Künstliches Licht - Vom Feuerschein zur Leuchtdiode
Ob Energiesparlampe oder Leuchtdiode: Auf künstliche Lichtquellen will im Alltag niemand verzichten. Feuerschein war das erste künstliche Licht. Nach Gasglühlicht und Glühlampe revolutionierte die Erfindung der LED-Technologie die Lichttechnik. Was waren die Meilensteine in der Geschichte des künstlichen Lichts? (BR 2021) Autorin: Katrin Kellermann
Credits
Autorin dieser Folge: Katrin Kellermann
Regie: Irene Schuck
Es sprachen: Andreas Neumann, Beate Himmelstoß, Rahel Comtesse
Technik: Christine Frey
Redaktion: Iska Schreglmann
Im Interview:
Prof. Dr. rer. nat. Cornelius Neumann, Leitung der Abteilung Lichttechnik, KIT Karlsruhe;
Manfred Beck, Lichtdesigner, Agentur mbeam München;
Maria Meßner M.A., Archäologisches Museum Frankfurt;
Dr. Frank Dittmann, Kurator Deutsches Museum
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Musik 1
"Jd21" - Komponist und Ausführender: Ryuichi Sakamoto - Album: Derrida - Länge: 0'4
ZUSP 1 Manfred Beck 00:31
„Das ist unser Atelier, unsere Werkstatt, nenn ich es mal. Hier bauen wir verschiedene Lichtquellen, probieren, kann ich Licht biegen? Das ist aus speziellem Material, ein spezieller PVC, der biegbar ist, um Licht biegbar zu machen… und das ist auch spannend, wir haben hier warm und kalt, was passiert mit Lichtobjekten, wenn die Lichtfarbe, Kelvin, sich ändern.“
Musik 2
"Jd21" - Komponist und Ausführender: Ryuichi Sakamoto - Album: Derrida - Länge: 0'4
Musik 3
"One Last Bar, Then Joe Can Sing - Coda" - Album: Farewell To Philosophy - Komponist: Gavin Bryars - Länge: 0'36
SPRECHERIN
Manfred Beck ist ein renommierter Lichtkünstler. In seiner Agentur im Münchner Glockenbachviertel sucht er nach Ideen, tüftelt an der Technik, baut Lampen und Modelle. Hochsaison für ihn und sein Team ist im Herbst und im Winter, in der dunkelsten Zeit des Jahres. Mit seinen Installationen setzt er Licht-Akzente. Der gelernte Grafikdesigner weiß, wie stark das künstliche Licht auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden wirkt. Seine Intention ist es:
ZUSP 2 Manfred Beck 00:23
„In geschlossenen Räumen eine schöne Stimmung geben, Licht berührt uns alle. Im öffentlichen Raum ist es ähnlich, aber da geht es auch oft um Entzerrungen zu machen, schöne Lichtpunkte zu schaffen, Lichtzeichen zu schaffen, wo die Leute einfach im Winter hin marschieren können und sich das anschauen und erfreuen, fotografieren.“
SPRECHERIN
Manche seiner Installationen sind kurzlebig, wie die so genannte Licht-Dusche, andere, wie die Beleuchtung am Münchner Promenadeplatz sind mittlerweile fest installiert.
Musik 4
"One Last Bar, Then Joe Can Sing - Coda" - Album: Farewell To Philosophy - Komponist: Gavin Bryars - Länge: 0'31
SPRECHERIN
Der Platz erstrahlt unter 54 überdimensional großen Lichtkugeln, die in Bäumen zu schweben scheinen. 60 000 glitzernde Lichtpunkte erhellen die Winternächte. Die LED-Lampen verbrauchen wenig Energie und können ihre Lichtfarbe und Helligkeit beliebig ändern. Für den Lichtkünstler aber gilt:
ZUSP 3 Manfred Beck 00:17
„Gutes Licht muss nicht hochtechnisch sein, speziell für den Privatbereich. Also: Grundsätzlich liebe ich Kerzen auch noch, ich mag zum Beispiel keine Kerzen, die aus LED sind und dann so tun als ob, da ist eine echte Kerze immer noch besser, am liebsten habe ich offenes Feuer, hihi.“
SPRECHER:
Das Feuer ist der Ursprung des künstlichen Lichts. Auch heute sagt man umgangssprachlich noch, dass Licht „brennt“. Mit Lehm oder Steinen eingefasste Feuerstellen gibt es bereits in der Steinzeit.
