Interview mit Magdalena Herrmann vom SunDesk Coworking Space Heute spreche ich bei LifeHackz mit Magdalena Hermann vom SunDesk Coworking und Coliving Space in Marokko Taghazout. Das Interview haben wir live in dem kleinem Fischerdorf Taghazout bei ihr auf dem Rooftop aufgenommen. Feli und ich waren dort vor einigen Wochen und uns im SunDesk sau, sauwohl gefühlt als Digitale Nomaden. Es gibt super schnelles Internet, Magdalena steckt super viel Passion in das Projekt und es fällt echt schwer den Ort zu verlassen. Wir haben dort super viel geschafft, wir waren mega kreativ, unter anderem ist dort die Jobbörse entstanden unter www.dnxjobs.com und die Menschen sind einfach nur nett und freundlich. Also – falls ihr das SunDesk auschecken wollte, findet ihr es unter http://www.sun-desk.com und alle Infos und weitere Links zu dieser Folge findet ihr unter http://www.lifehackz.de/magdalena In dem Interview spreche ich mit Magdalena darüber wie das SunDesk Projekt entstanden ist, wir sprechen darüber wie Magdalena es geschafft hat ortsunabhängig zu studieren, auch das ist nämlich möglich – man kann in der ganzen Welt studieren und die Klausuren von überall schreiben und wir sprechen darüber, warum auch du unbedingt nach Marokko kommen solltest. Viel Spaß mit der Folge. Peace & out. In dieser Folge lernst du: Wie man online studieren kann. Warum du unbedingt mal nach Marokko kommen solltest. Wie man gelassen bleibt, wenn alles länger dauert als geplant. Schreib mir an marcus@lifehackz.co, hinterlass eine kurze Bewertung auf iTunes und abonniere die Show! Werde auch Teil der kostenlosen DNX LIFE HACKZ Community mit über tausenden gleichgesinnten Lifehackern. 1.000 Dank, Dein Marcus Shownotes SunDesk www.dnxjobs.com [su_accordion] [su_spoiler title="Diese LIFE HACKZ Folge zum Nachlesen" icon="plus-square-1"] Marcus: Hallo Magdalena! Ich freue mich, dass Du hier auf dem LifeHackz Podcast bist. Erzähl mal, wie bist Du denn darauf gekommen hier in Taghazout das erste Coworking und Coworking-Projekt in Afrika zu starten? Magdalena: Hallo! Und zwar habe ich ein Online-Studium gemacht. Ich habe berufsbegleitend BWL studiert und habe Taghazout für mich entdeckt und wollte gerne hier bleiben. Ich konnte dadurch, dass ich das Online-Studium gemacht habe und es relativ einfach war von Taghazout nach Deutschland zu arbeiten, auch hier bleiben. Marcus: Also Du sagst gerade Online-Studium. Das heißt, Du hast gar nicht an der Uni in Deutschland studiert? Wie genau ist das abgelaufen, ist das eine Fern-Uni? Da gibt es glaube ich die Fern-Uni Hagen, gibt es da noch etwas anderes? Magdalena: Genau, es gibt relativ viele Fern-Unis in Deutschland. Ich habe an der Fern-Uni in Hamburg studiert. Die haben schon ein Haus, so wie man sich das vorstellt, mit einem Campus und solchen Sachen. Allerdings kommen die Studenten da nur teilweise, also zeitweise für Seminare. Dafür bin ich da auch so zwei Mal im Jahr hingefahren. Das war´s. Der Rest war Online und die Klausuren konnte ich an verschiedenen Orten in Deutschland schreiben, oder auch auf der ganzen Welt. Marcus: Das klingt ja echt gut? Das heißt, für die Klausuren, da hast Du doch eigentlich ein Zeitfenster, wenn man eine Klausur schreibt? Also so kenne ich das noch aus meiner Uni-Zeit. Bekommst Du da eine Woche Zeit oder nur wenige Tage? Und dann musst Du die Online einreichen, oder wie genau läuft das ab? Magdalena: Nee, die Klausuren werden vor Ort geschrieben, weil man das sonst nicht richtig kontrollieren kann. Ich könnte ja sonst vor dem Computer jegliche Hilfsmittel verwenden. Das heißt also, einmal im Monat gibt es Klausurtermine für alle Module und dann kann man sich da einschreiben. Die meisten Klausuren habe ich zum Beispiel in Berlin geschrieben. Da musste ich mich dann anmelden, hingehen und da auch meine Klausur schreiben unter Aufsicht. Marcus: Sehr cool! Also die haben dann quasi von der Uni Hamburg deutschlandweit Termine angeboten monats- oder quartalsweise. Magdalena: Genau. Ich glaube man kann da einmal im Monat in 16 oder 17 Städten schreiben und wenn man im Ausland ist, dann kann man da auch Klausuren mitschreiben, und zwar am Goethe-Institut. Die kann man da einfach ansprechen und die machen das meistens mit, oder auch in der Botschaft. Marcus: Cool, also theoretisch kannst Du das in Asien machen oder Südamerika. Du brauchst einfach eine deutsche Botschaft oder das Goethe-Institut und wenn die mitmachen, dann wird das anerkannt. Magdalena: Das kann dann zwar zu Extragebühren führen aber im Allgemeinen ist das möglich. Marcus: Ja das ist ja spannend. Ich hatte da ehrlich gesagt noch nicht von gehört und das war auch immer so ein Argument was gekommen ist – also neben dem „Kinderargument“ – das ist ja alles schön und gut, was Feli und Du so macht, Digitale Nomaden, aber ich bin ja auch noch am studieren und muss an die Uni und Klausuren schreiben... Cool, dass es so etwas gibt. Gerade in Deutschland hätte ich das nicht so erwartet. Ist das dann auch ein vollständig anerkannter Abschluss im Vergleich zu dem, den man an der Uni so macht? Magdalena: Ja klar, das ist ein vollständig anerkannter Abschluss. Ich hab den Bachelor of Art in Betriebswirtschaftslehre gemacht. Das ist gar kein Problem. Ich könnte mir jetzt theoretisch einen Master an der Uni machen, also