Medien wird immer wieder vorgeworfen, sie würden einseitig und nicht vielfältig genug berichten. Das geht von der Kritik, dass bestimmte Stimmen nicht zu Wort kämen oder bestimmte politische Parteien bevorzugt würden, bis hin zum pauschalen Vorwurf der "Lückenpresse". Zwar zeigt die Forschung, dass Menschen oft einfach das gegenteilige politische Lager als medial überrepräsentiert, das eigene aber als unterrepräsentiert wahrnehmen – spannend und brisant bleibt die Frage nach der Perspektivenvielfalt im Journalismus dennoch.
Der Kommunikationswissenschaftler Pablo Jost hat mit weiteren Kollegen von der Uni Mainz eine Studie veröffentlicht, die Antworten liefern will. Darin haben sie die Inhalte öffentlich-rechtliche Nachrichtenformate mit denen privater Medien verglichen, um herauszufinden, wie vielfältig ARD und ZDF berichten: Um welche Themen geht es? Wer kommt zu Wort? Wie werden die politischen Akteure bewertet?
Im Gespräch mit Holger Klein gibt Jost erst zwar grundsätzlich Entwarnung: "Es gibt keinen Grund zur Panik, wir haben in Deutschland ein sehr vielfältiges Mediensystem." Dennoch beinhaltet die Studie einige bemerkenswerte Ergebnisse, die unter anderem die "Bild" von einem "Links-Drall bei ARD und ZDF" titeln ließ – mit explizitem Bezug auf die Studie von Jost und seinen Kollegen. Die Forscher haben der Darstellung in "Bild" zwar bereits bei X in Teilen widersprochen. Und doch bleibt die Frage: Gibt es nun Tendenzen in der Berichterstattung, die als unausgewogen, einseitig oder bedenklich einzuordnen sind?
Pablo Jost ist Kommunikationswissenschaftler und vertritt derzeit eine Professur für "Empirische Kommunikationswissenschaft" an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Darstellung gesellschaftlicher Kontroversen in den Medien sowie die Kommunikation politischer Akteure und deren Anpassung an die Veränderungen in den digitalen Medien.
Studie: Fehlt da was? Perspektivenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenformaten"
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