Musik 5
"Le Monde ouvre les yeux" - Album: Handia (Original M0'47otion Picture Soundtrack) - Komponist: Pascal Handia - Länge: 0'47
SPRECHER
Ergänzend zum Lichtschein des Herd- oder Lagerfeuers stellt man damals so genannte Kienspäne auf. Das sind Stücke von leicht brennbarem Holz mit hohem Harzgehalt, meist Kiefer. Ein erster technischer Eingriff ist der Bau von Fackeln: Dazu wird ein Holzscheit mit hell brennendem Material - meist Harz oder Pech - angereichert und am Ende keulenförmig verdickt. Zwar wissen die Forschenden heute nicht viel über die Entwicklung des künstlichen Lichts in der Vorzeit. Einige wichtige Funde gibt es aber, wie Maria Meßner vom archäologischen Museum in Frankfurt erklärt:
ZUSP 4 Maria Meßner 00:39
„Im Südwesten Frankreichs, und zwar in der Dordogne, hat man in Höhlen zahlreiche Schalenlampen oder schalenförmige Lampen aus Kalkstein gefunden. Und in den Vertiefungen konnte man – durch naturwissenschaftliche Untersuchungen - tierische Fette und Reste von schwimmenden Dochten tatsächlich auch feststellen, also Moose, Flechten oder ähnlichen Pflanzen, die als Docht dienten. Diese ersten tragbaren Lampen, die stammen aus der Zeit dieser bekannten Höhlenmalereien, also Lascaux, also aus der jüngeren Altsteinzeit und diese Schalenlampen sind die ersten tragbaren Lichtquellen, die wir heute belegen können.“
Musik 6
"Le Monde ouvre les yeux" - Album: Handia (Original M0'47otion Picture Soundtrack) - Komponist: Pascal Handia - Länge: 0'43
SPRECHER:
Der Docht stellt einen Meilenstein in der Geschichte des künstlichen Lichts dar. Dennoch bleibt die Leuchtkraft der ersten Schalenlampen schwach: sie sind weniger hell als Kerzenschein. Um eine dunkle Höhle einigermaßen zu beleuchten, müssen viele einzelne Lampen, dazu noch Kienspäne und Fackeln aufgestellt werden. Neben tierischen kommen später noch pflanzliche Fette und Öle als Brennstoffe dazu, das Prinzip dieser Lampen bleibt aber Jahrtausende lang unverändert. Auch in der Antike sind sie die wichtigste Lichtquelle:
ZUSP 5 Maria Meßner 00:35
„Ganz ein wichtiger Ort für solche Befunde ist Pompeij, denn dort hat man in Schränken, die in den Atrien, also in den Innenhöfen, standen, Lampen gefunden. Man findet die Lampen aber auch als Beigaben für die Toten in den Gräben, wir finden sie in Militärlagern, in Tempeln, in Bädern, also diese Schalenlampe ist unglaublich breit genutzt worden und hatte auch jede Menge verschiedene Erscheinungsformen, von Luxusartikel bis hin zur ganz einfachen zweckmäßigen Öllampe.“
SPRECHER:
Öllampen sind kulturgeschichtlich älter als Kerzen. Und vor allem Bienenwachskerzen sind teuer und bleiben daher lange dem Adel und dem Großbürgertum vorbehalten. Mit Kerzen, Öllampen, Fackeln und Kienspänen soll Licht in dunkle Innenräume kommen, aber auch die Idee, in den Nächten eine Art Straßenbeleuchtung aufzustellen, gibt es schon in der Antike, etwa 300 nach Christus:
ZUSP 6 Maria Meßner 00:43
„In Antiochia am Orontes, das ist heute Antakya in der Türkei, hatte es schon Straßenbeleuchtung. Jedenfalls berichten das sehr viele antike Autoren. Einer davon ist Ammianus Marcellinus. Der schreibt, dass Antiochia eine Stadt sei, wo, und jetzt zitiere ich, die Helligkeit der Lichter in der Nacht gewöhnlich dem Glanz des Tages gleicht, womit aber diese Straßen von Antiochia beleuchtet waren, berichtet er nicht, es könnten Fackeln gewesen sein, es könnten Öllampen gewesen sein, aber auch schon eine Form von einer Laterne, die gab es bei den Römern auch schon, um - wie heute ja auch - eine Flamme davor zu schützen, dass sie durch Wind ausgeht.“
SPRECHER:
Gewiss ist, dass die Menschen Jahrtausende lang nur schwache Funzeln zur Verfügung haben. Es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als ihren Lebensrhythmus dem natürlichen Wechsel von Tag und Nacht anzupassen.
