Anbetung in der Münchener Asamkirche. Vincent (7) stößt seine Mutter an, zeigt auf den großen Gnadenstuhl über dem Altar und flüstert: „Mami, schau mal! Die haben Gottvater dargestellt! Ich dachte, das ist verboten.“
Ist es auch. Vincent hat recht. Zwar hat das 7. Konzil von Nizäa 787 die Darstellung Christi, Mariens und der Heiligen gegen die Ikonoklasten verteidigt. Aber später hat die Kunst offenbar vergessen, dass wir uns von Gott selbst kein Bild machen dürfen (Ex 20,4). Warum nicht?
Erstens weil jedes menschengemachte(!) Bild Gott nicht darstellt, sondern entstellt. Zweitens weil es die Versichtbarung Gottes ja schon gibt: Zuerst den Menschen, der „im Bild Gottes geschaffen“ ist (Gen 1,27), so dass Adam der Eva und Eva dem Adam Gott offenbart. Dann, nach der Selbst-Entstellung dieses ursprünglichen Bildes, indem Gott uns in Jesus Christus das „Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15) gibt, in dem er selbst für uns sichtbar wird.
Es gibt Christen, die beten gar nicht Gott an, sondern ihr Gottesbild. Mit dem Satz: „Das entspricht nicht meinem Gottesbild!“ hat schon mancher das Gespräch über Gott (oder mit Gott) beendet.
„Zeig uns den Vater; das genügt uns“, sagt Philippus, und klingt dabei ein wenig ungeduldig. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, antwortet ihm Jesus. Das Gottesbild der Christen ist Christus, in dem sich uns Gott selbst zeigt. Wir kommen mit ihm an kein Ende.
Bis wir ihn schauen von Angesicht zu Angesicht.
Fra' Georg Lengerke
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