Indien im Wirtschafts-Check: Innovativ, wachsend, politisch ambivalent? / China-Crash und die Bedeutung für Deutschland
Wirtschaftlich steckt Indien derzeit voller Investitionsmöglichkeiten, besonders in Start-ups und in der Tech-Branche. Gleichzeitig bremsen die Folgen der Pandemie und die unklare Positionierung im Ukrainekrieg das Land aus, um China als Weltwirtschaftsmacht abzulösen.
Für viele Investorinnen und Investoren weltweit wird Indien immer interessanter. Gemessen am nominalen BIP ist Indien die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und gilt neben China als Land mit dem größten Potenzial der östlichen Hemisphäre.
Auch Handelsblatt-Auslandskorrespondent Matthias Peer ist überzeugt: Durch die wachsende Mittelschicht wird Indien in ein paar Jahren China als bevölkerungsreichstes Land ablösen. Damit würde Indien endgültig eine wirtschaftlich ernst zu nehmende Alternative gegenüber der Wirtschaftsmacht China. „Bisher war das Land eher protektionistisch eingestellt, doch es will sich nun weiter öffnen und Freihandelsgespräche mit der EU und England starten“, erklärt Peer im Podcast Handelsblatt Today.
Das Wachstum ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Zwar startete der indische Premierminister Narendra Modi einige sehr große Infrastrukturprojekte und Digitalisierungsinitiativen, wie „Digital India“. Die Ergebnisse fielen dennoch eher überschaubar aus. „Modi ist ein begabter Rhetoriker und guter Vermarkter“, so Peer.
Indien ist allerdings schon seit vielen Jahren alles andere als ein Neuling in der Tech-Branche. Das Land gilt als beliebter Tech-Outsourcer für viele große Weltmarktführer und wird zunehmend zum globalen Handelsplatz. Namhafte Unternehmen wie der Apple-Zulieferer Foxconn will die Mitarbeiterzahl verdoppeln, um mehr produzieren zu können. Auch der japanische Autohersteller Toyota will zukünftig bis zu 600 Milliarden Euro in Indien investieren, um den Elektroautoausbau zu fördern.
Bei der geopolitischen Rolle Indiens im Ukrainekrieg, fällt Peers Einschätzung eher ambivalent aus. Das Land pflegt sowohl zur EU und den USA sehr gute Beziehungen, ist beispielsweise im Rüstungsmarkt aber stark von Russland abhängig. „Indien setzt alles daran, sich von keiner Seite vereinnahmen zu lassen und verfolgt wie jedes Land auch die eigenen Interessen. Es hat allerdings kein nationales Interesse daran sich mir Russland zu verbünden oder anzufeinden. Im Konflikt wird es nach indischer Perspektive keine klare Entscheidung geben.“
Außerdem: China hat sich in den letzten zwei Jahren vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind der Wirtschaft gewandelt und Investoren blicken immer kritischer auf die Volksrepublik. Die Skepsis hat mit dem Ausbruch der Covid-19 Pandemie begonnen, verstärkte sich durch die enormen Tech-Regulierungen und die Probleme im Immobiliensektor durch die drohende Pleite des Immobilienriesen Evergrande. Einen erneuten Höhepunkt der Kritik erreichte China durch die bisherige russlandfreundliche Haltung im Angesicht des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Im Interview erklärt Handelsblatt-Auslandschefin Nicole Bastian, welche Folgen der Weltwirtschaft jetzt drohen.
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