Seit Monaten kommen bei Meta immer schmutzigere Details über das Innenleben des Konzerns ans Licht. Niklas Steenfatt, ehemaliger Facebook-Dateningenieur und Youtuber, kennt einige von ihnen. In der neuen Folge von Handelsblatt Disrupt spricht er mit Silicon-Valley-Korrespondent Stephan Scheuer über seine Erlebnisse. „Ich denke, die interne Überwachung hat stark zugenommen“, sagt er. Nach den Enthüllungen von Whistleblowerin Frances Haugen habe sich einiges verändert. Im vergangenen Jahr hatte die Ex-Mitarbeiterin dem Konzern vorgeworfen, Hass und Gewalt nicht ausreichend zu sanktionieren. Sie hatte anschließend geheime Datensätze an die Börsenaufsichtsbehörde SEC und Untersuchungsausschüsse des Parlaments weitergeleitet.
Steenfatt hat Mitarbeiterüberwachung bei Meta selbst erlebt. „Die interne Polizei ist rigoros vorgegangen“, sagt er. „Sie haben viel Energie aufgebracht, um mich wochenlang zu beobachten.“ Der Vorwurf: Steenfatt habe seinen YouTube-Kanal nicht beim Konzern gemeldet. In seinen Videos spricht er über Tech-Trends und Informatik. 170.000 Menschen haben den Kanal abonniert.
Bei Handelsblatt Disrupt gibt er Einblicke in die Überwachungs-Strategie des Konzerns. Eine Abteilung sei allein dafür verantwortlich sicherzustellen, dass Mitarbeiter keine vertraulichen Informationen verbreiten. Ein Investigativ-Team habe mit Kollegen gesprochen, E-Mails gesichtet, Gesprächsprotokolle erstellt, YouTube-Videos transkribiert und auf Englisch übersetzt. Steenfatt selbst erfuhr als Letzter von dem Verfahren. Seine Manager durften nichts sagen, berichtet er. „Eigentlich brüsten sich Firmen wie Facebook mit sehr offenem Feedback, Transparenz und flachen Hierarchien.“ Verstoße man jedoch gegen die Regeln, trete man eine „relativ unheimliche Corporate Machine los“.
Das Gespräch geht über seine persönliche Geschichte hinaus. Scheuer und Steenfatt diskutieren auch über neue Geschäftsmodelle im Metaverse, die Übernahme von Twitter durch Elon Musk und über die Grenzen von Meinungsfreiheit in sozialen Medien.
Ein Meta-Sprecher wollte auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen von Steenfatt und dessen Entlassung äußern. Er bestätigte lediglich, dass Steenfatt früher für das Unternehmen gearbeitet hatte. „Aus Gründen des Datenschutzes und der Vertraulichkeit sprechen wir nicht über die individuellen Umstände aktueller oder ehemaliger Meta-Mitarbeiter“, sagte der Meta-Sprecher.
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