Die Notenbanken haben offenbar zu spät auf die Probleme der Weltwirtschaft reagiert. Das ergab eine Studie eines bekannten Ökonomen. Er kommt unter anderem zu dem Schluss: Die Banker hätten genauer hinschauen müssen.
In ihrer letzten Ratssitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) nach elf Jahren die Ära der ultralockeren Geldpolitik beendet und den Leitzins stärker als erwartet um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Der Beschluss fand in Reaktion auf die stark erhöhte Inflation im Euro-Raum statt, welche im Juni auf 8,6 Prozent gestiegen ist.
Doch als Hüter der europäischen Geldwertstabilität, kommt die Reaktion auf den erhöhten Preisdruck in Europa aber auch den USA spät, kritisieren nun einige Ökonomen. Eine Studie der London School of Economics, welche unter der Leitung des prominenten Ökonomen Ricardo Reis durchgeführt wurde, bestätigt dies.
„Neben der falsch eingeschätzten Auswirkungen der Covid-Pandemie, haben die Notenbanken laut Reis unter anderem auch die Rolle der Inflationserwartungen unterschätzt, die eigene Glaubwürdigkeit überschätzt und den für die Geldpolitik entscheidenden Gleichgewichtszins zu niedrig eingeschätzt“, erklärt Handelsblatt Finanzredakteur Frank Wiebe.
Im Podcast Handelsblatt Today bespricht Wiebe mit Host Ina Karabasz die Ergebnisse der Studie und inwieweit die Notenbanken anders hätten reagieren können.
Außerdem: Bei ihrem ersten Staatsbesuch als Bundesaußenministerin in der Türkei und Griechenland hat Grünen-Politikerin Annalena Baerbock mit ihren klaren Worten den Tonus ihrer Vorgänger: Kontroversen mit den Gesprächspartnern wurden nicht nur im Vier-Augen-Gespräch ausgetragen, sondern öffentlich während der Konferenz angesprochen. Vor allem der Insel-Streit zwischen Griechenland und Türkei war ein Teil der Konfrontation. Während des vorangegangenen Besuchs in Athen hatte sich Baerbock klar auf die Seite Griechenlands gestellt.
Die angespannte Situation in der Türkei könnte sich demnächst sogar noch verschärfen: Seit Kriegsbeginn nutzt Moskau die bestehende Energieabhängigkeit des Landes als politischen Hebel. Der Hebel wirkt zunehmend stärker, weil die Inflation in der Türkei mittlerweile bei knapp 80 Prozent liegt und die türkische Lira immer mehr an Wert verliert.
Im Podcast spricht Handelsblatt Türkei-Korrespondent Ozan Demircan über die Zukunft der türkischen Lira und wie das Land nun zunehmend versucht eigene Quellen zu erschließen.
***
Exklusives Angebot für Handelsblatt-Today-Hörer: Testen Sie Handelsblatt Premium 6 Wochen für 1 € und bleiben Sie immer informiert, was die Finanzmärkte bewegt. Mit etwas Glück können Sie zudem einen Kindle eReader gewinnen. Mehr Informationen unter: www.handelsblatt.com/sommer-special
view more