Die Welt ist ein zwielichtiger Ort. Hell in ihrer überwältigenden Schönheit und ihrer unausdenklichen Wunderbarkeit. Dunkel in ihrem schrecklichen Leid und dem raffiniert-mächtigen Bösen in ihr.
Im Johannesevangelium bezeichnet „Welt“ beides:
Zum einen den Ort der Abgewandtheit von Gott, an dem „die Menschen die Finsternis lieber haben als das Licht“, an dem der Mensch sich selbst und seinen Nächsten, seine Berufung und Begabung, Vergangenheit und Zukunft allein nach inner-„weltlichen“ Kriterien und Maßstäben beurteilt und an dem das Böse als „Herrscher dieser Welt“ mächtig ist.
Zum anderen ist sie Gottes Schöpfung. Versehrt, aber nie aufgegeben. Im Gegenteil: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn hingab“, um in ihr vom Vater her „Licht der Welt“ zu sein und sein Leben für das „Leben der Welt“ zu geben, damit diese gerettet wird.
Das Kommen Gottes in die Welt als Mensch bricht ihre Selbstherrlichkeit und ihre Deutungshoheit auf. Verbunden mit ihm ordnet sich unser je eigenes Leben, das Leben der Kirche und der Welt neu. „Entweltlichung“ (Benedikt XVI.) ist nicht Rückzug aus der Welt. Sie bedeutet im Gegenteil Hinwendung zu ihr – jedoch in der Mitliebe mit Gott, die sich nicht „weltlich“ verstehen oder vereinnahmen lässt.
Sie mag noch so kaputt sein. Gott liebt diese Welt (und jeden von uns in ihr) um den Preis seines eigenen Lebens.
Fra' Georg Lengerke
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