es waren die Frauen, die das Auge, den Ausschnitt, das Bild, die Inszenierung, die Reflektion als Sozialreportage, als Reisetagebücher, als Streetfotography erfanden und entwickelten. Damit veränderten sie nicht nur die Technik, sondern machten aus der Fotografie Kunst und gestalteten Politik. Ohne Dorothea Lange (1895-1965) ist die Beliebtheit des New Deals von 1936 undenkbar: Sie wurde schon 1940 im Museum of Modern Art MoMA ausgestellt. Ihre “Migration Mother” gehört zu den ganz grossen, ikonographischen Bildern der grossen Depression. FotografINNEN gestalteten die Geschichte, indem sie der Weltöffentlichkeit Bilder lieferten, die Politik begründeten.
1936 war es Gerda Taro(1910-1937), auch sie, wie Lange, eine jüdische Deutsche, die die Bilder zum Spanischen Bürgerkrieg für die Welt und die sozialistischen Bewegungen, dokumentierte. Sie wurde 1937 auf der Flucht getötet, respektive geriet unter den Lastwagen. Zu ihrer Beerdigung kamen Göttin und die Welt, Alberto Giacometti fertigte für sie ein Grabmal an. Robert Capa, der Taro alles verdankt, veröffentlichte unzählige der Bilder von Taro unter seinem Namen und wurde der bekannteste Kriegsfotograf seiner Zeit.
Helen Levitt (1913-2009), die mit über 50 Jahren von Peggy Guggenheim ein Stipendium erhielt, nahm hochbetagt an der Documenta 1997, teil. Sie bleibt bis heute die Chronistin des New Yorkers Strassenlebens und der urbanen Welt von Gestern. Sozialreportagen und sozialpolitisch engagierte Modestrecken sind die grossen Werke der Fotografinnen: Sabine Weiss (geboren 1924), Diane Arbus (1923-1971), .Paz Errázuriz (geboren 1944), die u.a. während der chilenischen Militärdiktatur die Fragilität der Menschen sowie den wichtigen politischen Widerstand dokumentierte.
Die grossen Kriegsreporterinnen Constance Stuart Larrabee (1914-2000), die aus Südafrika Fotoreportagen brachte und selbstverständlich Lee Miller (1900-1977), von ihr stammt unser Folgenbild, das von Vielen völlig falsch als “Inszenierung der eigenen Person” gedeutet wird. Dabei erzählt dieses Bild einen Teil der bitteren, mörderischen, kleinbürgerlich entstammenden Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Margaret Bourke-White (1904-1971), die mit “The living dead of Buchenwald” ein erschütterndes Dokument schuf, das in den 1950er und 1960er Jahren der jungen Bundesrepublik verdrängt, verleumdet und vergessen werden sollte.
Who’s Afraid of Women Photographers? 1839-1945 war eine Ausstellung im Musée d’Orsay und im Musée de l’Orangerie in Paris 2015 und 2016. Auch da wurde klar, dass die Pionierarbeit weiblicher Fotografen bewusst und bis heute verleugnet wird. Vergessen sind Anna Atkins (1799-1871) Julia Margaret Cameron (1815-1879), Gertrude Käsebier (1852-1934) and Anne Brigman (1869-1950), deren Arbeiten grundlegend für die Entwicklung der modernen Fotografie wurden. Laure Albin Guillot (1879-1962), Florence Henri (1893-1982), Germaine Krull (1897-1985), Dora Maar (1907-1997), die die Fotografie zu Fotomontagen und surrealistischen Darstellungen transformierten uva. mehr.
Imogen Cunningham (1883-1976) schrieb das Manifest der “Photography as a Profession for Women” im Jahr 1913.
Die Bildkünstlerinnen mussten wir in dieser Folge weglassen, deshalb fehlen auch die Entwicklungen der 1970er Jahre der Fotografie als Kunstgeschichte.Eine Ausnahme gibt es: Die atemberaubende Lorna Simpson (1960), “Please remind me of who I am” und viele andere grosse Werke: 2006 hat Okwui Enwezor vom Haus der Kunst ein wunderschönes Buch über die grosse Künstlerin/Fotografin herausgegeben.
Die entscheidenden theoretischen Werke sollen hier auch angeführt werden: Lucia Moholy (1884-1989), die “100 Jahre Fotografie im Jahre 1939” veröffentlichte, dann Gisèle Freund (1908-2000) deren “Fotografie und Gesellschaft” bis heute wichtig ist und laStaempfli, die zur Ikonografie in der “Die Macht des richtigen Friseurs” eine eigene Theorie zur “Eroberung der Welt als Bild” formuliert hat und diese separat wieder auflegen müsste, nämlich die “Theorie der Blindspirale” TM.
#DiePodcastin wird sicherlich in weiteren Folgen die Fotografinnen nochmals aufnehmen.
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