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Napoletana, Margherita, Diavolo - Die Kulturgeschichte der Pizza
Sie ist ein runder, wohlschmeckender Superlativ: Die Pizza. Sie gehört zum Weltkulturerbe und ist praktisch überall auf der Welt bekannt und zu bekommen. Dabei hat es Jahrhunderte gedauert, bis sich die Pizza vom Arme-Leute-Essen zum erfolgreichsten italienischen Gericht gemausert hat. Autor: Johannes Marchl
Credits
Autor/in dieser Folge: Johannes Marchl
Regie: Frank Halbach
Es sprachen: Thomas Birnstiel, Ines Hollinger, Silke v. Walkhoff, Peter Veit
Technik: Daniela Röder
Redaktion: Iska Schreglmann
Im Interview:
Dieter Richter, Literaturwissenschaftler und Autor;
Domenico Gentile, Autor und Pizzafachmann;
Prof. Yurdagül Zopf, Ernährungswissenschaftlerin;
Janina Schmitt, Pizzeria-Betreiberin
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Literaturtipps:
Dieter Richter, „Con gusto – Die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht“ – ein wunderbares Buch, das die Geschichte einer Begegnung erzählt: der Begegnung zwischen der italienischen Küche und den Menschen nördlich der Alpen.
Domenico Gentile, „Pizza Napoletana“, eigentlich ein Kochbuch, aber dann doch viel mehr: erzählt über die Stadt, die die Wiege der Pizza ist, über Neapel. Mit sehr stimmungsvollen Fotos.
John Dickie, „Delizia! Die Italiener und ihre Küche. Geschichte einer Leidenschaft“. Ein Engländer schreibt eine ungewöhnliche, kluge und faszinierende Geschichte Italiens und seiner größten Leidenschaft: dem Essen.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Sprecher1:
Ihre Anfänge sind eher bescheiden. Niemand weiß, woher ihr Name kommt. Wer sie zuerst gemacht hat. Es existiert kein Ursprungsrezept.
Sprecherin2:
Sie ist keine ausgefallene Gourmet-Spezialität, vielmehr ein Arme-Leute-Essen, ihr Bekanntheitsgrad ausbaufähig, nur Neapel und Umgebung kennt sie bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Sprecher1:
Doch dann tritt sie ihren weltumspannenden Siegeszug an – überall beliebt, überall rund, überall bekannt unter demselben Namen: Pizza!
Sprecherin2:
Und wenn man sich die Geschichte der Pizza genauer anschaut, dann ist es gar nicht verwunderlich, dass sie sich zunächst schwertut, ihren Weg in die ganze Welt zu finden: sie kommt aus Neapel und ist ein typisches Unterschicht-Essen: einfach und billig, sie kostet gerade mal die Hälfte von dem anderen Arme-Leute-Essen, Maccaroni mit Käse.
MUSIK ENDE
OT 1
Neapel ist ein quirlender Topf von Massen von Menschen. Die Besonderheit sind die vielen Menschen, die keine Wohnung haben, die berühmten Lazzaroni, die auf der Straße schlafen, auf der Straße essen auf der Straße leben.
Sprecherin2:
Sagt der Literaturwissenschaftler und Autor Dieter Richter, der sich für sein Buch „con gusto – die kulinarische Geschichte der Italiensehnsucht“ tief hineinbegeben hat in die Kulturgeschichte der Pizza
OT 2
Die Anfänge von Pizza waren so, dass wir uns unter Pizza eine arme Leute Gericht vorstellen müssen in den Quartieri Spagnoli, für die Lazzaroni, für die Menschen, die in den Bassi gelebt haben, die zum Teil auch keine Küche hatten. Die Pizzaioli hatten nicht nur die Pizza gebacken, sondern sind durch die Straßen gegangen, haben die für wenige Baiocchi dort auch verkauft. Es ist ein Nahrungsmittel für das einfache Volk gewesen.
