Im Wirken Jesu erweist sich die Macht Gottes vor allem darin, dass er Macht über die bösen Mächte hat. Jesus treibt die Dämonen aus. Das ist den Menschen unheimlich: „Mit Hilfe des Anführers der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.“ (Lk 11,15) Wenn er mächtiger ist als die bösen Mächte, so denken die Leute, dann muss er auch böser sein als sie.
Wer mit der Übermacht anderer schlechte Erfahrungen gemacht hat, der hält leicht Macht an sich für etwas Schlechtes. Wer prinzipiell antiautoritär ist, ist ja nicht nur gegen missbrauchte Autorität, sondern gegen Autorität schlechthin. Wer aber gegen Autorität schlechthin ist, der misstraut auch der guten Macht.
Für die Menschen, die Jesus begegnen, zeigen sich drei Alternativen: Entweder ist er Gott. Oder er ist wahnsinnig. Oder er ist böse. Gott kann er aber nicht sein, weil kein Mensch Gott ist. Wie ein Wahnsinniger wirkt er nicht – im Gegenteil: er ist die Klarheit, Eindeutigkeit und Vernunft schlechthin. Also bleibt nur eines: Er muss abgrundtief böse sein.
Die Verdächtigung aller Macht trifft auch die Macht der Liebe Gottes. Sie aber ist es, die frei macht. Sie ist es, die uns Macht gibt über uns selbst. Sie ist es, die die bösen Mächte in die Schranken weist und vernichten wird.
Nimm uns, Herr, die Angst vor Deiner Macht, damit wir uns ihr anvertrauen und frei werden – hier und auf ewig. Amen.
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