Vollzeit. Marcus: Saucool! Und von wo aus hast Du dann meistens gelernt, also studiert und die Klausuren geschrieben. Magdalena: Das war unterschiedlich. Ich habe in Berlin angefangen, als ich noch in Berlin gewohnt habe und dann habe ich den größten Teil in Marokko erledigt, aber auch auf Reisen. Weil man ja eigentlich alles mitnehmen kann. Die Uni schickt einem Bücher, damit man wirklich ganz klassisch auch lesen und die Aufgaben durcharbeiten kann. Man bekommt auch Hausaufgaben. Die muss man dann auch regelmäßig einreichen. Marcus: Was passiert denn, wenn man die nicht regelmäßig einreicht? Magdalena: Dann kann man sich nicht zu den Klausuren anmelden. Das ist also wie ein normales Studium. Man wird da schon zur Leistung animiert und das wird auch kontrolliert. Es ist nicht so, dass man sich da so durchwuseln und das nebenbei machen kann. Das geht nicht. Marcus: Aha, daran hätte ich nämlich gedacht. Es gab ja schon immer irgendwelche Online-Abschlüsse, die aber nicht wirklich vergleichbar waren mit den Regulären an der Uni, wo man dann zu Klausuren auch immer hinmarschieren muss. Ich glaube, da konnte man auch immer ganz gut cheaten, aber das klingt ja alles sehr vernünftig und offiziell von deutscher Seite. Magdalena: Doch, das schon. Es gibt verschieden Module, wie bei einem normalen Studium, also Mathe 1, Mathe 2 und so weiter. Pro Modul bekommt man dann eine bestimmte Zahl an Heften oder Ebooks, die man durcharbeiten muss und jedes Mal nach vier Heften muss man Hausaufgaben, also online eine Klausur erledigen und das einreichen. Wenn man die dann alle bestanden hat, dann kann man erst zur richtigen Klausur zugelassen werden. Dann muss man sich von Modul zu Modul durch das Studium arbeiten. Marcus: Und wie hast Du davon erfahren oder bist Du auf die Idee gekommen, das ortsunabhängig zu machen? Magdalena: Der Grundgedanke war eigentlich gar nicht ortsunabhängig sondern es war neben meiner Ausbildung. Ich bin Hotelfachfrau. Und ich wollte mich daneben einfach noch weiter entwickeln. Und das war einfach eine Möglichkeit. So etwa wie eine Abendschule. Nur dadurch, dass ich im Schichtdienst gearbeitet habe, ist das nicht in Frage gekommen und darum habe ich mich für ein berufsbegleitendes freies Online-Studium entschieden. Und ab der Hälfte konnte ich es auch ortsunabhängig machen. Marcus: Also war bei Dir erst mal das Ziel das zeitlich unabhängig zu machen und gleichzeitig war dann auch die Ortsunabhängigkeit gegeben? Magdalena: Genau, dadurch konnte ich dann auch hierhin ziehen und das auch auf Reisen machen. Marcus: Und was hat Dich dann nach Marokko, speziell Taghazout verschlagen? Magdalena: Ich habe hier eine Saison in einem Café gearbeitet und habe dann am Ende der Saison meinen Freund kennengelernt und dadurch wollte ich dann einfach länger hier bleiben. Marcus: Ja verständlich. Feli und ich sind jetzt glaube ich seit zehn Tagen hier und zwischendurch ist Conni noch dazu gekommen. Und ich muss sagen, das ist echt einer der coolsten Co-Working Spaces in denen wir bis jetzt gearbeitet haben. Was auch das gesamte Umfeld angeht. Die Leute sind super relaxed und entspannt. Man ist auch direkt am Meer und auf dem Rooftop einen sehr weiten Blick hat und endlos weit gucken kann über’s Meer. Dadurch dass das auch ein kleines Fischerdorf ist, gerade jetzt in der Nebensaison, gibt es kaum Ablenkung und das tut uns total gut, auch produktiv zu sein. Ich kann es auf jeden Fall nur empfehlen. Und wie kam dann das eine zum anderen, dass Du Dich mit dem Gedanken beschäftigt hast, hier etwas zu starten und dass es so in die Richtung Co-Working für digitale Nomaden ging? Magdalena: Ich hatte mich schon, als ich noch in Berlin gelebt hatte, mit Co-Working Spaces auseinandergesetzt, weil man in einem Online-Studium immer zu Hause lernt und es ist natürlich schwierig, sich alleine hinzusetzen und sich alleine zu motivieren und das dann auch über eine lange Zeit. Und da habe ich immer nach verschiedenen Möglichkeiten gesucht, wo ich am besten arbeiten kann. Ganz klassisch im Café, in der Bibliothek, überall. Und da habe ich auch an Co-Working Spaces gedacht. Dann bin ich aber schon nach Marokko gezogen und habe das Studium halt zum größten Teil aus meiner Wohnung gemacht, weil es hier auf der Straße nicht richtig möglich war in einem Café. Da ist die Internetverbindung oft zu schlecht gewesen und auch viel zu viele Leute um mich herum. Dann konnte ich mich nicht richtig konzentrieren. Und dann hatte ich eines Tages die Idee hier einen Co-Working Space aufzumachen, weil dieses Dorf einfach –wie Du schon gesagt hast, es ist ganz ruhig, es gibt nicht viel Ablenkung und es ist wunderschön. Es ist einfach viel besser erst mal zu lernen und danach schwimmen oder surfen zu gehen, die marokkanische Kultur zu entdecken. Das wollte ich allen ermöglichen. Marcus: Ja cool, das hat sich ja auch bis zu uns herumgesprochen. Jetzt haben wir es auch endlich hierhin geschafft. Du hast es auch noch gar nicht so lange laufen oder? Also warst Du da schon mit dem Studium fertig oder ab wann hast Du das Projekt Sun Desk gestartet? Magdalena: Also ich war schon mit dem Studium fertig und hatte meine Bachelor-Arbeit abgegeben und haben wir uns voll und ganz auf Sun Desk konzentriert. Also mir ist die Idee gekommen und dann musste ich aber erst mal