Der letzte Satz des heutigen Evangeliums lässt Christen in der Regel in die Moralisierungsfalle tappen: Weil er den Jüngern die Füße gewaschen habe, sagt Jesus, sollen auch sie einander die Füße waschen. In dieser Haltung sollen wir einander und der Welt begegnen. Wetten, dass darüber heute Abend tausendfach gepredigt wird?
Davon handelt der Rest des Textes aber gar nicht. Der handelt davon, dass sich die Jünger die Füße waschen lassen sollen. Für die meisten Menschen ist Füßewaschen viel leichter, als sich die Füße waschen zu lassen. Das ist aber das Entscheidende: dass die Jünger zulassen, dass Jesus ihnen den niedrigsten Dienst tut und an den buchstäblich letzten Dreck ihres Lebens rührt, von dem sie sich selbst nicht befreien können.
Als Petrus sich verweigert, sagt Jesus ihm, wozu das ganze gut sein soll: „Wenn ich Dich nicht wasche, hast Du keinen Anteil an mir.“ Es geht um seine Anteilgabe und unsere Anteilnahme an der Liebe und am leiblichen Leben Jesu. Deshalb gehören Fußwaschung und Eucharistie zusammen. In der Fußwaschung bekommen wir Anteil an seiner Liebe zu uns und den Anderen. In der Eucharistie bekommen wir Anteil an seinem Leib und Leben, weil wir leiblich mit ihm verbunden lieben sollen.
Davon handelt das ganze Leben Jesu und der Kirche und unser ganzer Glaube: dass wir schon hier Anteil am Leben Gottes und an seiner leiblichen Liebe zur Welt bekommen.
Fra' Georg Lengerke
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