Die innerkirchliche Forderung, das Evangelium müsse als „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ verkündet werden, hat recht, wo das Evangelium gebraucht wird, um Menschen Angst zu machen und sie zu manipulieren. Unrecht hat sie, wenn damit gesagt werden soll, dass es im Evangelium keine Drohungen gäbe oder dass man die vorhandenen lieber nicht mehr zur Kenntnis nehmen solle.
Je nachdem, worum es einem geht, kann das Evangelium einfach eine frohe Botschaft sein oder eine bedrohliche frohe Botschaft. Für alle Menschen, deren liebgewordenes falsches Leben vom Evangelium in Frage gestellt wird, scheint die frohe Botschaft Jesu Christi zunächst eine Drohbotschaft zu sein: für Herodes, für die ersten Jünger, für die römischen Gottkaiser, für die Zöllner und Sünder von damals bis heute … und manchmal auch für mich.
In der Reaktion auf die Nachricht der Tötung der Galiläer durch Pilatus macht Jesus deutlich, dass die Sünde, das Getrenntsein von der Liebe Gottes, wirklich das Leben zerstört. Aber die vermeintlich größere Sünde der Anderen darf uns nicht dahin bringen, dass wir uns unserer eigenen prekären Lage nicht mehr bewusst sind: „Wenn ihr Euch nicht bekehrt, werdet ihr genauso umkommen.“ (Lk 13,3.5)
Nicht diese Botschaft bedroht uns. Wir bedrohen uns selbst. Jesus verheißt uns das Gute schlechthin. Dazu stellt er unser liebgewordenes Böses infrage und warnt uns vor dem, was uns verschuldetermaßen droht. Uns mag das lästig sein. Aber es ist eine sehr, sehr frohe Botschaft.
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