“Wenn die ganze Welt schweigt, kann auch eine Stimme mächtig sein.” Malala Yousafzai
#diepodcastin & der Nobelpreis: Isabel Rohner & Regula Staempfli über die grosse Narges Mohammadi, Update zum frauenverachtenden Kinderbuch, “Frauenallergie” & digitaler Totalitarismus.
laStaempfli freut sich mit der Rohnerin über den Nobelpreis für Narges Mohammadi. Die iranische Menschenrechtsaktivistin, die schon 1998 im iranischen Kerker sass und seitdem immer wieder, ist im Iran seit 2019 in Haft und erneut verurteilt, weil sie sich für “Frauen, Leben und Freiheit” aus dem Gefängnis heraus eingesetzt hat. Sie lebt ein Leben für Frauen, Demokratie, Menschenrechte und Menschenwürde für uns alle. Es ist erschütternd: Ihren Ehemann und ihre Zwillinge hat sie seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen; Den Nobelpreis kriegt sie nun endlich ” für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran und ihren Kampf, um Menschenrechte und Freiheit für alle zu stärken“ , wie dies die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, in ihrer Begründung, meinte. Dies an die Adresse aller rechten Verharmloser von Gewalt an Frauen und an die Adresse der linken Hamas-, Kopftuch-, Iranversteher, die Feminismus und Menschenrechte nicht vertreten, sondern als neue Ideologie- und Identitätpolitik gegen die Demokratie weltweit proklamieren. WOMAN LIFE FREEDOM: #diepodcastin kämpft dafür.
Die Rohnerin bringt als gute Nachricht die Woche ein Update mit: Vor zwei Wochen hat sie in “Die Podcastin” über das frauenverachtende und gewaltverharmlosende “Kinderbuch” “Rosi sucht Geld” berichtet, mit dem das Bezirksamt Berlin-Mitte Kindern ab 6 Jahren Prostitution erklären (!) wollte. Nach der “Die Podcastin”-Folge kam viel in Bewegung: Mehrere Zeitungen und Medien haben über den Fall berichtet, viele auch mit Zitaten aus “Die Podcastin” (u.a. Berliner Zeitung, Tagesspiegel, EMMA) und viele, viele Menschen sind aktiv geworden und haben sich gegen dieses “Kinderbuch” und gegen diese realitätsfreie Prostitutionspropaganda positioniert. Die Bezirksbürgermeisterin kündigte an, das Buch von der offiziellen Hauptstadtseite zu nehmen (was dann nach einem weiteren Schreiben von Regula Stämpfli und Isabel Rohner inzwischen auch geklappt hat – es leben die digitalen Kompetenzen!). “Die Podcastin” bedankt sich für die breite Unterstützung und die vielen bestärkenden Zuschriften! Ein wichtiger Erfolg! Hier der Link zu einem sehr schönen Artikel von EMMA: https://www.emma.de/artikel/die-podcastin-skandal-aufgedeckt-340603
laStaempfli erzählt von der einzigen Wahlveranstaltung “Frau und Politik” im Wahljahr 2023 für die Schweiz bei “Die Mitte Frauen”. Der Anlass in Baden war gut besucht, spannend und voller Elan für die Frauen in der Schweiz, für die Mitte Frauen. laStaempfli hat in ihrem Vortrag mal wieder die wichtigsten Eckpunkte für “Frauen und Wahlen” gebracht: Es gibt 3 Hürden. Mobilisierung, Nomination und Wahl (alles von laStaempfli 1991 formuliert in “Nehmen Sie Platz, Madame” – einige unserer Hörerinnen waren damals noch gar nicht geboren…). Bei der Mobilisierung verlieren die Frauen aufgrund sexistischer Enteignung von Frauen als Frauen den politischen Gestaltungswillen. Bei der Nomination verlieren die Frauen als Frauen die besten Listenplätze aufgrund von Filz, Unsichtbarkeit von Frauen als Frauen, mangelnde Förderung, hierarchische Parteistruktur etc. Bei der Wahl verlieren Frauen als Frauen durch frauendiskriminierende Medienmechanismen. Dies ist alles bekannt und nachzulesen u.a. in: https://www.srf.ch/audio/kontext/nahmen-sie-platz-madame?id=10203846