meine Bachelor-Arbeit zu Ende schreiben und noch ein paar Dinge für die Uni erledigen. Und als das alles fertig war, Anfang 2014, haben wir angefangen uns auf unser Sun Desk zu konzentrieren, ein Haus zu suchen, ein Konzept zu entwickeln, und dann haben wir Ende 2014 eröffnet. Marcus: Wer waren denn Deine ersten Gäste? Und was sind jetzt so typische Gäste von Dir, wenn man das sagen kann? Was haben die so für einen Background, aus welchen Nationen kommen die? Magdalena: Ich kann eigentlich gar nicht sagen, dass wir so typische Gäste haben. Wir haben sehr unterschiedliche Gäste. Einen Mix aus allen möglichen Ländern, also viel Europa aber erstaunlicherweise auch viel aus den USA, ein paar aus Australien, Kanada und auch Marokkaner, die einfach einen ruhigen Platz suchen und woanders hingehen möchten. Auch von den Berufen haben wir eine weite Bandbreite. Wirklich alles. Das meiste ist natürlich Web-Design oder Programmierer, aber ich habe auch einen Professor gehabt. Der war zwei Monate hier und hat Doktorarbeiten korrigiert. Ich hatte aber auch zur gleichen Zeit Studenten hier, die ihre Doktorarbeit schrieben. Mein abgefahrenster Co-Worker ist ein Fleischverkäufer (beide lachen.) Marcus: Ach der Heiko, der ist ja gerade hier. Magdalena: Genau der Heiko. Der verkauft dann von der Terrasse aus in Deutschland Fleisch verkauft. Also ich entdecke immer mehr. Ich entdecke auch immer mehr Berufssparten, an die ich überhaupt nicht gedacht habe, als ich den Space eröffnet habe. Marcus: Ja das geht uns ganz genauso. Wir werden auch immer gefragt: Ja gut, ihr habt die Skills im Online-Marketing; habt die Webseiten aufgebaut, aber irgendwie kann und will ich das nicht, was kann man denn noch machen? Und bis vor einem Jahr war da noch das Angebot, Du kannst copywriten, Texte schreiben, übersetzen oder Virtual Assistant Aufgaben machen. Mittlerweile ist dies Liste aber – ich glaube Johannes von Backpack Travel hat mal so einen Artikel dazu geschrieben, die auch immer wieder aktualisiert – da gibt es glaube ich 100 verschiedene Jobs, die immer wieder geupdated werden und auch neue Jobs kommen dazu. Ich glaube Du hast aktuell auch einen Trader hier. Es kommt mir gerade auch so vor, als ob ich gerade nur Trader treffe, die ortsunabhängig arbeiten. In Tarifa hatte ich auch einen Day Trader aus Frankreich getroffen. Das war mega spannend. Ich glaube, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, oder? Magdalena: Nein. Und besonders ist es auch eine Mischung. Die Hälfte sind richtige digitale Nomaden, nur reisen die tatsächlich von Taghazout irgendwo anders hin in die Welt, weil reisen wirklich deren Lifestyle ist. Aber ich habe auch viele Gäste, die dann zwei, drei Wochen in ihrem Beruf einfach von zu Hause arbeiten können und das dann einfach aus Taghazout machen. Die wohnen dann schon fest zu Hause und sind da integriert in ihrem Beruf und möchten dann aber zwischendurch etwas anderes erleben und möchten das dann verlassen, so wie die Kelly zum Beispiel. Marcus: Die, die jetzt auch hier ist. Magdalena: Genau. Sie arbeitet in einer NGO fest in Genf und kommt jetzt drei Wochen, um ihre Daten aufzuarbeiten. Marcus: So Modelle treffen wir jetzt auch immer mehr an. Dass die Leute sagen: Okay, ich habe mir mein Home-Office durchgeboxt und es ist ja jetzt egal, ob ich in München sitze oder in Taghazout oder in einem anderen Co-Working Space. Das werden auch immer mehr Angestellte und Remote-Worker, was ja auch cool ist, für die ganze Entwicklung. Das es nicht nur den Sprung ins kalte Wasser und in die Selbstständigkeit gibt, oder halt selbstständig als Freelancer mit Kundenprojekten, sondern vielleicht dann auch die Leute, die erst mal ein bisschen smoother darein kommen und weiter festangestellt bleiben wollen, aber dann von überall arbeiten können. Habt ihr denn auch so etwas wie komplette Teams oder Unternehmen, die dann für eine Woche zu euch ins Sun Desk kommen zum arbeiten? Magdalena: Ja. Wir hatten seit der Eröffnung, also in einem halbe Jahr, zwei volle Teams. Einmal ein Team aus Frankreich, die Apps entwickelt haben. Die haben ein richtiges Team-Building hier gemacht. Da sind so 12 gekommen und haben eine Woche Brainstorming und solche Sachen gemacht. Marcus: Haben die auch Activities gemacht? Magdalena: Die nicht, nein. Die haben an ihren Sachen gearbeitet. Die haben also selber ganz viele Activities gemacht, aber meistens Brainstorming. Sie hatten ein neues Business-Konzept erarbeitet und wollten neue Märkte sich anschauen und haben dann überlegt, welche Strategien sie da entwickeln können. Und das wollten sie einfach im ganzen Team von woanders machen. Und sie wollten ihren Mitarbeitern zeigen, dass dies einfach möglich ist, und sie nicht ins kalte Wasser geschmissen werden, sondern haben einmal einen Trip zusammen gemacht und ermutigen, dass sie das als App-Entwickler wirklich machen können. Da hatten wir dann noch eine Firma aus den USA und die haben hier wirklich Activities gemacht. Sie haben den halben Tag gearbeitet und den anderen halben Tag haben sie Gruppen-Activities gemacht. Die sind surfen gegangen, ins Paradise Valley gefahren, Quadfahren gegangen, Jet-Ski... Marcus: Cool, also das kann man hier alles machen. Feli und ich waren ja selber auch schon im Paradise Valley, ich glaube vor drei Tagen, super