Ruben Neugebauer, Joshua Krüger, Nic Zemke
Das Jahr 2016 war mit mehr als 5000 Toten das bisher tödlichste an Europas Grenzen. Immer wieder gerieten auf der gefährlichen Route über das zentrale Mittelmeer unzählige Flüchtlingsboote gleichzeitig in Seenot. Dies stellt Rettungskräfte vor große Herausforderungen. Die #safepassage-App, die zwei Hamburger Web-Entwickler programmiert haben, soll nun dabei helfen, die Rettungseinsätze der zivilen Flotte im zentralen Mittelmeer effektiver zu koordinieren und Menschenleben zu retten.
Wenn mehrere Tausend Menschen gleichzeitig auf dem Wasser sind, ergibt sich eine chaotische Situation, in der es fast zwangsläufig zu Unglücken kommt. In solchen Fällen ist es bisher fast unmöglich, ein eindeutiges Lagebild zu bekommen, auch da die Rettungsleitstelle in Rom chronisch unterbesetzt ist. An arbeitsreichen Tagen gelingt es oft nicht, die dringendsten Fälle zu identifizieren. Das kann schnell Menschenleben kosten.
Die #safepassage-App soll dies nun ändern. Über Satelliten-Modems werden die Crews verschiedener Organisationen Seenotfälle mit dem Smartphone oder über den Computer melden können. Mittlerweile kreuzen im Mittelmeer mehr als 10 zivile Rettungsschiffe, deren Crew auch vom Schnellboot aus die App bedienen sollen. So erhalten die Retter im Idealfall nicht nur kontinuierliche Lage-Updates, sondern auch eine eindeutige Dokumentation. Das hilft auch, Druck auf die Militärschiffe auszuüben, sich an den Rettungen zu beteiligen. Diese halten sich viel zu oft zurück.
In dem Talk wird die #safepassage app vorgestellt, aber auch die Herausforderungen vor der zivile Retter auf dem Mittelmeer stehen, gerade auch im Hinblick auf die Abschottungspolitik der Europäischen Union, die zivile Retter unter den Generalverdacht der Schleuserei stellt. Auch wird es darum gehen, wie die Netzgemeinde beim Leben retten helfen kann.
Sea-Watch leistet zivilgesellschaftliche Seenotrettung, weil nach wie vor Menschen auf der Suche nach Hoffnung gezwungen sind, ihr Leben auf dem Mittelmeer zu riskieren. Wir können dieses politisch motivierte Sterben an den EU-Außengrenzen nicht tolerieren. Daher setzen wir mit innovativen Projekten und Ideen die politisch Verantwortlichen unter Druck und fordern sichere und legale Einreisewege für alle. Bei Einsätzen im zentralen Mittelmeer und in der Ägäis kam Sea-Watch 2016 mehr als 20.000 Menschen in Seenot zu hilfe.
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