„Mami, ich will den Mann nicht sehen!“ sagte mein vierjähriger Neffe schluchzend angesichts des Kreuzes überm Gästebett. So geht es mir auch, wenn ich ihn ernstnehme. Und drei Mal heißt es heute in den Lesungen: „Sieh hin!“.
1. „Siehe, der Mensch!“, sagt Ponitus Pilatus über den gegeißelten Jesus (Joh 19,5). Das ist der leidende, geschundene, entwürdigte Mensch. So geht ihr miteinander um, mit Euch selbst und mit Gott. Und so stünde es um Euch, wenn alles auf Euch 1:1 zurückfiele, was ihr „Gutes unterlassen und Böses getan“ habt.
2. „Siehe, mein Knecht!“, lässt Jesaja Gott über den leidenden Gottesknecht sagen (Jes 52,13). Der verbindet sich in Gottes Namen so mit den Leidenden und den Sündern, dass er an ihre Stelle tritt: „Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.“ (Jes 53,4.5) Siehe, sagt der Prophet, so ist Gott als Mensch!
3. „Siehe, das Holz des Kreuzes!“, wird bei der der Kreuzenthüllung gesungen. Hier ist der Ort, bis wohin der Mensch sich verlieren kann. Hier ist der Ort, an den Gott der Sohn auf der Suche nach dem Menschen geht, um ihn zu finden.
Gestern hat er uns Anteil an seiner Liebe und an seinem Leib gegeben. Heute nimmt er Anteil an unserem Leib und Leben bis in den Tod, damit wir ihm Anteil geben und mit ihm zum Vater und ins wirkliche Leben finden.
Sehen wir hin!
Fra' Georg Lengerke
view more