Der Rechtsruck sei erfolgreich verhindert worden: Mit diesem Tenor haben viele deutsche Medien über die Parlamentsneuwahlen in Frankreich berichtet. Dabei hat der rechtsextreme Rassemblement National am vergangenen Wochenende die meisten Stimmen geholt, die Partei erzielte ein besseres Ergebnis als jemals zuvor bei Parlamentswahlen. Dass trotzdem ein linkes Wahlbündnis gewonnen hat, liegt am französischen Mehrheitswahlrecht, das sich vom deutschen System stark unterscheidet.
In deutschen Berichten zur Wahl müsste dieser Unterschied eigentlich immer kurz erklärt werden, sagt Kathrin Müller-Lancé, Politikredakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“. Journalisten sollten eher vorsichtig erleichtert sein. Falsch sei es auch zu behaupten, dass Frankreich an den radikal linken Politiker Jean-Luc Mélenchon gegangen sei, schließlich säßen in dessen Linksbündnis auch noch andere Parteien. Dass Mélenchon Premierminister werde, sei noch nicht ausgemacht.
Was ist dran an dem „verhinderten Rechtsruck“ in Frankreich? Wie entscheidet Kathrin Müller-Lancé, ob sie eine Partei als links- oder rechtsextrem labelt? Und welche Themen fehlen generell in der deutschen Berichterstattung über unser Nachbarland? Darüber spricht die SZ-Redakteurin in einer neuen Folge von „Holger ruft an…“ – und sie erzählt auch, welche Klischees über Frankreich ihr in deutschen Medien immer wieder begegnen.
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