DU042 - Vagabundierende Planeten durchstreifen den Kosmos
DU042 - Vagabundierende Planeten durchstreifen den Kosmos
Happy Perihel
In der ersten Folge des neuen Jahres klären wir zuerst, warum Ruth keine Astronautin geworden ist, warum das James Webb Weltraumteleskop einen leeren Punkt im All umkreist und wie man sich auf dem Mars amüsieren kann. In der Hauptgeschichte berichtet Florian von vagabundierenden Planeten, die sich ganz ohne Stern in der Milchstraße rumtreiben. Warum sie das tun und wie sie entstanden sind will man schon länger wissen und dank der Entdeckung von fast 100 neuen solcher Planeten ist man der Antwort jetzt ein Stück näher. Wir beantworten jede Menge Fragen zum Webb-Teleskop und Evi erzählt in “Neues von der Sternwarte” über eine Pressemitteilung die als schlechtes Beispiel für gute Wissenschaftskommunikation dienen kann.
Astronautin-Update
Ruth ist keine Astronautin geworden. Vermutlich lag es daran, dass Ruth Raketen durch bloßes Ansehen zum Explodieren bringen kann… Jetzt müssen wir wohl eine private Initiative starten, so wie in Deutschland, um die erste Österreicherin ins All zu bringen.
James Webb Update und Nachtrag zum Orbit
ENDLICH ist das James Webb Weltraumteleskop gestartet. Am 25.12.2021 ist es ohne Probleme ins All geflogen. Im Video vom Start kann man sich das noch mal ansehen. Und wer wissen will, wo das Teleskop ist und was es gerade treibt, kann hier schauen.
Dann haben wir noch einen Fehler ausgebessert den wir in der vorletzten Folge gemacht haben und haben erklärt, warum das Teleskop wirklich im Lagrangepunkt L2 ist. Kann man auch hier nachlesen
Auf zum Mars!
Florian hat ein paar seltsame Arbeiten gefunden, die sich mit der Besiedelung des Mars beschäftigen: "Plan for Building a 1000 Person Martian Colony" und "City NPC: Plan for Building a Million Person Martian City-State" von Vincenzo Donofrio und Meghan Kirk
Darin wird sehr ausführlich überlegt, wie man den Mars kolonisieren kann, inklusive Buntstiftzeichnungen…
Außerdem empfehlen wir noch die Serien “Space Force” auf Netflix und “For All Mankind” auf Apple+
Astro-Geschichte: Vagabundiere Planeten
Es geht um die Arbeit "A rich population of free-floating planets in the Upper Scorpius young stellar association" (pdf) von Núria Miret-Roig und ihren Kolleg:innen. Dazu gibt es auch eine Pressemitteilung, worum es im Detail geht, kann man aber auch im Podcast anhören. Nämlich um “Free Floating Planets (FFPs)”, also Planeten, die keinen Stern umkreisen. Die haben wir das erste Mal in den 1990er Jahren entdeckt und wir [wissen, dass es Milliarden davon gibt](https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/05/18/ein-himmel-voller-planeten/]. Man muss sich keine Sorgen machen, gefährlich sind die Dinger nicht. Aber sie sind enorm interessant; vor allem wenn es darum geht zu verstehen, wie Planeten entstehen. Und Miret-Roig & Co haben auf einen Schlag mindestens 70 dieser Himmelskörper entdeckt. Jetzt hat man eine sehr viel größere Datenbasis und es sieht so aus, als würden die FFPs zu gleichen Teilen direkt im All entstehen und aus Planetensystemen ausgeworfen. Die Daten stammen aus Projekt “Cosmic Dance” und wie immer brauchen wir noch mehr Daten, die man mit dem Extremely Large Telescope (ELT) der ESO zu gewinnen hofft.
Fragen aus der Hörerschaft
Andreas möchte wissen: “Kann ich das James Webb Teleskop von Deutschland/ Berlin aus mit einem 8 Zoll Teleskop beobachten?”
Möglich wäre es, aber in Berlin könnte es ein wenig zu hell dafür sein.
René hat zwei Fragen. Zuerst will er wissen ”Warum wird Beteigeuze von Ruth mit einem weiblichen Artikel versehen? Ich würde einen männlichen Artikel wg "der Stern" verwenden.”
Das kann Ruth leider auch nicht beantworten…
Die zweite Frage lautet: :”Wodurch bleibt das James Webb Teleskop in seinem Orbit um L2? Ist dort schon so viel Massenansammlung durch Asteroiden oder Ähnliches, dass ein Orbit durch Gravitation möglich ist, oder muss dieser Orbit durch Schub und Bremsschub der Antriebsdüsen entstehen?”
