DDR-Bürger loben Maßnahmen der eigenen Regierung
Am Tag, als die DDR-Regierung die Sektorengrenze abriegelt – die Vorstufe zum Mauerbau – sendet Radio DDR eine Umfrage unter den eigenen Bürgerinnen und Bürgern. Gesendet werden ausschließlich Stimmen, die die Regierung in Ostberlin für die Maßnahmen loben. Sie „hätten schon viel früher“ kommen müssen. Der Historiker Dr. Stefan Wolle meint dazu in SWR2 Wissen:
„Diese Art von Umfragen kann man einfach nicht ernst nehmen. Es wäre niemanden anzuraten gewesen, da eine andere Meinung zu sagen. Denn die Staatsorgane der DDR haben sehr rigoros also jeden Widerstand und jeder, jeder jede abweichende Meinung sofort mit Brachialgewalt gebrochen. Und wenn jemand den Mut gefunden hätte, da was anderes zu sagen, dann hätten sie es eben einfach nicht gesendet.“
In Wahrheit hätten sich die Bürger resigniert und hilflos gefühlt:
„Angesichts dieses gewaltigen Aufmarsches an militärischen Machtmitteln, hinter denen ja auch noch die Sowjetarmee stand, bot sich nicht der geringste Raum für die Hoffnung, dass offene Widerstandshandlungen sinnvoll gewesen wären. Obwohl, das wissen wir jetzt erst aus internen Papieren, die sich in den Archiven gefunden hat. Die SED-Führung hat mit offenem Widerstand gerechnet. Sie hat alles vorbereitet, um solche, sagen wir mal Streikmaßnahmen, offene Demonstrationen zu unterdrücken. Es ist dazu nicht gekommen. Die Analysen allerdings der Staatssicherheit der DDR zeigen deutlich, dass der größte Teil der Bevölkerung dagegen gewesen ist.“
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