Musik 7:
"Rorschach" - Komponist: Loscil - Album: Plume - Länge: 0'51
SPRECHERIN:
Erst Ende des 18. Jahrhunderts kommt Schwung in die Beleuchtungstechnik:
SPRECHER:
Zum einen baut der Schweizer Aimé Argand (arʹgã, aˌmi / Arr'ga (a=nasal), A'mi) den nach ihm benannten Rundbrenner. Durch den speziellen Runddocht wird das Öl vollständig verbrannt. Und die Flamme, die jetzt mehr Sauerstoff bekommt, leuchtet heller und rußt weniger als bei bisherigen Öllampen. Zudem brennt sie dauerhafter, da sie durch einen Glaszylinder geschützt ist. So verzehnfacht sich die von der Argand-Lampe abgegebene Lichtmenge. Als Brennstoff dient zunächst aus Rapssamen gewonnenes Rüböl, später Petroleum.
Musik 8
"Postcard From Heaven" - Album: Postcard From Heaven - Ausführende: Susan Allen, Marilu Donovan, Jillian Risigari-Gai & Jaclyn Urlik - Komponist: John Cage - Länge: 1'07
SPRECHERIN:
Zum anderen erfindet der Apotheker Jan Pieter Minckelaers eine neue Energie zur Lichterzeugung. Er entdeckt, dass man aus Steinkohle ein brennbares leuchtendes Gas erzeugen kann. Um die Lampen mit dem neuen flüssigen Brennstoff, dem so genannten Leuchtgas, zu versorgen, entsteht in vielen Städten eine Industrie aus Gasanstalten und Gasometer. Der Gasbrenner löst Öllampen und Kerzen ab.
Die Flamme ist nun nicht mehr an einen Docht als Brennstelle gebunden, sondern kann in jeder beliebigen Größe, in jede Richtung, sogar von oben nach unten brennen. Das Licht bekommt eine völlig neue Qualität: Die Gasflamme brennt heller als alle anderen zuvor bekannten Lichtquellen.
Musik 9
"Rorschach" - Komponist: Loscil - Album: Plume - Länge: 0'48
SPRECHER:
Mit Gaslicht entstehen die ersten fest installierten öffentlichen Straßenbeleuchtungen. In Europa ist es die Londoner Straße Pall Mall, die im Jahr 1807 mit den ersten Gaslaternen beleuchtet wird. 18 Jahre später kann Hannover als erste Stadt in Deutschland eine Gasanstalt mit Straßenbeleuchtung vorweisen. Um die Flammen anzuzünden und wieder auszulöschen, sind in diesen Städten bei Dämmerung so genannte Laternenanzünder unterwegs. Das Gaslicht kommt auch in öffentlichen Gebäuden zum Einsatz, beispielsweise im Theater als so genannte Effektbeleuchtung, wie Doktor Frank Dittmann, Kurator am Deutschen Museum in München, erklärt:
ZUSP 7 Frank Dittmann
„Der Nachteil von der Sache ist natürlich, dass das Gaslicht sehr viel Wärme erzeugt, das heißt, die Leute auf der Bühne hatten dann schon damit zu kämpfen, dass ihnen der Schweiß runterlief, das Gaslicht hat auch CO2 erzeugt, ja, und es gab auch Theaterbrände, weil das ja offene Flammen waren, und wenn diese Flammen natürlich an die Bühnendekoration rankamen, brannte das und da gab es auch einige verheerende Theaterbrände mit vielen Toten, also, dass dann die Behörden gesagt haben, wenn ein solches Theater abgebrannt war oder auch schon vorher, naja, also, wenn hier ein neues Licht eingeführt wird, machen wir das nicht wieder mit Gaslicht, denn das haben wir ja erlebt, welche Schwierigkeiten wir damit haben, sondern, nein, wir wollen die neueste Technologie haben: Wir nehmen jetzt elektrischen Strom, und dann wurde elektrisches Licht dort eingeführt.“
SPRECHER:
Die Elektrizität etabliert sich über zahlreiche Errungenschaften wie Dynamo oder Elektromotor in der Gesellschaft. Das Gaslicht bleibt aber eine starke Konkurrenz, denn der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach erfindet den Glühstrumpf und damit das Gasglühlicht, auch als Auer-Licht bekannt. Damit ist jetzt das Prinzip der selbstleuchtenden Flamme überholt. Das neue Gasglühlicht leuchtet deutlich heller und ist sparsamer im Gasverbrauch.