Sprecherin2:
Halt, halt, halt! Das waren viel zu viele unbekannte Begriffe, das verlangt nach Aufklärung! Fangen wir mit dem Begriff „Pizzaioli“ an: das sind einfach die Pizzaverkäufer, die durch die Straßen ziehen und versuchen ihre Teigfladen an Mann und Frau zu bringen, für ein paar kleine Münzen. „Lieferservice“ würde man heute sagen:
OT 3
Die gehen über die Straße wie viele andere Essensverkäufer auch. Es gibt Wasserverkäufer, die Acquaioli. Es gibt Nuss-, es gibt Fischverkäufer. Es gibt die berühmten bei Spaghetti-Verkäufer natürlich, die in Garküchen auf den Straßen sind. Wir müssen uns das so vorstellen: Es ist die Geburt des Fastfood in Neapel, in einer Stadt, die alle Voraussetzungen für Fastfood mitbringt.
MUSIK CD989510Z00 „La Banda: Traditional Italian Banda“; ZEIT: 00:50
Sprecher 1:
Und dieses schnelle, billige Essen…
Sprecherin2:
…besteht ja nur aus Mehl, Wasser und etwas Hefe – vielleicht noch mit Knoblauch oder einem Stück Käse drauf
Sprecher1:
…wurde von den Lazzaroni in den Bassi konsumiert – von den Armen, die oft genug weder Arbeit noch eine Wohnung hatten. Der Unterschicht Neapels, die in den Bassi haust, einem Viertel das eng bebaut ist, ohne Hygienevorrichtungen, ohne fließendes Wasser. Nach der Bevölkerungsexplosion in Neapel im 17. und 18. Jahrhundert lebenhier bis zu 60.000 Lazzaroni gleichzeitig unter schwierigsten Umständen, Neapel ist zu dieser Zeit nach Paris die zweitgrößte Stadt Europas.
MUSIK ENDE
Sprecherin2:
Vor kurzem wurde übrigens nahe Neapel ein Wandgemälde entdeckt, mit einer Speise, die verblüffende Ähnlichkeit mit einer Pizza hat. 2000 Jahre alt, in Pompeij, der vom Ausbruch des Vesuv verschütteten Stadt. Da sieht man ein Tablett mit Wein, Früchten und: Eindeutig! Einer knusprigen Pizza. Zwar etwas ungewöhnlich belegt – statt Mozzarella und Tomatensauce sind Früchte auf dem Teig zu sehen - , aber, hey! – Wenn das keine Pizza ist…
MUSIK privat Take 001 „That’s Amore”; Album: Italian Love Song Passione; Label: 2012 Italian Love Songs; Interpret; unbekannt; Komponist: Harry Warren; ZEIT:00:15
Sprecher3 (mit Musikbett herausgehoben):
Die Pizza – dicker oder dünner Teig – dicker oder dünner Rand?
MUSIK ENDE
Sprecherin2:
Wenn wir über Pizza reden, wollen wir aber jene nicht vergessen, die sie machen. Die Pizzabäcker. Einer von ihnen, der dazu noch Buchautor und Pizzerien-Gutachter ist, ist Domenico Gentile und er sagt zum Thema dünner oder dicker Teig:
OT 4
Also, jetzt ist natürlich die Frage: Von wieviel Gramm Teig reden wir? Wenn man eine amerikanische Pizza nimmt, das ist ja schon fast ein Kuchen, das ist einfach eine andere Art von Pizza. Sie ist auch nicht so cross und hart wie die Pizza aus dem Tiefkühlfach, die man vom Diskounter kennt. Die Pizza muss am Rand luftig sein und muss trotzdem flach und dünn sein, und das wäre im Endeffekt die perfekte Pizza.