cool. Da gibt es glaube ich einen Fluss, der da durch fließt und dadurch ist die ganze Landschaft drum herum total grün, wie eine Oase. Man läuft dann erst mal durch dieses steinige, heiße Marokko und ist auf einmal total in einer anderen Welt mit naturgeschaffenen Schwimmbecken. Quadfahren hast Du gerade gesagt, gibt es da noch irgendwas, was man in Taghazout besonders gut machen kann? Magdalena: Also besonders gut kann man auf jeden Fall Surfen gehen. Wir haben hier die besten Surf-Spots Nordafrikas. Da ist für jeden etwas dabei. Wir haben so viele Surf-Spots, dass Beginner hier besonders gut surfen lernen können. Wir haben aber auch richtige Profi-Spots. Und im Winter ist unsere Wellen-Saison. Wenn die Wellen groß sind, dann ist Taghazout auch relativ voll mit richtigen Profisurfern. Die fliegen dann ein und surfen hier. Dann kann man hier noch jegliche sportliche Aktivität durchführen. In Taghazout sind alle sportbegeistert und man wird auch direkt angesteckt, Sport zu treiben. Das ganze Dorf ist einfach sportlich. Marcus: Ja ich merk das selber, wenn ich abends in meinem TRX Band losziehe, ähnlich wie in Belice oder Medellin in Kolumbien, da gibt es auch so kleine Open Air Fitness Parcours Anlagen, wo dann eine Stange hängt oder vielleicht noch eine Drückbankstange, wo dann alte Autofelgen dran sind. Also mehr so Ghetto-Style. Und es macht totalen Spaß dann da oberkörperfrei mit Blick auf’s Meer, abends wenn die Sonne untergeht, da zu trainieren. Und hier kommt mir das so vor, als ob das halbe Dorf, also die Jugendlichen, ist dabei und macht da mit. Das macht einfach Bock! Magdalena: Ja auf jeden Fall. Dieses Open Air Gym ist auf jeden Fall super und dann haben wir einen ganz langen Strand hier vor der Haustür. Der ist 5 km lang. Da kann man wunderbar joggen gehen. Das ist eine wirklich tolle Strecke. Dann kann man hier mountainbiken. Es gibt eine Pferdefarm in der Nähe, da kann man am Strand reiten gehen wenn man möchte oder auch Tagesausflüge mit den Pferden machen. Marcus: Oder was der Ben, der australische Trader, auch gerne macht, sind diese Treppenläufe, also Steigerungsläufe. Da hat er hier eine steile Treppe gefunden, wo er jeden Tag hoch- und runterflitzt. Magdalena: Ja. Und sonst kann man hier immer am Strand Fußballspielen. Also die Locals hier laden einen immer ein. Man kann da immer mitspielen. Und es wird eigentlich auf jeden Tag gespielt. Oder auch tauchen. Marcus: Ja das stimmt, die Locals laden einen immer ein. Das ist auch etwas, was mich hier total flasht. Obwohl ja viele sehr gläubig sind, das merkt man auch. Die gehen regelmäßig in die Moschee und haben ihre muslimischen Gewänder an, sind sie trotzdem mega interessiert an einem. Sie sind offen und können englisch sprechen und es gibt überhaupt keine Berührungsängste. Das ist irgendwie total cool zu sehen und hier mitzuerleben. Magdalena: Ja das auf jeden Fall. Die Bewohner hier in Taghazout sind unglaublich freundlich und sie sind auch immer interessiert an Touristen, aber auch wirklich mit dem Herzen interessiert. Es geht ihnen nicht nur um’s Verkaufen, sondern sie freuen sich auch mit neuen Leuten rumzuhängen und neue Sachen zu entdecken und das ist wirklich wunderbar. Marcus: Gab es denn am Anfang Probleme mit der marokkanischen Kultur, gerade wenn Du jetzt als Deutsche ein Business starten möchtest. Brauchtest Du da jemanden, der da für Dich das Business aufsetzt oder konntest Du das mehr oder weniger alleine anmelden? Wie hast Du auch die richtigen Arbeiter gefunden, dass das alles so lief, wie man sich das vielleicht vorstellt? Ich hab da auch schon von vielen gehört, die irgendwo etwas versucht haben, auch in Asien oder Afrika, und es lief dann halt alles nicht so schnell wie man sich das vorgestellt hat. Und irgendwann mussten die Träume dann wieder begraben werden. Ich meine, Du hast es jetzt geschafft. Das Ding steht und es ist auch richtig cool. Wie hast Du das hingekriegt? Magdalena: Ein Geschäft hier in Marokko zu eröffnen ist auf jeden Fall anders, als es in Deutschland ist. Ich würde sagen: Alles ist anders, alle Schritte sind anders (beide lachen). Es ist relativ – ich weiß gar nicht, ob es in Deutschland schwieriger ist, weil ich es in Deutschland nie versucht habe – aber es war auf jeden Fall am Anfang schwieriger das System zu verstehen und ich brauchte auf jeden Fall jemanden hier vor Ort dem ich vertrauen kann. Da konnte mein Freund sehr gut helfen und Kontakte herstellen. Hier gibt es nun mal keine Internet-Plattformen. Zum Beispiel mit dem Haus. Ich habe ein Haus gesucht und es gibt hier keine Plattform, wo Häuser angeboten werden sondern das System ist, man geht zu allen Leuten, die man kennt, jeder Shopkeeper und sagt dem “hier, ich möchte ein Haus mieten. Das soll so und so groß sein.