Die guten Gründe, Gedichte zu lesen: Der Schriftsteller Lutz Seiler
Es geschieht nicht oft, dass die Zuerkennung des Büchner-Preises, der höchsten literarischen Auszeichnung des Landes, so positiv aufgenommen wird wie im Falle des 1963 in Gera geborenen Lutz Seiler. „Für das, was ich schreibe, spielt wahrscheinlich meine Herkunftsgeschichte eine ziemlich große Rolle“, hat der Autor einmal gesagt, „also die Herkunft aus einer vom Uranbergbau verwüsteten thüringischen Landschaft.“ In den ersten Jahrzehnten seiner Karriere hat sich Seiler als Lyriker und Essayist einen Namen gemacht, dann kamen zwei umfangreiche Romane hinzu: „Kruso“ (2014, ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis) und „Stern 111“ (2020, Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse). Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrt mit der Zuerkennung des Büchner-Preises einen Autor, „der mit klangvollen Gedichtbänden begann, von dort zum Erzählen fand, stets aber ein so klarer wie rätselhafter, dunkel leuchtender Lyriker bleibt, zuletzt mit schrift für blinde riesen“. Die Stimme des Autors sei, ob in der Lyrik oder im Roman, unverwechselbar: „melancholisch, dringlich, aufrichtig, voll von wunderbaren Echos aus einer langen literarischen Tradition“.
Lutz Seiler hat als Zimmermann und Maurer gearbeitet und begann mit dem Schreiben während seiner Armeezeit. 1990 ging er nach Berlin, und seit 1997 leitet er das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus bei Potsdam. Etwa die Hälfte seiner Zeit verbringt er in Stockholm. Mit meinem Kollegen Jan Wiele spreche ich im Bücher-Podcast über Seilers literarisches Temperament, die Merkmale seiner Lyrik und seine besondere Form des Wenderomans, die in der Fiktion tatsächlich so etwas wie ostdeutsche Identität geschaffen hat: Sie erzählt von Menschen, die bleiben und nicht loslassen wollen. Auch ein anderer, wichtiger Zug von Seilers Schaffen tritt im Gespräch zutage: sein Engagement für die lyrische Tradition und das Nachleben der Dichter, die ihn selbst beeinflusst und geprägt haben.
Letzte Veröffentlichungen Lutz Seilers:
„Stern 111“. Roman (Suhrkamp Verlag).
„schrift für blinde riesen“. Gedichte (Suhrkamp Verlag).
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