Der "Kluge Hans": Rechnendes Wunderpferd des Wilhelm von Osten
Berlin 1890: Wissenschaftler, Zirkusdirektoren und Schaulustige staunen über ein angebliches Wunderpferd. Sein Tier könne rechnen und lesen, sagt der Lehrer Wilhelm von Osten (geboren am 30.11.1838)...
Schon Wilhelm von Ostens erster Hengst konnte angeblich bis fünf zählen. So berichten es zumindest Zeitzeugen. Doch in die Geschichte eingehen sollte nach dessen Tod Hans II. - der "Kluge Hans". Dieses Pferd kann angeblich zählen, lesen und rechnen. Per Zeitungsanzeige lädt Wilhelm von Osten jeden dazu ein, den Versuchen zur Feststellung der geistigen Fähigkeiten seines Pferdes beizuwohnen. Vorführungen gibt's jeden Tag um 11 Uhr. Auch eine zwölfköpfige Wissenschaftlergruppe stellt Hans auf die Probe - und urteilt: Hier sind keine Tricks im Spiel.
Nun zweifeln viele an der Expertenkommission. Dresseure versprechen mit jedem Pferd nach kurzer Zeit bessere Ergebnisse erzielen zu können. Ein regelrechter Wettbewerb um intelligente Vierbeiner beginnt: Als Schaubudenattraktion wird in Leipzig der Schimmel Hans vorgeführt, in Berlin macht ihm die kluge Rosa Konkurrenz. Eine zweite wissenschaftliche Kommission stellt schließlich nach sieben Wochen fest: Der clevere Hans kann nicht zählen, lesen und rechnen. Das Pferd liest nicht die Schultafel, sondern seinen Lehrer, seine Mimik und Körperhaltung. Doch das ist ja auch ziemlich clever.
Wilhelm von Osten allerdings glaubt unbeirrt an die Fähigkeiten seines Pferdes - und unterstellt dem Tier gar Böswilligkeit. Angeblich hat er Hans noch auf dem Totenbett verflucht.
In diesem Zeitzeichen erzählen Veronika Bock und Ulrich Biermann:
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