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Religion & Spirituality:Buddhism
634-Das Karma muss reifen-Buddhismus-Buddhismus im Alltag - von shaolin-rainer.de
Heute möchte ich hier eine buddhistische Geschichte aus längst vergangenen Tagen darbringen, die an Tiefe und Bedeutung schwer zu überbieten ist.
Lieber Leser, bitte stelle Dir ein Kloster in den chinesischen Bergen vor, Jahrhunderte in der Vergangenheit, ohne Annehmlichkeiten, ohne Technik, ohne all die Errungenschaften einer "modernen" Zivilisation.
Ein junger Mönchsanwärter hatte Wasserdienst, musste über den Tag immer wieder an den Brunnen vor dem Tempel laufen, die Eimer füllen, diese dann mit einem Joch hoch zu den Gebäuden tragen. Aus welchen Gründen auch immer war ein Fisch in einem der Eimer, als der junge Mann das sah schnappte er sich den Fisch am Schwanz, schlug den Kopf über eine Kante, er schnitt das Geschöpf auf und warf die essbaren Teile in ein heiße Wärmflasche. Als der Fisch durch war gab er die Teile heimlich in seine Mönchsschale, gab Reis und Gemüse darauf und er verspeiste seinen "Fang" genüsslich.
Im Laufe der Jahre wurde aus dem jungen Anwärter erst ein Mönch, dann sogar der Klostervorsteher. Aber an den Fisch musste er noch immer denken, das Gewissen plagte ihn sehr, er hatte gegen die Regeln verstoßen, dem Buddha auch direkt zuwidergehandelt, der die Tötung von Lebewesen ausschloß. Wenn beim morgendlichen Bettelgang ein Anhänger Fleisch oder Fisch in die Schale legte, dann war das die eine Sache, das durfte man annehmen. Aber selbst zu töten, das war eine andere Qualität der Handlung.
Jahrzehnte nach dem Vorfall mit dem Fisch hatte der jetzige Abt eine Erscheinung, er erklärte den Mönchen des Tempels, dass diese zum Sonnenuntergang in der Haupthalle sein sollten, Fragen beantwortete er keine.
In besagter Halle saß schon den ganzen Tag ein Soldat und meditierte still, in sich versunken erinnerte er mehr an eine Statue als an einen Menschen. Zu besagter Zeit, die Mönche hatten sich eingefunden, sprang der Soldat auf und fing an zu fluchen und zu schimpfen, er machte urplötzlich Bewegungen aus dem Kampf, zog sein Schwert, schlug wild um sich.
Die Mönche waren irritiert, sie zogen sich zurück, nur der Abt blieb an seiner Stelle ruhig sitzen. Da stand auf ein Mal der Soldat genau vor dem Vorsteher, er zielte mit dem Schwert auf das Herz des in tiefer Ruhe sitzenden alten Mannes. Da schlug der Abt die Augen auf, sagte unvermittelt zum Soldaten: "Auf dich habe ich gewartet, das Karma ist nun reif". Da kam der Soldat wieder zu sich, blickte sich um und sprach den Abt an: "Du hast auf mich gewartet, warum? Der Abt erzählte ihm die alte Geschichte von dem Fisch, die so sehr auf seinem Gemüt lastete, weil er einst ein Lebewesen getötet hatte.
Der Soldat verstand, was der alte Mann ihm sagen wollte, er rollte die Augen nach oben, fiel zu Boden und er verstarb.
Der alte Mönch verblieb in seinem Lotussitz und er starb an diesem Ort wenige Minuten später.
Das Karma war eben reif, der Weg war das Ziel, die Zeit war gekommen!
Es gibt nur eine Zeit, in der es wesentlich ist aufzuwachen - diese Zeit ist jetzt
- Buddha -
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