Masse ist dort keine; das Teleskop wird durch das Zusammenspiel der Gravitationskräfte von Erde und Sonne um L2 gehalten. Man braucht aber trotzdem noch immer wieder Schubkräfte vom Teleskop selbst um nicht zu sehr abzudriften.
Roland Frisch (aber auch Martin und Alexander) wollte was ähnliches wissen: ”Wie macht man einen Orbit um einen INSTABILEN Lagrange-Punkt? Der verhält sich doch eher so, als sei er gravitativ abstoßend. Bisher kenn ich Orbits um einen Punkt, der anziehend wirkt”
Der L2-Punkt zieht nichts an, aber weil sowohl Sonne als auch Erde Gravitationskraft ausüben und zwar in L2 in jeweils unterschiedliche Richtungen und unterschiedlich stark und genau so, dass sich alles gegenseitig aufhebt, bleibt das Teleskop dennoch dort.
Bob will etwas geklärt haben: ”Nur ganz kurz: zum JWSP liest/hört man oft, man könne damit eine glühende/brennende Zigarette auf dem Mond aufnehmen. Vom L2 aus oder von der Erde aus???”
Von der Erde aus, aber danke für die Nachfrage
Barbara möchte wissen, ”warum die Leute bei der Konstruktion des Teleskops alle Schutzanzüge tragen” - wegen Corona?
Nein - aber das Teleskop ist extrem empfindlich; da will man keinen Staub in die Elektronik kriegen und keinen Fingerabdruck auf den Spiegel ;) Da muss alles so steril wie möglich sein, sonst geht das teure Teil kaputt.
Stephen hat auch noch eine Frage: ”Wie würde man die Sterne in einem Kugelsternhaufen / offenem Sternhaufen wahrnehmen, wenn man sich in dessen Zentrum befindet.”
Recht beeindrucken, wie Ruth vorrechnet. Aber die Chancen, dort einen Planeten zu finden, sind gering - da sind die gravitativen Störungen so fies, dass kaum ein Planet in einer stabilen Umlaufbahn existiert.
Albrecht hat schon vor langer Zeit gefragt: ”Wie weit wirkt die Gravitation?”
Unendlich weit! Aber irgendwann ist man so weit weg, dass der Effekt quasi wurscht ist.
Außerdem fragt er: ”Gibt es Bereiche der Erdoberfläche, über die der Mond nie drüber gezogen ist?”
Ja, die gibt es; alles was mehr als 28,5 Grad nördlich oder südlich vom Äquator liegt. Aber sehen kann man den Mond auf der ganzen Erde (natürlich nicht gleichzeitig).
Neues von der Sternwarte
Evi hat sich für ihr Studium der Wissenschaftskommunikation mit einer astronomischen Pressemeldung beschäftigt. Die verkündet "Gigantischer Hohlraum im Weltall entdeckt" und das klingt spektakulär. Aber leider kann die Meldung selbst nicht die Ansprüche halten, die sie weckt und deswegen reden wir ein wenig über die Kommunikation von Institutionen und was dabei alles schief laufen kann.
Telegram
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Bücher
Florian hat auch ein neues Buch geschrieben, gemeinsam mit Helmut Jungwirth. Es heißt “Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen”, ist sehr hervorragend, überall zu kaufen wo man Bücher kaufen kann, weswegen es natürlich auch von allen gekauft werden sollte. Wer mehr über den Inhalt wissen will, kann diese Folge WRINT Wissenschaft anhören.
Ruths aktuelles Buch heißt “Per Lastenrad durch die Galaxis” und wir haben in dieser Folge des Podcasts sehr ausführlich darüber gesprochen. Kauft es, es ist super!
Kontaktiert und trefft uns hier
Ruth wird am 15. Januar 2022 in der NDR-Sendung “Das!” zu sehen sein.
Wenn ihr Fragen zum Universum hat, dann schickt sie einfach per Mail an: fragen@dasuniversum.at. Wer uns einfach nur was schreiben will, tut das unter hello@dasuniversum.at.
Falls ihr Ruth mit ihrem mobilen Planetarium buchen möchtet, schreibt an hello@publicspace.at oder schaut auf ihre Homepage: http://publicspace.at
Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast zu hören.
Florian und Ruth findet ihr beide auch regelmäßig im WRINT Wissenschaft”-Podcast den es ebenfalls bei Spotify gibt
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