Isabel Rohner macht auf ihre anstehende Veranstaltung aufmerksam: Am 28.10., 19 Uhr, stellt sie in Osnabrück beim Bezirksverein “Wir in Atter” ihr Buch “Kalte Sophie” vor und gibt im Gespräch mit Moderatorin Pia Rixner Einblicke in ihr Schaffen und Schreiben. Infos und Anmeldungen hier: https://www.wir-in-atter.de/event-details/kalte-sophie-von-der-autorin-isabel-rohner
Die Rohnerin: “Manchmal hilft nur noch Humor! Kennt ihr die neue heimtückische Krankheit, die gerade massiv um sich greift: die Frauen-Allergie??” Betroffene können ganz plötzlich das Wort “Frau” nicht mehr sagen und schreiben – und verwenden seltsam schwurbelige Neuschöpfungen wie “Menschen mit Uterus” (Spiegel online, Zeit) und “menstruierende Menschen” (Deutschlandfunk). Die Rohnerin fragt sich: Was würde wohl passieren, wenn diese “Menschen mit Frauen-Allergie” doch einmal “Frau” sagen oder schreiben würden??? Unkontrollierbares Niesen? Heftige Flatulenzen?? Oder könnten sie dann nicht mehr aufhören, “Frau” zu sagen – und würden auch plötzlich überall nur noch Frauen sehen und ihre Probleme wahrnehmen? In jedem Fall würden ihre Texte und Forderungen verständlicher. Man man nämlich benennen können, worum es geht, um verstanden zu werden. Oder mit den Worten der Rohnerin: “Es gibt Themen und politische Forderungen, die ausschließlich Frauen betreffen. Bei frauenpolitischen Themen Frauen nicht mehr zu nennen, bedeutet, dass die Interessen von Frauen nicht berücksichtigt werden.” Als neuesten Fall von akuter “Frauen-Allergie” hat sie Pro Familia mitgebracht, die es auf einer neuen Homepage über ihre Position zum Thema Schwangerschaftsabbruch schaffen, kein einziges Mal das Wort “Frau” zu verwenden.
laStaempfli führt hier schriftlich präzise aus, was sie zum Schluss der Sendung ansprach in Bezug auf das Verschwinden des Wortes “Frau”.: “Der Großteil aller Codes konstruiert mittels Black BoxMethoden riesige demokratie- und menschenfeindliche Datenlöcher. Die Codes sind seit Jahren von einer klitzekleinen, globalen Elite darauf trainiert, die WIRKLICHKEIT durch Algorithmen zu ersetzen und zwar so, dass einzelne Begriffe, Wörter, Referenzen, Zusammenhänge, Bilder, Identitäten entlang den Programmen laufen und nicht entlang dem demokratischen Willen, der realen Menschen und der realen Umwelt. Dass nun Frau als Begriff gelöscht wird, ist kein Zufall, sondern ENTSPRICHT DER FORM DER CODES, die gesetzte Hyperlinks als realer definiert als die reale Welt. Anders gesagt: Frauen sind im Netz schon längst unter Prostituierten, Leihmüttern und sonstigen Dienstleisterinnen via weiblicher Körper codiert: Es geht nun darum, die Codes auch in der Alltagssprache umzusetzen und genau das passiert mit Begriffen wie “Mensch mit Uterus” oder “Mensch mit Bonusloch.” Die codierte Gegenwart. und programmierte Zukunft dient nicht dem Wohl aller, sondern sind als Instrumente dazu angelegt, die Welt entlang der Codes zu reproduzieren und nicht die Welt die Codes schreiben zu lassen. Für die Massen bedeutet Digitalisierung, anders als damals das universelle Versprechen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität, eine hinter Codes versteckte Versklavung. Joseph Weizenbaum nannte dieses einmal sehr treffend: «Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft» oder im englischen Original noch präziser: «Computer Power and Human reason. From Judgement to Calculation» (Weizenbaum 1977).6 Welt und Wirklichkeit werden im digitalen Raum nicht vorgeführt, sondern inszeniert: Zum Schaden von uns allen.
Das Bild stammt von der Fotografin/Künstlerin/Podcasterin laStaempfli und ist ihr Oberschenkel.