Musik 9
"Stormande Eller Still" - Komponisten: Kjartan Hatløy & Arve Henriksen Album: Eg Gjekk Ned Til Denne Fjorden - Länge: 0'22
SPRECHERIN:
Als Wegbereiter für das elektrische Licht gilt die so genannte Bogenlampe, bei der zwischen zwei Kohle-Elektroden ein Lichtbogen entsteht.
Das Licht ist gleißend hell und somit nur für die Beleuchtung im Außenbereich, beispielsweise von Plätzen, oder in Bahnhofshallen geeignet:
ZUSP 8 Frank Dittmann 00:29
„Die Leute wünschten sich natürlich eine Technik, die sie auch zuhause einschalten konnten. Und da war die Bogenlampe nicht geeignet. Deswegen gab‘s eine große Diskussion, und ein großes Suchen nach der so genannten Teilung des Lichtes. Also man wollte das Licht – so die Vorstellung-, das ganz viel und ganz stark bei der Bogenlampe vorhanden ist, wollte man teilen und in kleine Häppchen bringen und da gab es ganz viele verschiedene Versuche und die Glühlampe ist dann letztlich da rausgekommen.“
Musik 10:
"Caisson" - Album: Caisson - Komponist und Ausführender: Loscil - Länge: 0'25
SPRECHERIN
Am Ende ist es der Amerikaner Thomas Alva Edison, der als „Vater der Glühbirne“, wie die Glühlampe umgangssprachlich genannt wird, in die Technikgeschichte eingeht. Im Jahr 1879 meldet er seine Kohlefaden-Glühlampe zum Patent an:
ZUSP 9 Frank Dittmann 00:18
„Die Frage ist, ob er es wirklich erfunden hat, was Edison in jedem Fall gemacht hat: Er hat ganz verschiedene Erfindungen zusammengeführt und hat ein wirtschaftliches Produkt daraus gemacht, und das ist auch eine ganze Menge, weil es gab viele Versuche zu Glühlampen vorher, aber wenn die eine Brenndauer von zehn Stunden hatten, waren die natürlich nicht einsatzfähig.“
Musik 11:
"Caisson" - Album: Caisson - Komponist und Ausführender: Loscil - Länge: 1'08
SPRECHERIN:
Sagt der Elektrotechniker und Technikhistoriker Frank Dittmann vom Deutschen Museum in München:
ZUSP 10 Frank Dittmann 00:19
„Edison hat dieses gesamte System marktfähig gemacht und vermarktet und gebaut. Und das fängt eben beim Generator an, das geht über Leitungen und Schalter weiter, über Sicherungen, die man braucht, den Stromzähler braucht man auch, weil man ja Strom verkaufen will, wenn ein Element in diesem System nicht gut funktioniert, dann funktioniert nichts und dann geht auch die Glühlampe nicht so richtig.“
SPRECHERIN:
War die Bogenlampe durch ihre begrenzten Einsatzmöglichkeiten noch keine wirkliche Alternative für das etablierte Gaslicht, so ist das neue Edison-Licht jetzt für viele attraktiv. Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums, besucht als bayerischer Kommissär die erste internationale Elektrizitätsausstellung in Paris. Bei seinem Rundgang bemerkt er eine Menschenansammlung rund um die neue Glühlampe. Er wird oft mit seiner Beobachtung zitiert, dass jeder einmal selbst den Schalter, der die Lampe anzündet und auslöscht, ausprobieren wollte.
