Der Bundeskanzler hat viel Kritik dafür einstecken müssen, dass seine Regierung die Beteiligung der chinesischen Reederei Cosco am Hamburger Hafenterminal Tollerort, wenn auch reduziert, durchgewunken hat. Von Prof. Dr. Cord Jakobeit, Politikwissenschaftler und Experte für Internationale Beziehungen an der Universität Hamburg, gibt es dafür Lob: „Ich glaube, dass das Ganze eine geschickte, strategische Maßnahme von Olaf Scholz war. Und sie zeigt einmal mehr die Fähigkeit des Kanzlers, wie man Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Ampel-Koalition lösen kann“, sagt er. Und genau darauf werde es im weiteren Verlauf der Legislaturperiode ankommen.
Jakobeit hält es auch für richtig, dass Scholz am Freitag nach China fährt, um den dortigen Staatschef Xi Jinping zu treffen. „Die Deutschen sollten mittelfristig ihre Abhängigkeit von China reduzieren, und das gleiche gilt umgekehrt für die Chinesen. Nichtsdestotrotz ist man in einer Übergangsphase aufeinander angewiesen“, sagt er. „Deshalb verstehe ich auch die Fundamentalkritik an der Reise von Olaf Scholz nach China nicht. In der jetzigen von möglicher Energieknappheit und steigender Inflation geprägten Krisensituation sollte man sich nicht das nächste große Kampffeld suchen, indem man einen geplanten Besuch in China wieder absagt.“ Es sei ganz normal, dass der deutsche Bundeskanzler einen Antrittsbesuch bei einem der wichtigsten Wirtschaftspartner mache. Scholz habe in seiner pragmatischen, eher nüchternen Art das Zeug, die Aufgeregtheit, die rund um das deutsch-chinesische Verhältnis entstanden ist, zurückzudrängen. „Es ist klug, auch unter Spannungen den Dialog aufrechtzuerhalten“, sagt Jakobeit.
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