Schon ein Jahr nach der Probefahrt von Deutschlands erstem atomaren Forschungsschiff zeichnet sich ab: Handelsschiffe mit Nuklearantrieb haben wohl doch keine Zukunft. Ein Mitarbeiter des Arbeitskreises Kernenergie des Bundes und der Küstenländer erklärt, welche ungeahnten Probleme es gibt.
Viel Forschung – wenig Fracht
Bilaterale Verhandlungen für Anlaufgenehmigungen zogen sich in die Länge oder waren an ungewöhnlich hohe Risikosummen gebunden. So verlangte man beispielsweise für den norwegischen Hafen Narvik eine Deckungssumme von 400 Millionen DM. Als einzige anlaufbare Häfen verblieben Lissabon, Southampton und Rotterdam.
Die "Otto Hahn" erwirtschaftete in ihren Jahren als Nuklearfrachter 13,7 Millionen DM. Aus wissenschaftlicher Sicht war dies jedoch kein Misserfolg, Wirtschaftlichkeit erwartete man erst in der nächsten Generation ziviler Nuklearschiffe.
Auf ihren Fahrten legte die "Otto Hahn" insgesamt 650.000 Seemeilen zurück und verzeichnete 65.000 Reaktorbetriebsstunden, was der Lebensdauer von Reaktoren an Land nahe kam. Die Erkenntnisse sollten in den Bau des Nachfolgeschiffes, der NCS-80, einfließen.
Kein Durchbruch trotz Ölkrise
Als 1973 die Ölkrise kam, herrschte für einige Jahre Hochstimmung unter den Befürwortern einer nuklearen Handels- und Fahrgastflotte. Trotzdem kam es nicht zum Durchbruch, die geplanten Nuklear-Containerschiffe NCS 80 und 240 fanden keinen Auftraggeber. Dies hatte neben fehlender Anlaufgenehmigungen auch mit einer gewissen Skepsis gegenüber der Kernenergie zu tun. Zudem waren die Anlagen der "Otto Hahn" noch im Prototyp-Stadium und hätten weitere Investitionen in die Entwicklung notwendig gemacht.
Bereits 1974 wurden die Anläufe der "Otto Hahn" spärlicher. 1977 entschied man sich gegen eine dritte Erneuerung des Reaktorkerns. 1979 wurde das Schiff verkauft und bis 1982 dekontaminiert. Bis zur Stilllegung 1979 waren etwa 200 Millionen DM in das Projekt investiert worden.
Quelle: Radio Bremen
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