"Wow, schönes Bild!"
Euer Kind kommt mit dem 156ten Bild nach Hause und zeigt es euch. "Toll!", "Schön!" kommt uns dann über Lippen - mir übrigens auch. Warum sagen wir das? Weil wir unser Kind stärken wollen - zumindest ist das mein Gedanke. Ich möchte meine Kinder in dem bestärken, was sie gerne tun. Also loben wir. Wir loben auch, wenn sie etwas gut machen. Wenn sie zum Beispiel ihr Zimmer aufräumen oder die Oma umarmt haben. Aber tun wir unseren Kindern und auch uns damit wirklich einen Gefallen? Oder manipulieren wir ihr Verhalten damit? Loben wir sie selbst oder loben wir ein Verhalten, das uns gerade passt oder in der Situation angemessen ist? Damit sie sich beim nächsten Mal wieder so verhalten, auch wenn sie sich eigentlich gerne anders verhalten würden.
Unsere Wertschätzung ist plötzlich an Bedingungen geknüpft. Das ist, was Lob tut - sagen auch Experten wie Jesper Juul. Wir vermitteln unseren Kindern, dass sie toll sind, wenn sie dies und jenes tun. Was aber, wenn sie es mal nicht tun?! Kinder sollen und müssen spüren, dass wir sie immer lieben - egal, was sie tun oder sagen.
Jetzt bin ich selbst Mama und auch maximal verwirrt: Was soll ich denn stattdessen tun? Was soll ich sagen, wenn meine Tochter mir das 100ste Bild zeigt? Ein Weg wäre, die "Arbeit" dahinter, also den Prozess des Entstehens zu wertschätzen. Statt "Wow, schön" also zu sagen "Das sind ja tolle Farben, die du gewählt hast! Die hätte ich auch genauso gewählt" oder so ähnlich. Ihr wisst, was ich meine.
Stellt euch vor, ihr kocht ein richtig krass aufwendiges Abendessen, habt Stunden in der Küche verbracht und euer Mann oder eure Frau sagt einfach nur "Ja, lecker". Wir wären enttäuscht, weil wir etwas anderes erwarten würden - etwa "Mega leckere Gewürze, Schatz! Das schmeckt richtig gut in Kombination mit Kartoffeln! Wie bist du auf das Rezept gekommen?". Wir wollen zwar, dass das Endergebnis gewürdigt wird, aber noch viel mehr wollen wir doch eigentlich, dass die ganze Arbeit dahinter gesehen wird.
Genau darüber habe ich mit Psychologin und Mama Hannah Blankenberg gesprochen. Ein Talk mit vielen "Aha!-Momenten". Uns ist eine Sache ganz wichtig: Das sind keine Handlungsanweisungen. Es geht nicht darum zu sagen, ihr seid schlechte Eltern, wenn ihr dies und das tut. Es ist ein Gespräch, aus dem ihr etwas für eure Erziehung mitnehmen könnt, wenn ihr es möchtet. Ich hoffe, euch gefällt der Podcast. Schreibt mir gerne, wenn ihr noch anderen Themenvorschläge habt: elisabeth.graulich@allisonbaby.de.
Eure Elli
view more