Zweimal im Widerstand: Das Leben der Anne Beaumanoir
Das Leben der französischen Neurologin und Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir (geb. vor einhundert Jahren am 30.10.1923) - es wäre als Drehbuch in Hollywood eingereicht wohl als "unrealistisch" abgelehnt worden.
Als 17-Jährige wird Anne Beaumanoir durch die kommunistische Résistance in den Untergrund nach Paris beordert. In einer eigenmächtigen Aktion bewahrt sie 1942 zwei jüdische Jugendliche und einen Säugling vor dem Zugriff der Nazis.
Nach der Befreiung Frankreichs kehrt Anne ins normale Leben zurück. Sie wird Professorin für Neurologie in Marseille und heiratet den Arzt Jo Roger. Mit ihm bekommt sie die Söhne Jean-Henri und Gilles. Trotz des großbürgerlichen Lebens bleibt Anne immer in linksintellektuellen Kreisen, distanziert sich jedoch mehr und mehr von der kommunistischen Partei.
Während eines Urlaubs in Französisch-Algerien erlebt Anne, dass die französische Kolonialmacht systematisch Folter gegen die algerische Befreiungsbewegung FLN einsetzt - zum Teil mit den gleichen Methoden wie Gestapo und SS. Für Anne unerträglich. Sie beteiligt sich von Frankreich aus an der Unterstützung der FLN.
1959 wird sie verraten und kommt in Untersuchungshaft. Anne, inzwischen Mitte 30, ist zum dritten Mal schwanger. Weil sie Komplikationen vortäuscht, darf sie für die Geburt und die ersten Wochen ihrer Tochter Myriam nach Hause - in den Hausarrest, während der Prozess gegen sie läuft. Drei Tage vor ihrer Verurteilung zu zehn Jahren Gefängnis flieht sie in die Schweiz. Ihre Tochter Myriam wird sie nicht aufwachsen sehen.
Als die Franzosen 1962 Algerien aufgeben müssen, engagiert Anne Beaumonier sich für den neuen Staat. Aber auch das ist nicht von Dauer. Im Juni 1965 putscht die Armee. Anne muss wieder untertauchen und geht in die Schweiz.
Erst in den 1980er-Jahren gibt es für sie eine Amnestie. Nach ihrer Pensionierung geht sie zurück nach Frankreich. Für die Rettung der jüdischen Jugendlichen Simone und Daniel erklärt die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Anne Beaumonier und ihre Eltern zu "Gerechten unter den Völkern".
In diesem Zeitzeichen erzählt Thomas Pfaff:
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