Sprecher1:
Zum ersten mal schriftlich erwähnt wird eine Pizza Ende des 15. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit existieren Notizen, die ein Pizzarezept beschreiben. Sie ist mit Basilikum, etwas Hartkäse und Schmalz als saftiger Grundlage belegt. Und sogar ein Name ist überliefert: Mastunicola. Alle diese Pizzen sind übrigens sogenannte „Pizze biance“, weiße Pizzen, weil die Tomate für die Pizza rossa erst noch aus Amerika eingeführt werden musste…
MUSIK privat Take 001 „That’s Amore”; Album: Italian Love Song Passione; Label: 2012 Italian Love Songs; Interpret; unbekannt; Komponist: Harry Warren; ZEIT: 00:15
Sprecher3 (Musik)
Die Pizza: bianca oder rossa?
MUSIK ENDE
OT 5
Die klassische Pizza ist eine Margherita, die ist rot, mit San Mazzano Tomaten und Mozarella, es gibt tolle weiße Pizzen, ganz klar. Wenn man die Tomate weglässt und nimmt nur den Mozarella-Käse oder nimmt Gorgonzola-Käse oder nimmt Käse mit Kartoffeln und Salsiccia, das sind tolle Pizzen, also für mich sowohl als auch.
Sprecher1:
In Deutschland ist es den Lesern der Augsburger Allgemeinen Zeitung 1854 vergönnt, erstmals über die Pizza zu erfahren:
OT 6
Also die früheste Erwähnung eines deutschen Reisenden, die ich gefunden habe, ist von dem berühmten Ferdinand Gregorovius, der die Wanderjahre in Italien geschrieben hat.
Sprecherin2
Sagt der Kenner der Geschichte der Pizza, Dieter Richter
OT 7
Er ist 1853 in Neapel, geht durch die Straßen, hat einen sehr genauen, wir könnten sagen einen fast volkskundlichen Blick auf die Straßenverhältnisse, und der sieht einen Pizzaverkäufer. Und er versucht, seinen deutschen Lesern überhaupt erst einmal zu erklären, was das ist
MUSIK DK187200012 „Ach wie so trügerisch“; ZEIT: 00:20
Zitator
„man flüchte sich in eine jener wunderlichen Garküchen, wo hinter Bretterverschlägen die Pizzi, große flache und runde Kuchen gegessen werden, welche mit Käse oder mit Schinkenstücken belegt sind, je nach Geschmack des Bestellers“
MUSIK ENDE
OT 8
Und jetzt wörtlich schreibt da es gehört der Magen eines Lazzarone dazu, sie zu verdauen. Ich vermute, Ferdinand Gregorovius hat keine Pizza versucht. Er hat sich das sagen lassen. Es ist etwas, was für einen - ich sage mal - nördlichen Magen nicht infrage kommt, genauso wie damals natürlich die Spaghetti auch.
Sprecherin2:
Pizza für den Magen eines Bettlers also und nicht für den des hochwohlgeborenen deutschen Touristen… und wer jetzt denkt: naja, die französischen, englischen und deutschen Besucher halt, was der Bauer nicht kennt, isst er eben nicht, weit gefehlt: der Pinocchio-Erfinder Carlo Collodi, der aus der Toskana stammt, schreibt 1880:
MUSIK DK187200012 „Ach wie so trügerisch“; ZEIT: 00:30
Zitator
„Du willst wissen, was das ist, die Pizza?! Es ist ein Brotteig mit einem Belag von allerlei darüber. das Schwarz des gerösteten Brotes, das Weißliche von Knoblauch und Sardelle, das Gelb-Grünliche des Öls, dazu hie und da die roten Tomatenstückchen – die Pizza sieht aus wie ein Mosaik aus schmierigem Schmutz und das passt genau zum Aussehen der Verkäufer.“
MUSIK ENDE
Sprecherin2:
Das war das Bild, das Italien von der Heimat der Pizza hatte: Neapel versinkt im Dreck und genauso sieht die Pizza aus… Keine Italienerin in Rom oder in Mailand will ein Gericht kosten, das aus Neapel kommt. Das Problem der Pizza ist Neapel. Und das Problem Neapels ist die Cholera.