“ Und dann wird der Shopkeeper einen irgendwann anrufen und sagen, der Cousin von dem Cousin von dem Cousin, der hat ein Haus, guck Dir das mal an. Es geht also relativ viel über Beziehungen und eigentlich alles. Also auch die Handwerker. Das waren dann größtenteils Familienmitglieder oder über irgendwelche Familienmitglieder. Da ist es genau dasselbe Problem. Die haben oft keine festen Shops, wo man die dann finden kann. Sondern das sind alles so Freelance-Handwerker. Die kann man dann nur über Mundpropaganda finden. Es gibt da keinen Internetauftritt. Das war schon anders. Die Papiere und die ganzen Sachen, das war relativ einfach. Da konnte ich einen Steuerberater nehmen, der hat dann den größten Teil gemacht, auch mit dem Vermieter. Und dann haben wir uns da so langsam durchgeboxt. Marcus: Spannend. Magdalena: Die Regel hier ist: Ich nehme die Zeit, die ich in Deutschland brauchen würde und nehme die mal zehn, dann weiß ich, wie lange ich hier brauche. Da muss man sehr ruhig und entspannt sein und darf nichts erwarten. Marcus: Genau das ist die Herangehensweise, die man braucht. Wenn man da mit dem richtigen Mindset herangeht und nicht zu viel erwartet und auch nicht zu viel von sich selber erwartet sondern dann vielleicht einen Multiplikator mal zehn nimmt und dann sagt: okay, wenn ich es bis dahin geschafft habe, dann ist alles cool. Ich glaube dann bleibt man auch in dem Zeitraum selber ein bisschen ruhiger. Magdalena: Ja, sonst wird es zu frustrierend. Ich habe viele Businesses hier gesehen, die sind einfach daran gescheitert, weil es dann einfach frustrierend ist, dass nichts funktioniert. Wenn die sagen, der Handwerker kommt heute um 15.00 Uhr. Der kommt dann vielleicht um 17.00 Uhr, vielleicht kommt er aber auch erst morgen oder übermorgen. Mit solchen Situationen kontinuierlich zu leben ist natürlich hart. Da muss man entspannt bleiben. Das muss man haben können. Marcus: Und als es dann losging mit der Konstruktion, haben die Dich direkt als hübsche, große blonde Frau akzeptiert oder musstest Du da auch erst mal Deinen Weg finden, um mit denen zu kommunizieren und dass sie auf Dich hören und das machen, was Du Dir so vorstellst.? Magdalena: Es war am Anfang ein bisschen schwierig, weil Renovierung besonders hier nicht so in Frauenhand ist. Sondern es ist eigentlich eher sehr von Männern dominiert. Das war halt schwierig für die Bauarbeiter, dass eine Frau angefangen hat, Sachen zu sagen und ich habe ja auch andere Standards im Kopf. Ich wollte dieses Haus einfach nach deutschem Standard renovieren, was wirklich ein Unterschied zu marokkanischen Standards ist. Da hatte ich ein wenig mit den Handwerkern zu kämpfen. Da musste ich sehr tough sein und dann hat es auch gut funktioniert. Da muss ich auch sagen, teilweise hat der Moustafa, also mein Freund, der musste die Preisverhandlungen zum Beispiel übernehmen. Das lag aber auch daran, dass ich eine Ausländerin bin und dadurch automatisch auch mehr zahlen würde. Dann haben wir aber am Ende ein wirklich gutes Handwerker-Team zusammenbekommen und die mochten mich dann auch irgendwann. Da haben sie sich dann auch mit der Arbeitsweise angefreundet und wenn jetzt irgendwas ist, kann ich mich auf die meisten gut verlassen. Es hat lange gedauert und war ein harter Gang aber jetzt steht alles. Marcus: Du lernst ja auch die Sprache und kannst Dich schon ganz gut verständigen in Berber. Ist das schwer zu lernen? Tashelhit, nicht wahr? Wie hast das hingekriegt? Magdalena: Es ist relativ schwierig zu lernen. Und zwar weil das ein sehr lokaler Dialekt ist, der hier in der Souss Gegend gesprochen wird. Es gibt drei verschiedene Berber-Dialekte in Marokko und Tashelhit ist einer davon. Dadurch, dass das so Lokal ist, gibt es keine Bücher. Das heißt ich versuche eine Sprache zu lernen ohne richtiges Buch. Es gibt mittlerweile Bücher von einem Standard Berber, was aber nicht wirklich angewendet wird. Das wird in der Schule gelernt. Aber die sind nicht wirklich hilfreich. Das meiste lernt man durch ausprobieren und zuhören und dann irgendwelche grammatikalischen Regeln daraus schließen. Also irgendwann habe ich herausgefunden, dass alles mit T weiblich ist. Also alle Nomen dann weiblich. Und das dauert ewig, bis man das dann versteht und die Regeln herausfindet. Marcus: Ich glaube Leute, die vor zehn Jahren dazu gezogen sind, oder jetzt haben wir jemanden getroffen, der ist seit 15 Jahren hier, der konnte auch noch nicht richtig Tashelhit sprechen. Als wir bei Marc im Banana waren. Magdalena: Ja, also dadurch dass das sehr lokal ist und auch viele Marokkaner das gar nicht richtig sprechen können, weil deren Muttersprache das marokkanische Arabisch ist. Und wenn man quasi nicht als Berber aufwächst, dann lernt man das auch eigentlich nicht. Marcus: Wie bist Du auf den Namen Sun Desk und das Loge gekommen? Das sieht ja auch echt cool aus. Magdalena: Danke (grinst) Das war auch eine relativ lange Entwicklung. Ich habe alle meine Freunde gefragt und wir haben ein langes Brainstorming gemacht. Ich habe die wirklich genervt auf Facebook und alle angerufen und die gebeten, mir mal Namen einzureichen. Die habe ich mir dann alle aufgeschrieben und am Ende hat mir Sun Desk am besten gefallen. Auch dadurch, dass wir hier über 300 Tage Sonne im Jahr haben. Marcus: Krass. Wie oft regnet es hier? Magdalena: Im Durchschnitt fünf Tage im Jahr. Marcus: (lacht) Das ist ja der Knaller. Ich glaube, wenn die Leute das in Deutschland hören, dann wissen die, wo die hinwollen. Magdalena: Ja ja, wir haben eigentlich immer gutes Wetter. Und Desk halt einfach durch den Co-Working Space. So ist Sun Desk zustande gekommen. Und dann haben wir lange mit dem Logo überlegt, weil wir diesen Tisch und die Sonne vereinen wollten und auch die Community, die hier kreiert wird. Da hab ich eine tolle Designerin, die dann alle