Die EZB vollzieht einen Kurswechsel – und plötzlich fürchten Kritiker eine nächste Euro-Krise. Warum das Szenario zum jetzigen Zeitpunkt dennoch eher unwahrscheinlich ist.
Am Montag verlieh EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Plänen noch einmal Nachdruck: Im September werde eine größere Zinserhöhung bevorstehen, „wenn die mittelfristigen Inflationsaussichten bestehen bleiben“, sagte sie im EU-Parlament in Brüssel. Erst einmal sollen die Zinsen im Juli nun um 0,25 Prozentpunkte nach oben gehen. Seit 2011 hatte sie die Notenbank nicht mehr so stark angehoben.
Angesichts des hohen Inflationsschubs vollzieht die EZB einen Kurswechsel von einer jahrelangen ultralockeren hin zu einer straffen Geldpolitik. Ein wichtiges Instrument, um die Inflationsrate unter Kontrolle zu bekommen, die inzwischen mehr als vier mal so hoch liegt wie das ausgegebene Ziel von 2,0 Prozent. Und für viele Experten ein längst fälliger Schritt.
Doch der Kurswechsel ist auch problembehaftet. Nicht umsonst hatte die EZB monatelang gezögert, ihn einzuschlagen. Denn mit einem Mal wächst nun die Sorge vor einer Rückkehr der Euro-Krise. Italien, Griechenland und andere Länder mit hohen Staatsschulden müssen plötzlich fürchten, ihren wachsenden Schuldenballast nicht mehr tragen zu können.
Hier zeige sich „ein Grundproblem der Euro-Zone, die eine Währungsunion und keine Fiskalunion ist“, sagt Handelsblatt-Finanzredakteur Frank Wiebe: Spannungen zwischen den Ländern könnten innerhalb der Währungsunion nicht über den Devisenmarkt ausgeglichen werden.
Warum er die Gefahr einer erneuten „Euro-Krise“ zum jetzigen Zeitpunkt dennoch gering einschätzt, erläutert Wiebe in der heutigen Folge von „Handelsblatt Today“. Darin spricht er mit Host Mary-Abdelaziz-Ditzow auch über mögliche Konsequenzen der EZB-Zinserhöhung für Deutschland – und zeigt auf, welche Möglichkeiten der Notenbank bleiben, um die Teuerungsrate im Euro-Raum anderweitig in den Griff zu kriegen.
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