ZUSP 11 Frank Dittmann 00:31
„Der Nachteil für den Strom war, dass das Gas schon da war. Der Strom musste nachziehen. Und natürlich haben die Gasunternehmen versucht in gewisser Weise den elektrischen Strom abzuwerten und das elektrische Licht, zum Beispiel haben sie immer wieder veröffentlicht Statistiken über die elektrischen Unfälle, und das ist noch nicht ganz falsch, weil man ja nicht geübt war mit dem Strom, der ja unsichtbar ist, auch nicht so richtig wusste, wie es geht, und das wurde immer wieder in Statistiken aufbereitet und veröffentlicht, kuckt mal, wie gefährlich doch der Strom ist.“
SPRECHER:
Doch das elektrische Licht setzt sich durch: Zum einen wachsen die Netze der Stromversorger, die Elektrifizierung schreitet voran, zum anderen kommen immer bessere, hellere und günstigere Glühlampen auf den Markt. Ein wichtiger Beitrag kommt noch einmal von Auer von Welsbach, der schon das Gaslicht revolutioniert hat. Er entwickelt ein Verfahren zur Herstellung von Glüh-Drähten aus Osmium, das damals als Metall mit dem höchsten Schmelzpunkt gilt, später jedoch von einem anderen Metall - Wolfram - abgelöst wird.
ZUSP 12 Frank Dittmann 00:46
„Die Werbung, (( so wie wir sie heute kennen, )) ist eigentlich etwa Mitte der 20er Jahre entstanden. Man hat dann auch angefangen, Glühlampen einzufärben, um sozusagen Lichteffekte zu machen. Etwa zur gleichen Zeit ist dann auch die so genannte Neonröhre aufgekommen, die gab es technisch schon vorher, schon 100 Jahre gab‘s die, die so genannte Geißler’sche Röhre, man wusste also, dass man, wenn man ein Gas in einer Röhre Strom durchfließen lässt, dann leuchtet dieses Gas. Und diese Farbe, die das dann hat, ist abhängig vom Gas, kann man mischen und vom Druck. Der große Vorteil dieser Neonröhre ist, wenn ich so ein Glasrohr habe, kann ich es biegen, kann zum Beispiel von Produkten die Konturen nachzeichnen oder kann auch Buchstaben formen.“
Musik 12:
"Handylicht" - Komponist: Guenter Reznicek - For Films - Selected Tracks For Moving Pictures: Edit. 15 - Länge: 0'24
SPRECHERIN:
Lichterketten an Kaufhäusern, leuchtende Reklame und bunte Schriftzüge geben der nächtlichen Stadt eine völlig neue Anmutung. Das elektrische Licht steht für Fortschritt und Modernität. Der Times Square in New York, der Piccadilly Circus in London oder der Las Vegas Strip sind durch ihr künstliches Licht weltbekannt geworden:
ZUSP 13 Frank Dittmann 00:19
„Aber es gab auch immer eine Gegenbewegung, es gab auch immer Leute, die gesagt haben, das ist zu viel, die Lichtwerbung in den Städten zerstört ((eigentlich)) die Atmosphäre der Stadt und bis heute haben wir die Gegenbewegung natürlich, die dann auch aus medizinischen Argumenten sagen, die Lichtverschmutzung, die wir heute haben, schädigt uns als Menschen.“
SPRECHER:
Glühlampen sind alle elektrischen Lampen, deren Licht einem stark erhitzten und dadurch glühenden Draht aus Wolfram entstammt. In Fachkreisen heißen sie auch Temperaturstrahler, was auf ihren entscheidenden Minuspunkt hinweist: Denn Glühlampen wandeln nur etwa fünf Prozent der Energie in Licht um, den Rest geben sie als Wärme ab. Seit 2012 dürfen sie in der Europäischen Union nicht mehr verkauft werden. Das Kapitel der Glühlampe ist weitestgehend abgeschlossen:
ZUSP 14 Frank Dittmann 00:22
„Sie hat noch spezielle Anwendungsfälle, denken wir zum Beispiel an Backröhren, da sind Glühlampen drin, weil man da LEDs nicht einsetzen kann, weil es zu warm ist, es gibt auch Signalleuchten usw/usf, ganz so einfach ist es nicht, aber für die normale Beleuchtung ist es abgeschlossen, ist auch richtig so, machen wir natürlich heute mit LEDs.“
Musik 13:
"Strathcona" - Strathcona Variations - EP -Ausführender und Komponist: Loscil - Länge: 0'54
ZUSP 15 Cornelius Neumann 00:10
„Es ist die spannendste Lichtquelle und sie hat wirklich einen Siegeszug angetreten, weil die Effizienz inzwischen mehr als zehn Mal höher ist als bei einer Glühlampe.“
SPRECHERIN:
Sagt Professor Cornelius Neumann, Leiter der Abteilung für Lichttechnik am Karlsruher Institut für Technologie. Er begleitet die Entwicklung der LEDs, der lichtemittierenden Dioden, schon seit einigen Jahrzehnten. LEDs sind winzige Elektronikchips aus speziellen Halbleiter-verbindungen. Fließt Strom durch diesen Festkörper, beginnt er zu leuchten, man spricht davon, dass Licht emittiert wird.
