Immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Moskau droht mit Gegenmaßnahmen. Damit könnte sich Russland aber selbst noch mehr schaden.
Nicht nur Intellektuelle und Künstler, sondern auch immer mehr Unternehmen ziehen sich aus Russland zurück. Darunter sind große internationale Konzerne wie Coca-Cola, McDonalds oder Ikea, aber auch Dax-Größen wie VW und Mercedes-Benz.
Die russische Regierung droht mit Gegenmaßnahmen: Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat laut der deutschen Außenwirtschaftsagentur GTAI einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der noch in dieser Woche verabschiedet werden soll.
Darin heißt es, dass Firmen, die zu mehr als 25 Prozent im Besitz von Ausländern aus „unfreundlichen Staaten“ sind, einer externen Verwaltung unterstellt sowie abgespalten und verkauft werden können. Dies käme einer Enteignung und Verstaatlichung gleich.
Dmitri Medwedew, der Vizechef des russischen Sicherheitsrates, sagte, das Ziel sei es, auf der Grundlage des von den Investoren in Panik zurückgelassenen Vermögens eine neue Produktion in Russland aufzubauen.
Für Jens Koenen, den Leiter des Handelsblatt-Unternehmensressort-Büros in Frankfurt, ist das nur schwer vorstellbar: „Mir fehlt jegliche Fantasie, wie der Plan der russischen Regierung aufgehen soll. Russland müsste gewaltige Summen in diese Unternehmen pumpen – ein Land, das wohlgemerkt kurz vor dem Staatsbankrott steht“, sagte er in der neuen Folge von Handelsblatt Today.
Vereinzelt könnte es aber trotzdem Enteignungen geben, weil Russland versuchen könnte, auf diese Weise seine Macht zu demonstrieren, glaubt Koenen. Alles darüber hinaus hätte aber einen gegenteiligen Effekt: „Wenn Russland im großen Stil Enteignungen vornehmen sollte, wäre der Ruf als Wirtschaftsstandort nachhaltig beschädigt.“
Außerdem: Der Ukraine-Krieg belastet die Weltwirtschaft massiv. Nicht zuletzt sind die Rohstoffpreise stark gestiegen. Einige Schwellenländer könnten deshalb von dem Konflikt profitieren – so wie zum Beispiel die Ölexporteure Chile, Malaysia, Südafrika oder auch Brasilien.
Doch wie steht es aktuell um die Emerging Markets? Wie sehr schadet die hohe Inflation den Schwellenländern und könnte China die USA dieses Jahr wirtschaftlich schlagen? Klaus-Jürgen Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft analysiert die Lage.
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