Ostern beginnt nicht mit einer freudigen Überraschung, sondern mit einem Todesschrecken. Das Grauen des Sterbens Jesu setzt sich in der Wegnahme seines Leibes fort. Auch noch die Todesverlässlichkeit wird infrage gestellt.
Solche Erschütterung tut not, wenn die Osterfreude in uns wahr werden soll. Wir müssen erschüttert werden in unserer Angst vor dem Sterben, um der Liebe willen, die den Tod besiegt. Wir müssen erschüttert werden im Glauben an die Welt als geschlossenem System und an die menschliche Allmacht, die weder retten noch unsterblich machen kann. Wir müssen erschüttert werden in unseren falschen Vorstellungen von Gott und vom Menschen. Wir müssen erschüttert werden, wo wir die Fassade für die ganze Kirche oder die ganze Kirche für Fassade, wo wir Trotz für Treue oder Treue für Trotz halten.
Die Kirche und viele von Euch werden in dieser Zeit immer wieder erschüttert. Und es ist wahr, dass die Osterbotschaft erschüttert. Aber nicht jede Erschütterung ist Osterbotschaft. Auf Pfingsten zu können wir lernen, das Erschrecken des Feindes zum Tod vom Erschrecken Gottes zum Leben zu unterscheiden.
Und wenn der Osterschreck zur Osterfreude und die Osterfreude in unserem Leben mächtig wird, dann werden wir den auferstandenen Herrn froh und furchtlos bitten:
Herr, erschrick uns zum Leben,
damit wir österliche Menschen werden. Amen
Fra' Georg Lengerke
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