Vorschläge zusammengenommen hat und dieses Logo entworfen hat. Marcus: Die Designerin ist jetzt die einzige Freelancerin in Deinem Team oder hast Du feste Mitarbeiter? Wie hast Du Dich genau aufgestellt? Wie sind Deine nächsten Schritte und Monate geplant? Magdalena: Im Moment ist die Designerin bei uns im Freelance angestellt. Es arbeiten mehrere Freelancer für mich, auch Programmierer, der auf die Internet-Seite aufpasst. Marcus: Woher kriegst Du Deine Leute? Magdalena: Also das waren alles Freunde, die von Anfang an dabei waren. Am Anfang ist auch nicht unbedingt das Kapital da, um direkt professionelle Leute zu suchen. Meine Freunde sind zum Glück professionell. Das war schon sehr hilfreich. Und jetzt würden wir gerne wachsen. Also für die nächste Saison ist geplant noch drei bis vier weitere Zimmer dazu zu nehmen. Wir haben zurzeit zehn Co-Working Plätze und fünf Zimmer. Die meisten werden als Einzelzimmer gebucht, dadurch können wir noch ein bisschen wachsen. Dann suche ich gerade für die nächste Saison einen Marketing-Mitarbeiter und eventuell einen Host. Marcus: Host heißt dann jemand, der vor Ort hier im Haus als Ansprechpartner da ist? Magdalena: Genau, jemand der hier als Ansprechpartner da ist und aufpasst, dass hier alles reibungslos funktioniert, wie das Frühstück, die Zimmervergabe, Check-In usw. Marcus: Ja, das mega geile Frühstück. Dazu muss man sagen, das Frühstück ist echt das Highlight für jeden, der hier im Sun Desk wohnt. Um 9.00 Uhr morgens gibt es immer pünktlich Fruchtsalat so viel wie man möchte plus die leckersten, coolsten, marokkanischen Delikatessen. Was daran auch gut ist, dadurch dass pünktlich um 9.00 Uhr angefangen wird, stehen die Leute dann auch um 9.00 Uhr auf und kommen aus dem Bett, was auch gerade für Feli sehr cool ist, um das Frühstück nicht zu verpassen. Du hast hier auch relativ schnelles Internet. Ich hab das jetzt noch nicht gemessen, aber wie bist Du daran gekommen? In so einem Land wie Marokko denken die meisten, das Internet ist vielleicht doch nicht ganz so stabil, weil ich das auch aus eigener Erfahrung kenne. Auch da wo man eigentlich denkt, wie auf Bali war das Internet super grottig und mea lahm, obwohl es da auch wirklich einen coolen Co-Working Space gibt. Aber die haben da ein riesen Problem mit, da schnelles Internet hinzubekommen. Wie hast Du das geschafft hier in Taghazout? Magdalena: Ja bis jetzt haben wir die schnellste Internetleitung. Ich habe das Internet bekommen und wir konnten nur eine 4 mbps-Leitung hier ins Haus legen, obwohl die Telekom in Marokko offiziell mehr verspricht. Das habe ich mir dann zu Nutzen gemacht und habe herausgefunden wo das technische Office von Maroc Telekom liegt. Da habe ich sie dann zwei Wochen lang genervt, dass ich ein eine schnellere Verbindung bekomme. Ich habe auch davor durch eine Fremdfirma, die mir hier die Sachen ins Haus gelegt haben, herausgefunden, dass wir hier schon Cyber-Kabel haben. Nur dass die Infrastruktur noch nicht richtig ausgebaut ist und dadurch das Internet gedrosselt wird. Und durch diese ganzen Infos hatte ich halt eine gute Verhandlungsbasis und habe die wirklich zwei Wochen lang genervt. Ich bin da zwei Wochen lang jeden Tag hingefahren und da ins Büro getappst und habe einen auf Deutsch gemacht (beide lachen) „Das will ich haben!“ Und nach zwei Wochen haben die gesagt, „geh nach Hause, wir geben Dir diese Leitung! Lass uns in Ruhe!“ Und so habe ich diese wunderbare Internetleitung bekommen. Davon haben wir jetzt zwei im Haus, zwischen denen man wechseln kann. Marcus: Das ist auch sehr cool. Wenn jetzt einer bis zum Anschlag etwas hoch- oder runterladen muss, dann kann man auch schnell in die andere Leitung gehen und die andere ist dann nicht verstopft. Siehst Du persönlich, seitdem Du jetzt das Sun Desk eröffnet hast, irgendwelche Trends im ortsunabhängigen Lifestyle, das heißt, ändern sich die Gäste, hast Du mehr awareness, bekommst Du mehr Anfragen, ist das eher gleichbleibend oder was sind auch so Deine Erwartungen für die Zukunft? Magdalena: Ich denke schon, dass ortsunabhängiges Arbeiten immer stärker wird. Dass das immer mehr Menschen machen können. Einfach dadurch, dass wir immer mehr vernetzter sind. Es gibt Skype, es gibt Dropbox, es gibt eigentlich alles, was man braucht, um mit seinem Team zu Hause in Verbindung zu bleiben. Das ist gar kein Problem mehr. Darum denke ich auf jeden Fall, dass das ein schnell wachsender Markt ist. Seitdem ich das Sun Desk habe, wir haben jetzt erst seit sechs Monaten auf – dadurch kann ich auch noch nicht so viel vergleichen. