Katzen tun den Menschen gut, allein ihre Anwesenheit kann beruhigend wirken. Beim Streicheln sinkt der Blutdruck und sie beim Spiel zu beobachten, soll glücklich machen. Doch das beliebteste Haustier Deutschlands ist auch ein äußerst geschickter Jäger, der maßgeblich zum Artensterben bei Vögeln beiträgt. Iska Schreglmann im Gespräch mit dem Biologen Thassilo Franke. (BR 2024)
Autorin dieser Folge: Iska Schreglmann
Es sprachen: Iska Schreglmann im Gespräch mit Dr. Thassilo Franke
Redaktion: Bernhard Kastner
Im Interview:
Dr. Thassilo Franke, Biologe am BIOTOPIA Lab in München
Diese hörenswerten Folgen von radioWissen könnten Sie auch interessieren:
Tiere im Winter – Alles Natur
JETZT ANHÖREN
Schwarz, schwärzer, am schwärzesten - Die Farbe Schwarz im Tierreich
JETZT ANHÖREN
Tiere verstehen? - Zwischen Deutung und Forschung
JETZT ANHÖREN
Mensch und Hund - Eine Erfolgsgeschichte
JETZT ANHÖREN
Podcasttipp zu Raubkatzen:
"Tierisch! – Entdeckungsreise in die wilde Welt der Tiere" - Der erste lustig-leichte, zoologischen Plauderpodcast mit bodenlos wissenschaftlicher Tiefe. Moderiert von Lydia Möcklinghoff und Dr. Frauke Fischer, zwei wildnisverrückten Abenteurerinnen und studierten Zoologinnen. Sie berichten in einer Folge auch über ihre Forschungsabenteuer, die sie bei Großkatzenprojekten in Afrika und Brasilien entdeckt haben:
EXTERNER LINK | https://weltwach.de/tierisch/
Linktipps:
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
RadioWissen finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | RadioWissen
JETZT ENTDECKEN
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Podcast-Ansage:
Katzen gelten als eigenständig, neugierig, verspielt und anschmiegsam. Doch so niedlich und sanftmütig sie auch wirken: Katzen sind geschickte Raubtiere, die in der freien Natur nach Vögeln, Eidechsen und Insekten jagen - und so auch schon zum Aussterben verschiedener Tierarten beigetragen haben. Sollten Katzen also besser im Haus bleiben? Ein kontrovers diskutiertes Thema, über das sich Iska Schreglmann mit dem Biologen Dr. Thassilo Franke von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns unterhalten hat:
Dr. Thassilo Franke
Nun, Die Katze ist der Inbegriff eines formvollendeten Raubtiers. Man schätzt, dass es ungefähr 600 Millionen Katzen auf der Welt gibt. Eine Katze namens Tibbles hat eine ganze Vogelart auf ihrem Gewissen.
Sprecherin
Alles Natur!
Dr. Thassilo Franke
Hauskatze mit Nebenwirkungen.
Iska Schreglmann
Der Biologe Thassilo Franke und ich sind heute zum Interview bei mir zu Hause und der Gegenstand unseres Gesprächs läuft hier auf vier Pfoten vor uns herum. Das ist unser Kater Lucky. Ja, jetzt lasse ich sie, Herr Dr. Franke, ihn gleich mal beschreiben – sie als Biologe. Ich meine, ich sehe ihn jeden Tag.
Dr. Thassilo Franke
Jetzt läuft er genau hier unterm Tisch durch, da muss ich mal ein bisschen zurück. Oh, das ist wirklich eine schöne Katze. Also richtig Rabenschwarz. Genau die Katze, die einem eigentlich nicht über den Weg laufen sollte, nach der alten Legende.
Iska Schreglmann
Da glaubt man natürlich längst nicht mehr dran.
Dr. Thassilo Franke
Mit leuchtend gelben Augen, ein wunderschönes, vitales, gesundes Tier.