Sprecher1:
Neapel hat im 19. Jahrhundert nicht weniger als acht Cholera-Epidemien zu überstehen. In den 1830er Jahren war die Cholera aus Indien eingeschleppt worden, ein Rätsel für die italienischen Ärzte dieser Zeit. Warum war Neapel so anfällig für die Cholera? Die am weitesten verbreitete Theorie war, dass die Cholera-Keime im stinkenden Boden der Stadt lauern, in den berühmt-berüchtigten Armenvierteln der Stadt. In der sogenannten „Unterstadt“ Neapels nahe am Meer, drängten sich 130.000 in Armut und Schmutz, oft genug eine ganze Familie mit den Hühnern in einem Zimmer.
Sprecherin2:
Als „Hundehütten“ hat sie der Polizeichef von Neapel damals bezeichnet. Das ist die triste Heimat der Pizza.
MUSIK privat Take 001 „That’s Amore”; Album: Italian Love Song Passione; Label: 2012 Italian Love Songs; Interpret; unbekannt; Komponist: Harry Warren; ZEIT: 00:15
Sprecher3 (Musik)
Die Pizza: Arme Leute essen oder UNESCO-Welterbe
MUSIK ENDE
OT 9
Sowohl als auch. Weltkulturerbe ist ja eine ganz besondere Auszeichnung, die hat der Pizza Napoletana eine Menge geholfen. Die Pizza Napoletana ist aber immer noch Arme-Leute-Essen. Heute noch ist es so, dass Sie in Neapel zu zweit jeder ne Pizza und ein Bier dazu für 15 Euro, das ist kein Problem, das gibt es immer noch und das ist völlig in Ordnung
Sprecher1:
Sagt Pizzabäcker und -Buchautor Domenico Gentile. Die Pizza also heute Welterbe, damals misstrauisch beäugt, zumindest von den Nicht-Napolitanern
Sprecherin2:
Aber wen wundert es, wenn man so schief angeschaut wird…
Sprecher 1:
…dass da die Neapolitanerinnen und Neapolitaner ihr eigenes Narrativ der Pizza aufbauen: Es war einmal…
MUSIK CD031140018 „O wie so trügerisch. Canzone des Herzogs, 3. Akt“; ZEIT: 01:00
Sprecherin2:
… Da bekam die italienische Königin Margherita, die in Neapel weilte, Lust darauf, diese Pizza zu probieren, von der sie schon so viel gehört hatte. Der stadtbekannte Pizzaiolo Raffaele Esposito backt ihr drei Pizze(n): eine mit Öl, Tomate und Basilikum, eine mit kleinen Fischchen, der Königin aber schmeckt am besten die mit roter Tomate, weißem Mozarella und grünem Basilikum – den Farben der italienischen Trikolore. Die Pizza Margherita ist geboren, die bis heute bekannteste aller Pizzen. Und sogar der Dankesbrief der Königin soll bis heute erhalten sein, den sie natürlich nicht selbst schreibt, wozu hat man denn sein eigenes Inspektorat der königlichen Munddienste?!
MUSIK ENDE
Zitator
„Sehr geehrter Signor Raffaele Esposito: Hiermit bestätige ich ihnen, dass die drei Arten der Pizza, die Sie für Ihre Majestät zubereitet haben, für köstlich befunden wurden. Ihr ergebener Diener Galli Camillo, Leiter der Munddienste im königlichen Haushalt“
Sprecherin2:
So hängt das gerahmte Schreiben seit 1889 in Raphaele Espositos Pizzeria, nur dass es mittlerweile von Historikern als Marketingstrategie enttarnt wurde, Esposito war wohl weder der erste noch der einzige Pizzabäcker, der an den königlichen Hof gerufen wurde. Aber eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte, und das mit Königin Margherita und der Trikolore-Pizza ist definitiv eine gute Geschichte.
