Auf der Brust eines Olympioniken war neulich tätowiert: Pain is temporary, pride is forever – Schmerz geht vorbei, Stolz ist für immer. Das mit dem Stolz stimmt natürlich nicht, der vergeht nämlich auch. Aber ich verstehe, was der Sportler meint: Der Schmerz des Trainings geht vorbei, der Sieg bleibt. Woanders fand ich dann die Version: Pain is temporary, glory is forever – Leiden geht vorbei – Herrlichkeit bleibt.
Das neue Testament unterscheidet verschiedene Gründe für Leid. Es gibt Leiden, an dem wir unschuldig sind. Und es gibt Leiden, an dem wir schuld sind. Dabei wird nirgends gesagt, das Leiden selbst sei gut. Aber die Gründe, weshalb Menschen leiden, die können moralisch neutral oder schlecht oder gut sein.
Von den guten Gründen zu leiden, vom Leiden, das sich lohnt, sprach vor Jesus übrigens auch schon Sokrates, als er lehrte, es sei besser Unrecht zu erleiden, als Unrecht zu tun.
Wenn jemand leidet, sagt die heutige Lesung aus dem Ersten Petrusbrief dann „soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt“. Leiden, an dem wir selbst schuld sind, ist nicht nur leidvoll, sondern auch noch peinlich und beschämend.
Aber es gibt eben auch unverschuldetes Leiden und ein Leiden, dem sich jemand um eines Gutes willen stellt. Leiden, das sich lohnt. Zum Beispiel da, wo jemand leidet, weil er zu Christus gehört. Entweder deshalb, weil er sich ausdrücklich zu Christus bekennt und aufgrund dieser Identifikation geschnitten, verfolgt, eingesperrt oder misshandelt wird. Oder deshalb, weil er – auch ohne Christ zu sein – um eines Gutes willen leidet. Zum Beispiel, wo er gegen Widerstände bei der Wahrheit oder in der Liebe geblieben ist – und also verborgen zu Christus gehört.
Wo immer ein Mensch leidet und aus welchen Gründen auch immer (selbst dann, wenn er selbst schuld an seinem Leid ist), dort leidet Christus mit diesem Menschen. Wo aber Menschen um Christi willen leiden, dort geschieht auch das genau Umgekehrte: dort leiden sie mit Christus.
„Freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt“, sagt der Erste Petrusbrief. Er sagt nicht: Freut euch am Leiden. Er sagt: Wenn ihr Anteil an den Leiden Christi habt – also wenn Ihr mit Christus leidet – dann ist das Leiden an sich noch immer nichts Gutes. Aber es ist ein Anzeichen dafür, dass Ihr in seiner Nähe seid und in Gemeinschaft mit ihm steht – auch und gerade in diesem Augenblick der Bedrängnis. Der Preis, den Ihr zahlt, ist es wert. Es ist Leiden, das sich lohnt.
Ich habe mich gefragt, warum diese Lesung ausgerechnet zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gelesen wird. Es ist ja doch die Zeit, in der wir – wie Maria und die Apostel – das Kommen des Heiligen Geistes erbitten und erwarten. Und den verbinden die meisten mit Freude, Kraft und Lebendigkeit, mit einer Dynamik neuer Mitteilungs- und Begeisterungsfähigkeit. Und in der Tat, alles das gehört zum Wirken des Heiligen Geistes dazu.
Aber zu diesem Wirken des Heiligen Geistes gehört eben offenbar auch, dass Menschen sich trauen und aushalten, „wegen des Namens Christi beschimpft“ zu werden. In dem Fall, sagt unsere Lesung, „seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch“. Wer um den Geist bittet, der zum Zeugnis befähigt, muss sich auch darauf einstellen, dass er um dieses Zeugnisses willen leiden muss.
Beim Leiden für einen Menschen, für die Liebe und für den Gott, der selbst die Liebe ist, ist es so ähnlich beim Sport: Pain is temporary, glory is forever. Das Leiden lohnt sich, und es geht vorbei – die Herrlichkeit bleibt.
Fra' Georg Lengerke
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