Journelle .
In der Renaissance und während der Aufklärung entwickelte sich in Europa die Idee, die Welt mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden, logischer Schlussfolgerungen, Messungen und rationalen Denkens zu erschließen. Damit wurden Mythen, Glauben und Geschichten formal als Wahrnehmungserklärung abgelöst. Dekonstruktivismus und Postmoderne folgten im 20. Jahrhundert dann dem Ansatz, dass alles relativ und subjektiv ist. Das Internet und die sozialen Medien aber führten zu einer tatsächlichen Relativierung der gefühlten Realität. Erst galt die Erde als eine Scheibe, dann wurde sie zu einer Kugel und im Digitalen ist die Arbeit der NASA gleichermaßen einfach abzurufen wie die Flat-Earth-Theorie. Das interessante und neue hieran ist die Vernetzung, der Zusammenschluss einzelner Zellen zu etwas viel Größerem. So vermochten die neuen Rechten zu einem globalen Phänomen zu werden. Dabei sind Fake-News nicht das Problem, zumindest nicht das Kernproblem. Sie sind ein Symptom dafür, dass das Rationale abgelöst wurde von Mythen und Geschichten.
Wichtig ist dabei, zu verstehen, dass Geschichten sehr immun sind gegen rationale Argumente. Deshalb möchte ich für einen anderen Ansatz plädieren, um diesen Geschichten des Wahns, der Ausgrenzung und des Hasses etwas entgegenzuhalten. Wir - die wir an rationale Forschung und Humanismus glauben - müssen uns auf die Ebene der Geschichte begeben. Wir müssen unsere Ideen, Geschichten und Visionen noch mehr vernetzen und auch zu größeren Zelleinheiten entwickeln. Geschichten wirken auf die Realität, das haben wir gerade in den letzten Monaten gut beobachten können. Nun müssen wir eine Welt der Liebe, der Vielfalt und des Anstandes gestalten. Wir können und sollten mit Geschichten die Welt retten.
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