OT 10
Die Geschichte der Pizza ist im Grunde eine Migrations Geschichte. Die früheste Pizzeria außerhalb Neapels hat vermutlich in New York gestanden. In dieser Zeit gab es weder in Mailand noch in Rom - von Deutschland ganz zu schweigen - eine Pizzeria.
Sprecherin2:
Vor allem die italienische Community geht Pizza essen, doch das ändert sich. Zuerst kommen die ganze USA dazu. Und dann die ganze Welt… ein globales Erfolgsmodell, die Gründe sind schnell erzählt:
OT 11
Also ich denke, die Pizza ist das anpassungsfähigste Gericht, das es überhaupt gibt. Es ist stapelbar, leicht transportierbar, leicht teilbar. Es ist leicht, an den Mann zu bringen, indem man verschiedene Belage auf diese Pizza packt. Es gibt er die absonderlichsten und ungewöhnlichsten - vor allem in den USA - wo man dergleichen Hemmungen überhaupt nicht kennt.
MUSIK M0059459Z00 „La donna e mobile“; ZEIT: 00:20
Sprecherin2:
Nur die gute alte Hawaii mit Ananas sei hier erwähnt, neben der Pizza Chicken Alfredo mit Sahne, der Cheesburger Style, auf der Essiggurken die Pizza zieren oder der nicht gerade lowcarb „Mac and Cheese“: Maccaroni zwischen Cheddar und Mozarella…
MUSIK ENDE
OT 12
Sie ist schnell zu machen. Auch das kommt dazu. Sie ist leicht vorzubereiten, sie hat sich die ganze Welt erobert. Es ist eigentlich das schönste Beispiel für das, was kultureller Aneignung sein kann. Und wer gegen- - sage ich jetzt mal ein bisschen polemisch - Wer immer nur hetzt und stänkert gegen die sogenannte kulturelle Aneignung, der müsste das Pizzaessen eigentlich den Neapolitanern überlassen.
Sprecher1:
Dazu kommt noch, dass sie billig und einfach zu machen ist, und deshalb so gut wie in allen Ländern der Welt verbreitet ist.
Sprecherin2:
Übrigens hilft es schon sehr, dass prominente Zeitgenossen in der Öffentlichkeit für die Pizza eintreten. Die Opernstars Enrico Caruso und Antonio Scotti gehen in der New Yorker Pizzeria Lombardi´s Pizza essen, und ein anderer lässt gar sein berühmtestes Lied mit der Zeile anfangen
Zitat Lied „That´s amore“
Ab: when the moon hits your eye like a big Pizza-pie, that´s amore…
MUSIK Z9395936103 “That's amore (That's love)”; ZEIT 00:15
Sprecher1:
Dean Martin singt 1952 vom Mond, der – wenn er wie eine große Pizza dem wahrscheinlich schmachtend zum Himmel blickenden Verliebten ins Auge fällt – einfach Liebe sein muss…
Sprecherin:
Und es kann kein Zufall sein, dass genau im gleichen Jahr, 1952, die junge Würzburgerin Janina Schmitt (gespr. Schanina Schmitt) und ihr italienischer Mann Nicolo di Camillo die erste Pizzeria in ganz Deutschland aufmachen: Elefantengasse 1, in Würzburg.
OT 14
Ich muss Ihnen sagen ich hatte keine Ahnung, was Pizza ist. Mit meiner ganzen mit Mit-Bevölkerung. Ja, keiner wusste damals, was das ist. Und dann hat er, so gesagt in Italien ist das so.
Sprecherin2:
…erzählt Janina (Schanina). Was für eine Geschichte! Er schlägt sich als Fahrer für US-Soldaten durch. Sie ist Balletttänzerin am Nürnberger Opernhaus. Er trifft einen italienischen Freund, der für die Amerikaner kocht. Der zu Nick sagt:
OT 15
Und dann hat er, so gesagt in Italien ist das so.
