Ich habe das Buch “Die Ewigkeit ist ein guter Ort” von Tamar Noort gelesen. Und bin begeistert. In dem Buch befällt die angehende Pastorin Elke eine “Gottesdemenz” - Glaubenssätze fallen ihr nicht mehr ein. Ihr vorgezeichneter Weg als Pastorentochter gerät da mal so richtig durcheinander. Das, was bisher Gewissheit und Halt gegeben hat, ist auf einen Schlag nicht mehr greifbar, nicht mehr verfügbar.
Ich kenne das Gefühl auch bei mir – Glauben ist schon etwas sehr zerbrechliches, der Glaube ist mal da und mal nicht. Oder auch, wenn ich ihn dann mal so gerne richtig packen würde, dann ist Glaube wie nasse Seife, das flutscht dann einfach weg. Aber dann ist Glaube auch wieder überraschend und taucht einfach so auf, wo ich es nicht erwartet habe. Und von diesen Dingen handelt das Buch.
Ich würde hier natürlich nicht über das Buch reden, wenn es nicht auch etwas mit einem Song zu tun hätte. Am Ende des Buches kommt der Song “Anthem” von Leonard Cohen in einer Predigt von Elke vor. Eine bekannte Zeile im Song lautet:
There is a crack, a crack in everything
That's how the light gets in
Es besteht Hoffnung. Auch wenn etwas kaputt geht – wenn mein Glaubenssystem oder mein Lebensmodell einen Riss bekommt, dann ist da auch eine Chance, dass durch vorher festes und stabiles auf einmal ein neues ein anderes Licht zu mir durchscheinen kann.
Tamar Noort sagt zu ihrem Buch: “Mich hat interessiert, was passiert, wenn man diese Orientierungspunkte im Leben wegnimmt und sich selber schaffen muss: Woran glaube ich und woran orientiere ich mich?“
Elke im Buch muss Trauerarbeit leisten, sie muss im Buch ganz viele Trümmerstücke umschichten, die bei ihr so rumlagen – irgendwie setzt sich Elke im Buch wieder neu zusammen – und ich finde es mutmachend, wenn die Pastorin im Buch betet: “Gott, verdammte Kackscheiße, wo zur Hölle steckst du?” - Ja, so darfst Du beten – ich muss mich nicht verstellen im Gebet – ein Gebet ist kein “perfect offering” - beten kann bedeuten: Gott die Trümmer des eigenen Lebens krachend vor die Füße zu werfen.
Im Buch “verliert” Elke ihren alten Gott – und irgendwie ist das erst erschreckend – aber dann entsteht da eben auch dieser “freie Raum”, da wo vorher der “alte Gott” war – freier Raum kann Angst machen, aber es ist auch eine Chance – es ist ein Raum, der ist frei der ist offen für neues.
Ein Interview zum Buch https://youtu.be/nLMZ2P5nNOk
Noch ein Bericht: https://www.ardmediathek.de/video/hallo-niedersachsen/tamar-noort-die-autorin-aus-barskamp/ndr-niedersachsen/Y3JpZDovL25kci5kZS9mMDA3NDMwYi0wYmRiLTQ1ODMtYTkyMy0wOTVjYzk5MmFlNmY
Foto © mrbill78636
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