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann ist, dass die Buchungen immer mehr werden. Und in der Zeit, in der ich natürlich den Markt beobachte und andere Co-Working Spaces und was wieder neu aufmacht und wie die Community sich so entwickeln, und die wachsen alle unglaublich. Also ich glaube, jeden Tag, wenn ich meinen Computer aufmache, sehe ich mehr digitale Nomaden. Marcus: Ich würde Dir zum Abschluss gerne noch ein paar persönliche Fragen stellen, wenn das okay ist? Magdalena: Ja klar. Marcus: Hast Du eine tägliche Routine, die Du einhälst. Magdalena: Ja ich versuche eine tägliche Routine einzuhalten. Es macht es ein bisschen schwierig, wenn man im Gästebereich arbeitet, weil da immer neue Sachen passieren. Aber meine tägliche Routine ist normalerweise: Ich stehe auf. Dann versuche ich am Strand eine Runde joggen zu gehen für ca. 40 Minuten und dann fahre ich zum Sun Desk und es gibt Frühstück. Dann ab 10.00 Uhr kümmere ich mich um die Tagesaufgaben, was hier so anfällt. Marcus: Aber vorher checkst Du noch nicht Deine E-Mails und Social Media oder doch? Magdalena: Ich versuche es nicht zu tun. Also eigentlich stehe ich auf und dann versuche ich direkt eine To-Do-Liste zu schreiben, was mir unglaublich hilft, weil ich dadurch den ganzen Tag ganz viele Ideen in meinem Kopf habe. So ist alles aufgeschrieben und ich kann da einfach nachschauen. Ich versuche E-Mails und Social Media erst um 10.00 Uhr mir anzuschauen. Aber das klappt nicht immer. Da muss ich auf jeden Fall dran arbeiten. Marcus: Ich kenne das ja von mir selber. Obwohl man weiß, wie unglaublich wichtig das für einen selber sein kann, wenn man es nicht tut, passiert es doch immer wieder. Es wird immer besser, aber 100%-ig bekommt man das nicht in den Griff. Es gibt genug, die daran arbeiten, dass Du es nicht in den Griff kriegst. Das ist echt ein harter Kampf, den man da jeden Tag führen muss. Welchen Tipp würdest Du Deinem 20-jährigen Ich geben? Magdalena: Das ist eine schwierige Frage. In welcher Hinsicht? Marcus: Was Du vielleicht – wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest – anders machen würdest? Wenn Du überhaupt etwas anders machen würdest. Magdalena: Also ich glaube, ich würde nichts anders machen. Marcus: Mit 20 so die Perspektive, oder gab es keine und das war für den Moment aber auch okay? Magdalena: Also nach dem Abi war ich erst mal ein bisschen verloren, aber das war eigentlich ganz okay für mich. Ich bin dann eineinhalb Jahre reisen gegangen und habe immer im Hotel gearbeitet um das Reisen zu finanzieren und bin dadurch zu meiner Ausbildung gekommen. Also alles gut (grinst) Marcus: Also Reisen hilft ja auch so ungemein auch für sich selber zu entdecken, was man eigentlich will. Um auch mal mit Abstand von zu Hause kreativer werden zu können und ein bisschen sich selber zu finden. Magdalena: Auf jeden Fall. Das würde ich jedem 20-jährigem empfehlen. Nicht direkt zu studieren oder sich einfach mal ein bisschen Zeit nehmen und sich in der Welt umschauen und gucken was andere Leute machen. Das finde ich in Deutschland auch immer, also nicht nur in Deutschland, sondern auch überall, man hat da so ein Sicherheitsbedürfnis und die Leute haben einfach Angst etwas zu verpassen, wenn das Studium nicht in sechs Semestern durchgezogen ist und direkt nach dem Abi. Und dann mit 22 Jahren ist der Bachelor da. Ich glaube, es ist einfach gut sich Zeit für seine eigene Entwicklung zu nehmen und besonders auch andere Sachen zu sehen. Dadurch lernt man einfach so viele neue Sachen kennen und man was dann im Nachhinein was man eigentlich möchte. Marcus: Ja, genau das habe ich auch kennengelernt. Das so ein mega Druck von außen ausgeübt wird. Erst mal musst Du auf jeden Fall studieren und das möglich schnell. Und am besten, früher war das so, noch zum Bund und habe meinen Grundwehrdienst gemacht als einer der letzten. Und danach war das gar keine Frage. Da musste ich direkt ins Studium. Auch so ein bisschen von meinen Eltern beeinflusst. Das musst Du dann total schnell durchziehen, am besten noch fünf Auslandssemester und drei Sprachen dabei gelernt haben und noch zehn Praktika gemacht haben. Das kann einen irgendwann richtig abfucken im Kopf wenn man dann nicht diesen Topperformern dranbleiben kann, weil die den ganzen Tag nur lernen und man zwischendurch noch ein bisschen rausgehen und Sport machen will und vielleicht auch etwas trinken gehen, dann verliert man auch schnell den Anschluss. Da gab es auch so eine Phase, wo ich dann dachte „shit, irgenwie kriegste nix mehr auf die Kette in Deinem Leben, weil Du bist nicht vorne dran, wie es eigentlich von der Gesellschaft durchgeplant ist.“ Das hat ein bisschen gedauert, bis ich gesehen habe, dass es auch andere Wege gibt. Und es gibt auch genug Leute, die es nicht genau nach diesem Schema geschafft haben. Magdalena: Ja genau. Einfach mal ein bisschen anders denken. Einfach seine Sachen machen, man verpasst eh nix. Das ganze Leben; irgendwann ist man eh wieder in diesem Hamsterrad und muss sich selber wieder rausbremsen und einfach sagen „die Dinge sind so wie sie sind“. Solange es einem gut geht und man sich finanzieren kann oder eine gewisse Absicherung hat, ist das wunderbar. Marcus: Ja aber da muss man erst hinkommen. Das hängt wahrscheinlich auch viel mit dem Umfeld zusammen oder mit den Leuten, mit denen man sich umgibt, oder? Magdalena: Genau da hilft reisen viel. Ich glaube, das Reisen so viel bringt, weil man dadurch auch mehr in Länder fährt, die einfach nicht so abgesichert sind wie Deutschland; die nicht diesen Reichtum vorweisen; wo einfach Menschen leben, die Tag für Tag für ihr Einkommen kämpfen und die jeden Tag eine neue Challenge haben. Das einfach zu sehen, dass es das gibt; das man selber erst mal total viel Glück hat, mit dem richtigen Pass auf der richtigen Seite geboren zu sein; was das ausmacht. Und das nimmt einem einfach die Angst. Auch diesen Perfektionismus, den man oft selber an sich stellt. Diesen Druck. Es geht auch langsamer, es gibt auch andere Dinge. Was