Warum machst du nicht Lokal auf und verkaufst Pizza?
Sprecher1:
Die Idee ist geboren, die beiden gehen zurück in Janinas (Schaninas) Heimatstadt Würzburg, die damals vollkommen zerbombt ist. Auf die Würzburgerinnen und Würzburger können sie als Kunden zunächst nicht zählen, wohl aber auf die amerikanischen Soldaten, die GI´s. Die kennen Pizza von daheim.
Sprecherin2:
Mit einigen Tricks kurbeln sie das Geschäft an. Nick besticht die Taxifahrer, dass sie die Soldaten zu ihm fahren, Janina macht in den Clubs in der Kaserne Werbung mit Pizza-Partys. Drei Mark kostet damals das Prunkstück der Pizzeria Capri von Nick und Janine:
OT 16
Wir haben verkauft, die Pizza Deluxe. Die war immer mit schön viel Tomaten und Salami und Champignons und Pfefferschoten ein bisschen drauf und vor allen Dingen Käse. Und es ist sehr gut gelungen. Und erst hatten wir dann nur so einen Gasherd. Und dann sind wir nach Italien gefahren und unterwegs ist eine Firma, die diese Pizzaöfen macht. Das war unsere erste riesengroße Ausgabe und haben den gekauft, weil der 400 Grad gebracht hat.
MUSIK privat Take 001 „That’s Amore”; Album: Italian Love Song Passione; Label: 2012 Italian Love Songs; Interpret; unbekannt; Komponist: Harry Warren; ZEIT: 00:15
Sprecher3 (Musik)
Die Pizza: Nur im Holzofen oder auch daheim im Backofen?
MUSIK ENDE
OT 17
Also da ist ja eine Menge passiert, man kriegt heute Pizzaöfen für zu Hause für 500 Euro, die machen 450 Grad. Es gibt natürlich Fanatiker, die sagen: Die Pizza muss aus dem Holzofen kommen
Sprecherin2:
Na gut, aber wir haben ja den ganz gewöhnlichen Backofen mit 250 Grad Umluft gemeint…
OT 18
So ein normaler Haushaltsbackofen erreicht die Temperatur nicht, die eine vernünftige Pizza braucht. Man kann darin Focaccia backen oder Blechpizza, aber so eine schöne Pizza mit einem angebrannten Rand, der ein Leopardenmuster bekommt, so eine gute Pizza schafft der Backofen nie
Sprecher1:
Bei Janina und Nick in Würzburg in der ersten Pizzeria auf deutschen Boden boomt das Geschäft auf alle Fälle, mit ihrem 400 Grad Pizzaofen. Und das magische Wort – „Pizza“ verbreitet sich auch in Würzburg, langsam kommen die ersten Einheimischen…
OT 19
Der Doktor Zimmermann hat dann seine eigene Pizza, weil der wollte noch Sardellen in Öl draufhaben. Die hieß dann Zimmermann, Carpentiere. Und dann kamen die Amerikaner, die haben deutsche Mädchen mitgebracht. Die kamen dann öfter mit den Eltern. Ein Boom muss ich ganz ehrlich gestehen, die Autos standen draußen, haben gewartet, dass sie Platz kriegen.
Sprecherin2:
So geht die wundersame Pizzavermehrung in Würzburg vor sich. Schneller als in vielen Städten Italiens. Denn während es in Würzburg bei Janina und Nick schon Pizza gab, hatten weder Mailand, noch Bergamo oder Triest eine einzige Pizzeria.