Iska Schreglmann
Das stimmt. Und Lucky ist jetzt – da muss ich mal kurz rechnen - vier Jahre alt, es sind viereinhalb sogar, und wir haben Lucky vor ein paar Jahren adoptiert. Der hat eine schlimme Geschichte hinter sich, weil er ist nämlich ausgesetzt worden, hieß es, an der Autobahn Raststätte. Irgendwo auf einem Weg in einer verschlossenen Kiste, also ganz schrecklich. Ein kleines Kind ist aufmerksam geworden, weil die Kiste sich bewegt hat und hat zur Mutter offenbar, so wurde es uns erzählt, gesagt, da ist irgendetwas drin. Und dann haben sie ihn gefunden.
Dr. Thassilo Franke
Also sein Leben begann schon mit einem richtigen Trauma eigentlich. Ein Trauma, das man so vom Hörensagen kennt, dass häufig Katzen auf die Art und Weise ausgesetzt werden und wahrscheinlich auch viele eben nicht gefunden werden und dann verenden.
Iska Schreglmann
Vor allen Dingen in Schwarze habe ich gelesen. Das sagen ja auch immer die Tierheime. Das, was sie vorhin schon angedeutet haben, dieser Aberglaube, das schwarze Katzen halt kein Glück bringen und deswegen möchten die Leute sie loswerden offenbar.
Dr. Thassilo Franke
Aber eigentlich ist es ja eine tolle Sache, eine schwarze Katze zu haben. Man nennt so etwas eine melanistische Form, also melanistisch. Melanin ist ja der Farbstoff, der die Haare dunkel macht, auch unsere, wir haben den gleichen Farbstoff, der zum Beispiel auch den berühmten schwarzen Panther schwarz macht. Und vielleicht kann ich mit der Geschichte gleich anfangen, weil ich das unheimlich faszinierend finde. Bei unseren Hauskatzen ist dieses Gen, was dafür verantwortlich ist, rezessiv. Das heißt, alle Nachkommen, die er mit einer gestreiften Katze zeugen würde, deren Eltern beide auch gestreift waren, sind automatisch auch wieder gestreift oder zumindest nicht schwarz. Wenn wir aber zum Beispiel den schwarzen Jaguar anschauen in Südamerika, das ist eine melanistische Form des Jaguars, also eine Großkatze. Da ist es umgekehrt. Da ist das Gen, das für die schwarze Farbe verantwortlich ist, dominant, das heißt ein schwarzer Jaguar-Kater zeugt, auch wenn er sich mit einer gefleckten Jaguar-Dame paart, dann ausschließlich schwarze Jaguar-Kinder.
Iska Schreglmann
So, und das war jetzt ihr Plädoyer für die schwarzen Tiere, weil es etwas Besonderes ist.
Dr. Thassilo Franke
Ja, sie sind etwas Besonderes. Man sollte sie eigentlich bewundern und keine Angst vor ihnen haben.
Iska Schreglmann
Nun weiß ich, dass Sie im Gegensatz zu mir kein Katzenliebhaber per se sind. Zumindest haben sie keine Katze zu Hause. Können Sie die Begeisterung trotzdem nachvollziehen? Weil die Katze ist ja das beliebteste Haustier in Deutschland, über 15 Millionen Tiere.
Dr. Thassilo Franke
Doch, also, ich würde mich eigentlich schon als Katzenliebhaber definieren, also ich mag Katzen. Ich bewunderte Katzen. Ich finde, die Katze ist eigentlich die evolutive Vollendung eines Raubtiers. „The good as it gets“ würde man sagen - es geht eigentlich nicht besser. Und der Bauplan, allein schon die Erfolgsgeschichte… Seit 20 Millionen Jahren ist dieser Bauplan weitgehend unverändert vorhanden, und zwar in allen Größen. Das müssen Sie sich mal vorstellen. Also in Indien gibt es zum Beispiel die Rostkatze, die so um die zwei Kilo wiegt, eine der kleinsten Wildkatzen überhaupt. Und in Nordostasien, da streift der Sibirische Tiger durch die Wälder, der dann 200 oder noch mehr Kilo auf die Waage bringt. Die Hauskatze liegt natürlich eher Richtung Rostkatze. Aber der Bauplan von den ganz kleinen, den Kleinkatzen, und der der Großkatzen ist eigentlich genau der gleiche. Es gibt nur wenige Ausreißer. Der Gepard passt nicht so in dieses Schema rein. Es gibt zwei Katzenarten, die sich auf Fische spezialisiert haben, als Nahrung. Die haben zum Beispiel auch ein ganz anderes Gebiss. Die fallen ein bisschen aus dem Rahmen und einige baumbewohnende Arten. Aber ansonsten, haben fast alle Katzen, egal, wie groß sie sind, dieses gleiche Erfolgsrezept Katze in ihrem Körper und das ist einfach einzigartig. Und immer, wenn ich so eine Katze sehe, fasziniert mich das auch, muss ich sagen.
