Spekulanten nutzen den Yen-Verfall für eine Wette gegen die Zentralbank. Doch die will nicht vom Fundament ihrer Geld- und Haushaltspolitik abrücken.
Während die Zentralbanken anderer westlicher Industrienationen im Kampf gegen die Inflation die Zinsen anheben und Liquidität verknappen, hält die japanische Zentralbank an ihrer Niedrigzinspolitik fest und kauft in großem Stil japanische Staatsanleihen auf.
Das tut sie, um die sogenannte „Zinskurvenkontrolle“, das Fundament der Geld- und Haushaltspolitik Japans, gegen Hedgefonds zu verteidigen. „Die Hedgefonds wetten darauf, dass der Fall des Yen die Inflation antreibt und die Notenbank daher den Zinskorridor ihrer Politik der Zinskurvenkontrolle erweitern muss, also faktisch die Zinsen anheben muss“, erklärt Japan-Korrespondent Martin Kölling in der aktuellen Folge von Handelsblatt-Today.
Bei dem 2016 eingeführten Instrument setzt die Zentralbank nicht wie andere Banken einen Leitzins fest, den sie verteidigt. Stattdessen will sie die gesamte Zinskurve kontrollieren, also die Zinssätze von Anleihen aller Laufzeiten.
So will sie mehrere, im Widerspruch stehende Ziele gleichzeitig erreichen: Wachstum, Stabilität der Versicherer und die Bezahlbarkeit des Schuldendienstes. Seit nunmehr 20 Jahren kaufen die Währungshüter Staatsanleihen, um den Leitzins für zehnjährige Staatsanleihen (JGB) bei nahe null Prozent zu halten. Das wiederum schwächt den Yen und führte zuletzt zu deutlichen Realeinkommensverlusten.
Kritiker fragen nun: Wie viele Staatsanleihen kann die japanische Zentralbank noch aufkaufen, bevor der JGB-Markt zusammenbricht? Experten warnen zudem vor dem Risiko einer Kapitalflucht japanischer Haushalte.
Droht Japan der wirtschaftliche Kollaps? Darüber spricht Host Anis Micijevic in der aktuellen Folge von Handelsblatt Today mit dem Japan-Korrespondenten Martin Kölling.
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