Inhaftierte RAF-Terroristin verweigert Nahrungsaufnahme
Dezember 1974. Der RAF-Häftling Holger Meins ist im Hungerstreik bereits gestorben. Auch Ulrike Meinhof verweigert die Nahrungsaufnahme.
Bundespräsident Gustav Heinemann, der Meinhof von früher kennt, nimmt dies zum Anlass, ihr einen Brief ins Gefängnis zu schreiben. Er appelliert an sie, den Hungerstreik zu beenden.
Rundfunksprecher verliest Heinemanns Brief
Die Öffentlichkeit erfährt von diesem Brief erst fünf Tage später – im folgenden Bericht vom 16. Dezember 1974 wird der Brief vorgelesen, vorher ist noch der Schriftsteller Heinrich Böll zu hören, der von einem Wahnsinn spricht, der in Deutschland vor sich gehe und den politischen Umgang mit der RAF kritisiert.
Gustav Heinemann hält Selbstopferung für einen Irrtum
Der Brief des Bundespräsidenten an Ulrike Meinhof, die er kennt, seit er sie einmal als Anwalt in einem Beleidigungsverfahren verteidigt hat, wird von einem Rundfunksprecher verlesen. Er beginnt mit "Sehr geehrte Frau Meinhof" und geht dann auf den Hungerstreik ein. "Sie kommen an die Grenzen Ihres Lebens."
Selbstopferung hält Heinemann für einen Irrtum. Ulrike Meinhof erschwere damit die Arbeit anderer, die sich um Besserung der Verhältnisse bemühen. Heinemann meint, er habe ihren Weg mit Aufmerksamkeit verfolgt und schließt mit den Worten: "Bitte nehmen Sie sich die Freiheit und beenden den Hungerstreik."
Titel: "Der Brief von Bundespräsident Gustav Heinemann an Ulrike Meinhof"
Sendung: "Südfunk aktuell"
Moderator: Kurt Sauerborn
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