Iska Schreglmann
Mich auch. Und wenn Sie jetzt schon von den Großkatzen erzählen, dann möchte ich etwas machen, was für unseren Podcast eigentlich ziemlich ungewöhnlich ist, nämlich erst einmal auf einen anderen, interessanten Podcast hinweisen. Wer sich nämlich von ihnen für die großen Raubkatzen interessiert, sollte sich mal die neue Folge des Podcasts „Tierisch! - Entdeckungsreise in die wilde Welt der Tiere“ anhören. Da erzählen nämlich zwei waschechte Zoologinnen, Lydia Möcklinghoff und Frauke Fischer, erstaunliche Fakten über diese großen, gefleckten oder auch gestreiften Raubkatzen und die beiden nehmen uns sogar mit zu ihren Forschungsabenteuern, die sie bei Großkatzen-Projekten in Afrika und Brasilien erlebt haben. Wir sagen, sehr spannend und absolut hörenswert. „Tierisch! - Entdeckungsreise in die wilde Welt der Tiere“ gibt es überall, wo es Podcasts gibt, genauso wie es von radioWissen „Alles Natur!“ gibt - überall, wo es Podcasts gibt. Jetzt kehren wir aber trotzdem mal wieder zurück, von den Großkatzen zu den Kleinkatzen. Da gehört ja auch die Hauskatze dazu, weil unser Kater Lucky, der streift schon die ganze Zeit um unsere Beine rum. Der hat tierisch Hunger. Jetzt ist einfach Fressenszeit, und ich würde Ihnen mal zeigen, wie wir das hier so zuhause machen. Das ist ja auch immer eine Glaubens-Frage unter Katzenfans. Was wird gefüttert, wie viel und wann. Da könnte man eine eigene Sendung dazu machen.
Dr. Thassilo Franke
Da bin ich mal gespannt.
Iska Schreglmann
Also, hier ist der Schrank, wo er genau weiß, da befindet sich das Katzenfutter drin. Wir haben hier so Breutel zum Beispiel. Ja, komm Lucky, komm. Die liebt er. Ich weiß jetzt allerdings nicht, ob das das beste Futter ist. Weil dazu haben wir noch keine Bewertung gefunden. Bei den anderen haben wir Bewertungen gefunden. Aber wir achten schon darauf, dass nicht so viele Zusatzstoffe da mit drin sind und das hauptsächlich Fleisch enthalten ist.
Dr. Thassilo Franke
Das riecht auch schon schön nach Cornedbeef.
Iska Schreglmann
Also hier steht jetzt mit Huhn. Aber was völlig verrückt ist, wo ich jedesmal schmunzeln muss, hier steht drauf „mit natürlichen Fleischstückchen“. Was soll es denn sonst sein? Fleisch aus dem Labor oder wie? Ich mach da immer so ein bisschen Wasser mit drauf, weil die Tierärztin hat uns gesagt, das ist gut, um Nierenschäden vorzubeugen. Und unser Kater, der trinkt auch nicht so gerne. Wenn ich aber sein Lieblingsessen mit ein bisschen lauwarmem Wasser vermische, dann kriegt er das quasi so als Art Eintopf - nenne ich es mal. Dann kriegt er gleich Wasser mit dazu.
Create your
podcast in
minutes
It is Free