SPRECHER:
Der englische Forscher Henry Joseph Round entdeckt diesen Effekt bereits vor über 100 Jahren:
ZUSP 16 Cornelius Neumann 00:43
„Das wurde zwar als interessant aufgenommen, aber kein Mensch hatte eine Erklärung. Und deshalb ist es wieder in einen Dornröschenschlaf gefallen, und es war eine neue Physik notwendig, um zu verstehen, was da überhaupt passiert ist, warum das da geleuchtet hat und diese Physik ist entstanden durch die Erfindung des Transistors, die Halbleiterphysik, und die hat es erlaubt dann zu erklären, was der Mister Round da beobachtet hat und dann hat es noch einmal einige Jahre gedauert, bis in die 50er Jahren hinein, bis der Nick Holonday die erste LED im infraroten Bereich auch gebaut hat und danach setzte eine Entwicklung ein, die bis heute andauert.“
SPRECHERIN:
Die ersten LEDs können nur rotes Licht erzeugen. Trotzdem finden sich für das neue Licht Einsatzmöglichkeiten. Und zwar immer dann, wenn es darauf ankommt, besonders sorgsam mit elektrischer Energie umzugehen:
ZUSP 17 Cornelius Neumann 00:31
„Und deshalb ging es mit den roten Indikatorlämpchen los, dann kamen die grünen Lämpchen, so in den 80er, 90er Jahren. Ich kann mich aus meiner Jugend an Fernseher und HIFI-Anlagen erinnern, die dann solche Aufnahmeanzeigen mit kleinen LEDs hatten, die ersten Taschenrechner mit LED-Beleuchtung, in der Zeit war die Lichtmenge, die die LED abgegeben hat, einfach noch nicht hoch genug, um sie als erwachsene Lichtquelle wahrzunehmen.“
SPRECHERIN:
Der Durchbruch gelingt japanischen Wissenschaftlern Mitte der 1990er Jahre: Sie entwickeln die erste LED, die blaues Licht emittiert, und werden dafür mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Denn erst durch das blaue Licht lässt sich jetzt auch weißes Licht mischen. Die LEDs, die nun der Lichtfarbe den bisherigen Glühlampen ziemlich nah kommen, sind bald die Nummer Eins der Lichtquellen. Die Vorteile sind ihre lange Lebensdauer, der geringere Stromverbrauch, die hohe Lichtausbeute und die Möglichkeit, das Licht zu dynamisieren.
ZUSP 18 Cornelius Neumann 00:32
„Licht dynamisieren bedeutet, dass wir es einmal natürlich klassisch heller und dunkler machen können, also das Dimmen, wir können aber auch die Farbe wechseln, wir können das Ganze elektronisch ansteuern, und wir können zum Beispiel an den Tagesrhythmus oder an die Stimmung unsere Beleuchtung anpassen, und all das trägt dann dazu bei, dass wir eine dynamisierte Beleuchtung haben, und das ist eine neue Qualität in der Beleuchtung, die wir mit Leuchtstofflampen nicht hatten, und mit Glühlampen nur ganz eingeschränkt hatten.“
Musik 14:
"Strathcona" - Strathcona Variations - EP -Ausführender und Komponist: Loscil - Länge: 0'50
SPRECHERIN:
Die neuen Lichtquellen auf Halbleiterbasis revolutionieren seit einigen Jahren die Beleuchtungstechnik wie das zuletzt durch die Erfindung der Glühlampen und des elektrischen Lichts geschehen ist. Und die Entwicklung ist nicht am Ende, die LED-Lichtquellen sind in den vergangenen Jahren pro Dekade jeweils um den Faktor 30 heller geworden. Die Einsatzmöglichkeiten sind zahlreich: Eine LED, die ihre Energie von einer Solarzelle bekommt, spendet auch unabhängig vom Stromnetz Licht. So kommt es, dass das billige, leicht verfügbare Licht die Nacht und die damit verbundene Dunkelheit immer weiter zurückdrängt.
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