Der Hohe Rat beschließt die Tötung Jesu von Nazareth. Der Mann bringt immer mehr Menschen hinter sich und wird politisch zur Gefahr. Wenn das so weiter geht, werden die Römer eingreifen und dem Volk die relative Eigenständigkeit und das Zentralheiligtum der Juden in aller Welt nehmen. Das darf nicht passieren.
Aus solchen politischen Überlegungen schließt der Hohepriester Kajaphas: Besser einer stirbt an der Stelle aller, als dass alle wegen des einen zugrunde gehen. Er argumentiert politisch, aber der Evangelist sagt, er rede unwissentlich prophetisch: Dieser Eine lässt sich die Sünde der Welt selbst antun, mitsamt ihrer Folgen für die Täter wie für die Opfer. An seinem Erbarmen verausgabt das Böse sich tödlich. Und so sammelt er sein Volk: die Kirche aus Juden und Heiden.
Das politische Kalkül ist eine Versuchung des Volkes Gottes bis heute: Besser die Rede von Jesus Christus und seiner Wiederkunft und der Ruf in seine Nachfolge stirbt, als dass der Kirche ihr politischer Einfluss, ihre Sozialkonzerne und ihre materiellen Möglichkeiten genommen werden.
Jesus lässt sich nicht aus der Welt werfen – er lebt und bleibt, auch noch als Verworfener. Und dort, wo er verworfen wird, führt er sein Volk neu zusammen. Wenn die Kirche mehr Arbeitnehmer als Mitbeter hat, werden wir merken, was wir mir Ihm angestellt haben.
Und dann gnade uns Gott.
Fra' Georg Lengerke
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