Frauen im Krieg, Nebelkinder nach dem Krieg: Ulrike Draesner über ihren Roman "Die Verwandelten"
Ein Sommertag in Wrocław, Polen. Doro begleitet ihre alte Mutter Walla Dombrowska zur alten Villa der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft, man trifft sich zum Stricken und Sticken und, ganz wichtig, zum Streuselkuchen Essen. Und Walla trifft auf Alissa Schücking, fast genauso alt wie sie, die sie zunächst mit "Frau Valerius" anredet, die offenbar um dieses Treffen gebeten hat und ihr nach einigem unbeholfenen Hin und Her empört sagt "Nu tu nich so tälsch, Reni. Du erkennst mich, ich spür’s".
Die Begegnung nach knapp vierzig Seiten in Ulrike Draesners neuem Roman "Die Verwandelten" hat es in sich: Die beiden, stellt sich heraus, sind Halbschwestern, im Krieg sind sie eine Zeitlang als Tochter der Ehefrau des Hausherrn und als Tochter der Köchin der Familie miteinander in Breslau aufgewachsen. Alissa wurde in einem Lebensborn Heim geboren, von ihrer Mutter dann doch wieder mitgenommen zurück, später dann über das Heim einem stramm nationalsozialistisch gesinnten Paar zur Adoption übergeben. Reni hat sich, als nach dem Krieg die Deutschen aus Polen ausgewiesen wurden, versteckt und unter dem Namen Walla eine polnische Identität angenommen, die erst spät, sehr spät auffliegt.
Wir haben Ulrike Draesner im Bücher-Podcast der F.A.Z. zu Gast und tauchen im Gespräch mit ihr ein in ihr großes Buch, das von Kriegs-, Nachkriegs- und Nachnachkriegserfahrungen erzählt, in Breslau, bei München, in Berlin und in Hamburg. Frauen aus drei Generation kommen zu Wort, ausschließlich Frauen, eine atemberaubende Lektüre.
Außerdem stellen wir wie immer noch ein neues Literaturrätsel – und wir rufen auf, uns Fragen rund um die F.A.Z. und die Bücher zu schicken, mit denen wir beim F.A.Z.-Kongress Ende März unseren Literatur-Chef Andreas Platthaus löchern sollen. Anfang April soll dieses Gespräch auf offener Bühne auch in einer Sonderfolge des Bücher-Podcasts veröffentlicht werden.
"Die Verwandelten" von Ulrike Draesner auf der Website des Penguin Verlags
"Was für Kinder wollten die Nazis züchten?": René Schlott über das Buch "Unbrauchbare Väter – Über Muster-Männer, Seitenspringer und flüchtende Erzeuger im Lebensborn" von Dorothee Schmitz-Köster
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"Willkommen bei den Frauen": Sandra Kegel über das Hörbuch** "Happy Aging" von Ulrike Draesner**
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