Sprecher1:
An dieser Stelle sei eines nicht verschwiegen: So erfolgreich Pizza ist, so authentisch und vielfältig: ein hippes Gesundheitsessen ist sie nicht. Zwar findet man im Internet eine italienische „Studie“, die besagt, dass Pizza-Großverzehrer weniger Herzinfarkt gefährdet seien als Menschen, die keine Pizza essen. Aber die Ernährungswissenschaftlerin Professor Yurdagül (gespr. Jurdagül)Zopf von der Universität Erlangen warnt:
OT 20
Also solche Studien muss man ganz vorsichtig betrachten: Was für eine Pizza wurde bei dieser Studie eingesetzt, wie ist die Pizza hergestellt worden? Das heißt nicht, dass die Pizza jetzt ein gesundes Lebensmittel ist, mit Vorbehalt ist Pizza im Normalfall sehr fettig hergestellt, hat eher ungesunde Anteile, Übergewicht droht, und ein Überkonsum von Pizza ist mit Sicherheit nicht als gesund zu werten.
Sprecher1:
Besonders Tiefkühlpizzen, sagt Ernährungswissenschaftlerin Zopf, sind nicht zu empfehlen.
OT 21
Weil das ist eine Masse von hochprozessierten, chemisch veränderten Zusatzstoffen und Geschmacksverstärkern, dazu noch zuviel gehärtetes Fett, das ist nicht nur eine Gefahr, dass man zunimmt, das ist ungesund und davon sollte man definitiv die Hände lassen.
Sprecherin2:
Dennoch: in Maßen genossen und mit eher weniger Käse und einer selbstgemachten Tomatensauce, die lange geköchelt hat, ist Pizza einfach unschlagbar! Sie ist ein demokratisches Essen, wir können sie teilen. Wenn wir sie selber machen, ist sie nicht teuer. Und Pizza verbindet, sagt Kultur- und Literaturwissenschaftler Dieter Richter
OT 22
Das Besondere ist ja das, die Pizza zu den Gerichten gehört, die auch generationenübergreifend ist. Auch das gehört zu den Wundern der Pizza. Die kleinen Kinder essen sie gern, aber auch die allerkritischsten und aufmüpfigsten Jugendlichen, aber auch ältere Menschen. Auch im Sozialen hat sie alle Grenzen übersprungen. Das ist sowohl ein Arme-Leute-Essen immer noch, aber auch ein Millionär oder wer auch immer wird sie sich gelegentlich leisten. Das ist die Universalität dieses Gerichts, die das Gericht eben wirklich zu einem kleinen Wunder macht.
Sprecher1:
Und so ist es dann eigentlich auch wieder kein Wunder, dass die Pizza in der Variante der Pizza Napoletana inzwischen UNESCO Weltkulturerbe ist, seit 2017. Oder vielmehr die Kunst der neapolitanischen Pizzaioli – so steht es in der offiziellen Erklärung der UNESCO. Ganz Neapel hat gefeiert.
OT 23
Die Pizzabäcker sind auf die Straße geströmt und haben kleine Häppchen verteilt. Und der Bürgermeister hat gesagt: noch nie ist Neapel eine größere Ehre widerfahren. Denn die Pizza ist nicht nur ein Gericht in Neapel, sondern ein Teil des lokalen Stolzes.
Sprecherin2:
Wichtig dabei: die UNESCO hat nicht nur das Rezept prämiert, sondern auch die Lebensform, die damit verbunden ist
MUSIK privat Take 001 „That’s Amore”; Album: Oregon Mandolin Orchestra Live 2010; Label: 2010 Oregon Mandolin Orchestra; Interpret: Oregon Mandolin Orchestra; Komponist: Harry Warren
OT 24
Convivialita - ein schöner italienischer Begriff, den man kaum übersetzen kann. Gemeinschaftlichkeit im Essen und Trinken. Fahren Sie mal an Ferragosto am 15. August nach Italien, Gruppen von 20 Menschen, die da sitzen, in einem Ausflugslokal Pizza essen. Das ist keine Ausnahme. Es führt die Menschen zusammen
Sprecherin2:
Und ein größeres Kompliment kann man einem Gericht wohl nicht machen – außer vielleicht, dass es noch dazu verdammt gut schmeckt.
MUSIK ENDE
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