Bundeskanzler Konrad Adenauer entscheidet für Karlsruhe und gegen München
1956 ist entschieden: In Karlsruhe soll der erste atomare Forschungsreaktor der Bundesrepublik entstehen. Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg hatte sich für München stark gemacht, denn er ist mit seiner Forschungsgruppe aus Göttingen dorthin gezogen. Doch Kanzler Konrad Adenauer entscheidet zugunsten von Karlsruhe. Eine Rolle spielen dabei auch sicherheitspolitische Erwägungen. München liegt Adenauer zu nahe an der aus Moskau kontrollierten Tschechoslowakei.
Zur Vertragsunterzeichnung schickt der Kanzler seinen Atomminister Franz Josef Strauß (1915 - 1988) nach Karlsruhe.
Wir hören zunächst den Bericht vom Festakt, anschließend eine Umfrage, die die Stimmung der Karlsruher widerspiegelt.
Wegen Hochwassergefahr am Rhein: Leopoldshafen statt Maxau
Die Bauarbeiten in Karlsruhe beginnen zunächst am Rhein bei Maxau. Doch nach einem Jahr ist klar: Das ist wegen der Hochwassergefährdung dann doch zu unsicher.
Das Kernforschungszentrum entsteht schließlich weiter vom Fluss entfernt, bei Leopoldshafen.
Der Reaktor geht wegen dieser und anderer Verzögerungen erst 1961 in Betrieb und wird deshalb nicht der erste Reaktor in der Bundesrepublik – das wird der in Garching, zu dessen Inbetriebnahme wir im SWR2 Archivradio eine eigene Aufnahme haben.
Das Kernforschungszentrum Karlsruhe wird später in Forschungszentrum Karlsruhe umbenannt und fusioniert 2009 mit der Universität zum heutigen Karlsruhe Institute of Technology KIT.
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Im Bild: Mitglieder des Atom-Ausschusses des Bundestags besichtigen am 17. Januar 1958 das Karlsruher Reaktorgelände bei Leopoldshafen. Rechts Baudirektor Sommer, daneben (mit dunklem Hut) der Vorsitzende des Ausschusses, Dr. Thomas Dehler (FDP)
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