Die Tage vor Ostern sind einerseits von einer großen Intimität geprägt: die Abschiedsworte Jesu, die Fußwaschung, das Abendmahl. Andererseits deuten sich schreckliche Brüche an, bis uns berichtet wird: dass alle Jünger Jesus verlassen (Mt 26,56). Alle.
Heute ist zweimal vom Verrat die Rede: vom Verrat des Judas und dem Verrat Petri. Von Judas wird morgen die Rede sein. Heute geht es um Petrus.
Petrus brennt für Jesus. Oder vielleicht müsste man genauer sagen: Er brennt für seine Vorstellung von Jesus. Er will ihm nicht nur folgen. Er will ihm vorangehen. Sein Leben für ihn geben. Für ihn sterben.
Am Vorabend von Ostern ist die Geschichte an eine unüberwindliche Grenze gekommen. Auch für die Jünger ist die Nacht gekommen, „in der niemand mehr wirken kann“. (Joh 9,4) Die Geschichte geht andersherum als Petrus sie sich denkt: Nicht wir sterben für die Liebe. Zuerst stirbt die Liebe für uns. Und siegt, weil sie auch im Brennglas des Hasses die Liebe bleibt.
Dies sind die Tage, in denen wir darum bitten sollten, dass unsere Liebe echt wird. Die Jünger werden Liebende in dem Maß, in dem ihre falschen Vorstellungen von Gott, von ihren Nächsten und von sich selbst im besten Sinne „enttäuscht“ werden. Wenig später wird Petrus den Herrn verleugnen und sagen: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“ (Mk 14,71)
Bis Ostern hatte er damit vermutlich recht.
Fra' Georg Lengerke
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