Lesen lässt sich lernen: George Saunders’ Meisterklasse „Bei Regen in einem Teich schwimmen“
Es gibt viele Bücher, die das Schreiben lehren. Aber wie lernen wir, besser zu lesen - genauer, tiefer, mit mehr Sinn für das Gesagte, Angedeutete und Mitgemeinte? Der amerikanische Schriftsteller und Literaturprofessor George Saunders, Jahrgang 1958, hat mit seinem Buch „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ eine solch kurzweilige Schule des Lesens und Verstehens veröffentlicht. Im Untertitel heißt sein Buch „Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen“. Die russischen Meister, das sind Anton Tschechow, Leo Tolstoi, Iwan Turgenjew und Nikolai Gogol. Insgesamt sieben ihrer Erzählungen sind hier vollständig abgedruckt, dazu die Erläuterungen, Kommentare, Abschweifungen und vergnüglichen Übungen, die Saunders seinem Publikum ungefähr so vorlegt, wie er es seit Jahrzehnten mit den Studenten seiner Creative-Writing-Kurse in New York macht.
Im Gespräch mit dem niederländischen Schriftsteller Hans Maarten van den Brink, seinerseits ein Meister des Schreibens, versuche ich, dem Zauber von Saunders' Buch auf die Spur zu kommen. Es geht um Offenheit beim Lesen, natürlich, um Beweglichkeit der Phantasie und die Fähigkeit, in den Einzelteilen etwa einer Tschechow-Erzählung den Bauplan des Ganzen zu erkennen, das wir als unser menschliches Universum verstehen: um die Ewigkeit der Kunst also, wenn man so will. Oder aber, etwas bescheidener, um die Lichtblicke, die uns das aufmerksame Lesen schenkt. Zwischendurch kommt auch Frank Heibert zu Wort, der Saunders' Buch mit der gewohnten Meisterschaft ins Deutsche übertragen hat.
George Saunders: „Bei Regen in einem Teich schwimmen. Von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen“. Aus dem Englischen von Frank Heibert. Luchterhand Verlag, 544 Seiten, 24 Euro.
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