„Lass uns keine Sätze mit ’früher’ beginnen“: Iris Wolff über ihren neuen Roman „Lichtungen“
Von Lev und Kato, dem Freundespaar in Iris Wolffs neuem Roman „Lichtungen“, heißt es im Buch einmal: „Sie beschlossen, ihre Nationalität nicht so wichtig zu nehmen wie jenes veränderliche, wachsende Netz unterschiedlichster Prägungen – aus Musik, Geschichte, Sprichwörtern.“ Und von Levs Großvater, der noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Rumänien flieht, heißt es viel früher: „Bis neunzehnhundertneunzehn gehörte Siebenbürgen, ebenso wie die Maramuresch, zu Österreich-Ungarn, erklärte Ferry, dann zum Königreich Rumänien, zwanzig Jahre später wieder Ungarn, vier Jahre später wieder Rumänien. Das alles sei, wie Lev sich vorstellen könne, enervierend gewesen. Jetzt entscheide er selbst. Warum sollte die eigene Entscheidung schlechter sein als jene, die irgendwelche Leute in irgendwelchen Hauptstädten trafen?“
„Lichtungen“ ist ein Buch über Zugehörigkeit, über die Zugehörigkeit der beiden Hauptfiguren zueinander, im Wechselspiel der Zeit, aber auch über die Zugehörigkeit zu Ländern, zu Sprachräumen. Eine Besonderheit: Der Roman beginnt mit dem letzten Kapitel und arbeitet sich von dort aus langsam zum Beginn der Geschichte zurück. Iris Wolffs Geschichte beginnt – das Buch also endet – in Rumänien, als der Kalte Krieg noch die Grenzen bestimmt. Jedes Kapitel entblättert ein weiteres Stück der Vergangenheit, erzählt vom Entstehen einer Freundschaft, vom Familienleben in rumänischen Dörfern, vom Wald in Osteuropa, vom Loslassen, vom Aufbrechen und davon, wie wichtig es ist, den richtigen Moment nicht zu verpassen. In dieser Episode des Bücher-Podcasts haben wir Iris Wolff zu Gast. Anschließend gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem Dezember 2023 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
Iris Wolffs neuer Roman „Lichtungen“ auf der Website des Verlags Klett-Cotta
Die Website der Autorin Iris Wolff
„Ins Früher geführt“: Andreas Platthaus über Iris Wolffs Roman „Lichtungen“
„Lockruf des Wassers“: Andreas Platthaus über Iris Wolffs Roman „Die Unschärfe der Welt“
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