Nach Tschernobyl-Katastrophe verstärkt sich Widerstand gegen Wackersdorf
Die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf in der Oberpfalz sollte die zentrale Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe aus Kernreaktoren in Deutschland werden. Der Protest gegen den Bau der WAA formierte sich schon Ende des Jahres 1985. Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verstärkte sich der Widerstand.
An Pfingsten versammelten sich Zehntausende Atomkraftgegner im Taxöldener Forst bei Wackersdorf, um gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage zu demonstrieren.
Hunderte Verletzte und Sachschaden in Millionenhöhe
Wie in Brokdorf (1977) und Gorleben (1980) kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Vermummte Demonstranten versuchten, über den Eisengitterzaun auf das WAA-Gelände zu gelangen, beschossen die Polizisten mit Stahlkugeln und setzten Fahrzeuge in Brand. Die Staatsmacht ihrerseits provozierte mit tieffliegenden Hubschrauberflügen und Reizgasgranaten, die sie in die Mengen warfen.
Die Bilanz des Wochenendes: Hunderte von Verletzten auf beiden Seiten, Sachschäden in Millionenhöhe.
Rohmaterial des Journalisten Ulrich Böken
Der Hörfunkjournalist Ulrich Böken war an diesem Pfingstwochenende mit seinem Mikrofon vor Ort. Hier zu hören das von ihm aufgenommene Rohmaterial in voller Länge.
- Lied: "Bayernland"
- Hubert Weinzierl (O-Ton), Vorstand des BUND: "Es ist Zeit, über die Grenzen der Großtechnologie nachzudenken."
- Atmo: Rhythmisches Klopfen am Bauzaun, Pfiffe, Durchsagen im Hintergrund
- Demonstranten reden auf Polizisten ein: "Gewalt entsteht durch Hilflosigkeit". Im Hintergrund sind Hubschrauber zu hören.
- Demonstranten beschreiben das Vorgehen der Polizei
- Hubschrauber werfen Gasgranaten in die Menschenmenge. Demonstranten: "Schau hi, der wirft oba ... geh mer." Aufhören-Rufe. Im Hintergrund: Hubschraubergeräusche.
- Reportage von Ulrich Böken: Er beschreibt die Situation.
- Empörte Demonstranten nach dem Gaseinsatz vom Hubschrauber.