190323 BDZ 2 Fastenwoche Samstag,
Zwei verlorene Söhne Lk 15,1-3.11-32
Gestern Abend verabschiede ich mich, ich müsse noch einen Gedanken zum Gleichnis vom verlorenen Sohn niederschreiben. „Damit tue ich mich schwer“, sagt ein Freund prompt, „denn dass der jüngere Sohn, der alles durchbringt, wiedereingesetzt wird als wäre nichts gewesen, das ist ungerecht. Da fühle ich mich dem braven Älteren viel näher.“
So ging es mir auch. Bis ich gemerkt habe, dass zwei Dinge nicht stimmen: 1. „als wäre nichts gewesen“ und 2. „brav“. Der Ältere irrt über den Bruder und er irrt über sich selbst.
Denn der Bruder hat nicht einfach nur ein aus dem Ruder gelaufenes „dirty weekend“ hinter sich, dass leider ein buchstäbliches Vermögen gekostet hat. „Er war tot und lebt wieder“, sagt der Vater über den Jüngeren. Er hat sich vernichtet, verkauft, hat seine Sohnschaft umgebracht, so dass er sich jetzt nur noch als Knecht zurückzukommen traut. Er ging den Weg, den Jesus ihm nachgeht, damit er in der Auferstehung nach Hause findet.
Und der Ältere muss sich an sein wahres Erbe erinnern lassen: „Alles, was mein ist, ist dein“, sagt der Vater zu ihm (ähnlich wie Jesus über sich und Gottvater, Joh 17,10). Mit „alles“ ist aber nicht nur das Gut, sondern auch die Güte gemeint; nicht nur das Haus, sondern auch der Bruder, nicht nur die Gerechtigkeit, sondern auch die Barmherzigkeit. Am Ende bleibt der Ältere draußen. Ob er hineingeht und wirklich wieder Erbe des Vaters wird?
Und wie müsste die Kirche sein, dass in ihr auch die Verworfensten wieder nach Hause und in die Kindschaft und zu ihren Geschwistern vor Gott finden?
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