hat man denn in Deutschland mit einem deutschen Pass zu verlieren? Gar nichts. Wenn ich dieses ganze Business hier in den Sand setze, aus welchen Gründen auch immer, dann kann ich auf jeden Fall wieder zurückgehen. Irgendeinen Job werde ich auf jeden Fall finden, verhungern werde ich auch nicht. Meine Kinder werden vielleicht nicht verhungern, wenn ich welche habe. Es ist eine wunderbare Grundsicherung da. Das darf man nicht vergessen und das sollte man sich viel öfter mal vor Augen führen. Und dann: sich einfach trauen! Marcus: Und da hilft das Reisen. Wenn man das nicht macht, so wie ich. Ich bin ja erst relativ spät auf die weiten Reisen mit Feli gegangen, dann lebt man einfach unter so einer Käseglocke, was ich zumindest jetzt in Abstand ganz gut reflektieren kann, was da passiert ist. Ich hatte aber auch nie das Bedürfnis da raus zu kommen, weil die Mechanismen so gut funktioniert haben von diesem System, also „wie man die Leute gerne hätte“. Das ich soweit gar nicht gedacht habe, sondern dass ich gedacht habe „eigentlich ist es ja voll cool. Ich hab ja alles Wichtige: ein Auto oder einen fetten Job-Title und einen Flatscreen zu Hause und der ist sogar noch größer als der von meinem Nachbarn; und dann habe ich noch Pay-TV und kann jedes Wochenende Bundesliga gucken bei einem Bierchen“. Und ich dachte, das wäre die absolute Erfüllung vom Leben. Und das ist echt schade. Ich weiß auch gar nicht, wie man das ändern kann. Viele Leute wissen gar nicht, dass da draußen noch so viel mehr wartet und noch so viel mehr ist, oder? Magdalena: Ich glaube auch, dass es da so eine Trend-Wende gibt. Man sieht natürlich auf den ganzen Social Media Kanälen seine ganzen Freunde. Irgendwer fängt immer an zu reisen. Man sieht das und möchte das dann auch erleben. Ich glaube es wird einfacher und dass immer mehr Menschen das machen, ja. Die Billigflieger sind auch nicht mehr so teuer. Marcus: Ja das stimmt, das gab es damals alles noch nicht. Und da war man nur von den Leuten umgegeben, mit denen man dann quasi vor Ort unterwegs war. Ohne Social Media. Und die haben ein ähnliches Leben geführt und da hat man das nie in Frage gestellt. Okay, letzte Frage: Wer sind die drei Menschen, mit denen Du dich am häufigsten austauschst und mit denen Du Dich umgibst? Magdalena: Hier in Taghazout? Marcus: Ja hier in Taghazout. Magdalena: Auf jeden Fall mein Freund Moustafa. Der ist eigentlich bei allen Entscheidungen dabei, auch allen Entscheidungen im Sun Desk. Er hört sich immer alles brav an und berät sehr viel. Marcus: Also hat er auch Spaß an der Sache die Du so machst? Er ist ja auch völlig selbstständig in seinem Job unterwegs. Magdalena: Ja auf jeden Fall. Er verbringt hier viel Zeit; er hilft mir unglaublich viel mit allen Behördengängen und Sachen die ich einfach nicht alleine machen kann. Doch er ist schon wahnsinnig involviert, ja. Es ist auf jeden Fall zu einem großen Teil auch sein Business. Sein Herz steckt hier auf jeden Fall mit drin, definitv. Marcus: Habt ihr denn Pläne, euch vielleicht auch örtlich zu vergrößern oder Sun Desk irgendwo anders aufzumachen als in Taghazout? Magdalena: Nein, eigentlich nicht. Der Plan ist auf jeden Fall, ein paar Zimmer dazu zu mieten. Aber ich würde gerne bei dieser Größe zehn Personen bleiben. Das ist eine schöne Größe. Da sind schöne Interaktionen in der Gruppe. Die Gruppe ist nicht zu groß. Alle Leute lernen sich direkt kennen. Hier ist schon eine familiäre Atmosphäre und das sagen die Gäste auch viel. Und das ist schön und das will ich behalten. Das ist schön für die Gäste aber auch schön für mich. Ich finde den Job total super. Ich hatte noch nie so nette Gäste, wie meine Co-Worker. Es macht total Spaß. Weil ich auch immer neue Sachen kennenlerne und neue Jobs kennenlerne und wir uns auch gegenseitig helfen. Die Leute bringen auch hier Ideen rein. Das ist in einer kleinen Gruppe super. Mein Ziel ist es auf gar keinen Fall, so einen anonymen Platz zu schaffen. Das ist schon hier mein Baby. Eins ist genug. Marcus: Ich glaube, das lebt auch hier von Dir als Person. Das merkt man total wenn man hier ankommt, mit wie viel Liebe und wie viel ja Liebe zum Detail drinsteckt , in den verschiedensten kleinen Ecken, die man hier immer wieder entdeckt. Das macht es total einzigartig und ich glaube, da würde auch etwas von verloren gehen, wenn man das zu fett aufzieht. Magdalena: Geld ist auch nicht der erste Motivator. Natürlich kann man sich vergrößern und noch mehr Umsatz machen und dies und das, aber das ist auch persönlich nicht mein Ziel. Solange ich hiervon leben kann, bleibt es so wie es ist. Marcus: Cool! Ja ich hoffe, das bleibt auch noch total lange hier in Taghazout. Dass Feli und ich hier regelmäßig vorbeikommen können, wenn wir mal wieder Head-Space brauchen oder produktiv werden müssen. Oder wie Du schon gesagt hattest, gerade das Team, das dann bei Dir war, konzeptionell ziemlich viel gearbeitet hat und auch weiter gekommen ist. Ich kann mir das echt gut vorstellen als einen Ort, wie früher die Manager irgendwo auf eine Klausurtagung hingefahren sind in ein Tagungshotel, wo man dann jetzt vielleicht regelmäßig nach Taghazout fahren kann und hat dann vielleicht richtig viele neue Ideen und Konzepte. Also danke für Deine Zeit! Peace & Out! [/su_spoiler] [/su_accordion]
view more